Eine Frau schützt sich mit Schirm vor der Sonne in Hanoi, Vietnam
Diese Woche sollen die Temperaturen in Hanoi auf 38 Grad steigen
APA/AFP/NHAC NGUYEN

Hanoi – In Vietnam droht wegen einer Hitzewelle ein Kollaps der Stromversorgung. Um das Energiesystem zu stabilisieren, wird nun in Hanoi und zahlreichen weiteren Städten die Straßenbeleuchtung abgedreht oder verringert. Schon in der Vorwoche hatte die Regierung angeordnet, dass Klimaanlagen nicht auf Temperaturen unter 26 Grad eingestellt werden dürfen.

Konkret soll die gesamte Straßenbeleuchtung am Abend eine halbe Stunde später eingeschaltet und in der Früh eine halbe Stunde früher abgeschaltet werden. Außerdem sollen die Laternen an wichtigen Straßen und in Parks auf die Hälfte der bisherigen Stärke gedimmt werden.

Wasser auf das heiße Ziegeldach bringt nur kurze Abkühlung
APA/AFP/NHAC NGUYEN

"Wenn alle Leute Energie sparen, werden wir genug Strom haben. Wenn nicht, wird es zu einer teilweisen Überlastung kommen", sagte ein Vertreter des staatlichen Energiekonzerns EVN in Hanoi. Das kommunistische Land ist besonders stark vom Klimawandel betroffen. Diese Woche sollen die Temperaturen in der Hauptstadt auf 38 Grad Celsius steigen, ein in Verbindung mit hoher Luftfeuchtigkeit und dem Smog in Hanoi kaum erträglicher Wert.

Multinationale Unternehmen fressen Strom

"Es ist so heiß draußen, dass die Menschen Schutzkleidung tragen müssen", schilderte ein 67-jähriger Bewohner der Stadt. Viele suchen Freibäder auf, um sich ein wenig Abkühlung zu verschaffen.

Das vietnamesische Energiesystem steht derzeit gleich mehrfach unter Druck. Zahlreiche multinationale Unternehmen verlagern ihre Produktionsstätten in das Land, weswegen der Strombedarf in zweistelligen Prozentwerten jährlich wächst. Wegen der höheren Temperaturen steigt der Verbrauch von Klimaanlagen. Zugleich hat sich das Land zum Ziel gesetzt, klimaschädliche Kraftwerke abzuschalten. Derzeit wird noch knapp ein Drittel des Strombedarfs des Landes durch Kohlekraftwerke gedeckt. (APA, 30.5.2023)