Staatssekretär Tursky nimmt sich des E-Sports in seinem Ministerium an. Konflikte mit dem Sport sollen so in mögliche Kooperationen umgewandelt werden.
A1 eSports / Florian Wieser

6.000 Gäste haben am Samstag das Wiener E-Sport-Festival besucht. Ebenfalls zu Gast war Digitalstaatssekretär Florian Tursky (ÖVP), um über die zunehmende Relevanz des digitalen Wettbewerbs zu sprechen. Der ewige Streit mit klassischen Sportarten soll mit den neuen Verantwortlichkeiten endlich der Vergangenheit angehören.

Politische Vertretung

"Wir haben in den letzten Jahren viel daran gearbeitet, den E-Sport in der Politik zu etablieren", erzählte Stefan Baloh vom E-Sport-Verband Österreich (ESVÖ). In den über zehn Jahren, die Baloh Gesicht der Szene ist, hat er viele verantwortliche Politikerinnen kommen und gehen gesehen. Aktuell sieht er sich einer offenbar zur Kommunikation bereiten türkis-grünen Koalition gegenüber, die am Tag des E-Sport-Festivals in Wien die Relevanz der Thematik auch öffentlich signalisierte. Staatssekretär Tursky erklärte vor Ort, dass der ESVÖ vor rund einem Jahr auf ihn zugekommen sei und gemeint habe, es fehle eine "politische Vertretung" der Szene. Diese ist laut Tursky nun im Amt.

Ein "stiefmütterliches Dasein" habe der E-Sport gefristet, meinte der Staatssekretär, nachdem er den Bereich im letzten Jahr kennenlernen durfte. Grund dafür sei, dass man nie genau wusste, wo der E-Sport eigentlich verortet gehöre. Sportministerium, Digitalisierung – es sei nie ganz klar gewesen. Tursky hat sich nun dazu entschieden, dass man es unter die eigenen Fittiche nehmen will, allerdings in guter Absprache mit angrenzenden oder überlappenden Themenbereichen. 

"Die Bedeutung von E-Sport in Österreich ist evident", sagte Tursky. 1,3 Millionen Österreicherinnen und Österreicher interessieren sich demnach für E-Sport, schauen regelmäßig zu oder spielen selbst. Das sei ein wachsendes Thema, dem man sich nicht verschließen dürfe. E-Sport könne helfen, die "digitalen Fähigkeiten der Österreicherinnen und Österreicher" zu steigern. Man sei generell daran interessiert, die digitalen Kompetenzen im Land zu erhöhen, und mit Games könne man gut die junge Zielgruppe abholen, sagte der Staatssekretär. Beweis dafür seien die ersten Jobstände von Firmen auf dem E-Sport-Festival. 

Bei den hinter dem heimischen E-Sport stehenden freiwilligen Strukturen in Form von Vereinen gebe es aber viel zu tun, um hier die Strukturen zu stärken. Da es sich hier nicht um "traditionelle Strukturen" handle, müsse man als Politik eingreifen, angefangen bei rechtlichen Fragen bis hin zur Klärung der Gemeinnützigkeit.

Zum E-Sport gehören Emotionen genauso wie im klassischen Sport.
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Tursky (Zweiter von rechts) ist kein großer Gamer, weshalb er über die Zusammenarbeit mit den Grünen in Person von Zorba Süleyman (rechts im Bild) erfreut ist, der schon länger Teil der zuständigen Arbeitsgruppe ist.
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Förderungen

In einer Arbeitsgruppe arbeite man schon lange zusammen, um viele dieser Fragen zu klären. Die Frage, ob E-Sport-Vereine den Status der Gemeinnützigkeit erhalten sollen, will man sehr bald mit einem klaren Ja beantworten. Das bestätigte auch der Grünen-Abgeordnete Süleyman Zorba, der schon länger Teil dieser Arbeitsgruppe ist. Ein weiterer Punkt sei, eine bisher nicht bestehende Förderlandschaft für den E-Sport aufzubauen. Speziell hier gab es in der Vergangenheit Verstimmungen mit den Vertretern klassischer Sportvereine, da man um die Kürzung der eigenen Mittel bangte. 

Zorba bestätigte, dass in dieser Arbeitsgruppe Stakeholder mit verschiedenen Interessen aufeinandergetroffen sind, die sonst ein eher ein "schwieriges Verhältnis miteinander haben". Die Entwicklung in dieser Gruppe sei aber vorbildlich gewesen, und man habe sich als Politik schnell aus der Moderatorenrolle zurückziehen können. So hätten schnell Erfolge erzielt werden können, speziell in Sachen Aufklärung. Vertreterinnen der Finanzämter konnten beispielsweise laut Zorba in der Vergangenheit mit der Definition eines E-Sport-Vereins wenig anfangen, vielerorts seien diese Vertreter in den Bereich Glücksspiel eingeordnet worden – oder es wurde zumindest versucht. 

Tursky bestätigte, dass es eine institutionelle E-Sport-Förderung geben werde. Das seien die ersten Schritte, um bei der Entwicklung der Szene zu helfen. Damit wolle man auch sichergehen, dass in den Bundesländern mehr in Sachen Jugendarbeit gemacht werde. Das Gegeneinander-Ausspielen von klassischem Sport und E-Sport hält Tursky für "wenig zielführend". Deshalb mache es Sinn, die E-Sport-Förderung nicht im Sportministerium anzusiedeln, sondern im Zuständigkeitsbereich des Staatssekretärs. Damit komme man endlich aus dieser schon lange andauernden Diskussion heraus. Auch laut ESVÖ-Präsident Baloh ist seit der Klärung, dass man nicht mehr direkt an den klassischen Sport andocken will, die Gesprächsbereitschaft der Sportvereine stark gestiegen. 

Die Idee, ein E-Sport-Festival nicht nur mit Turnierspielen zu füllen, macht das Event für ein breiteres Publikum spannend.
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Zeit zu feiern

6.000 Menschen strömten am Samstag in das Austria Center Vienna und besuchten trotz strahlenden Sonnenscheins das Indoor-Event. Eine riesige Bühne war der Rahmen für die Finalspiele der E-Sport-Liga von A1, die in den verschiedensten Spielen ausgetragen wurden. Hinzu kamen rund 70 Aussteller, angefangen von diversen Indie-Games-Herstellern über Cosplayer bis hin zu Brettspiel- und Merchandise-Anbietern. An jeder Ecke konnte bei Gewinnspielen mitgemacht oder an einem Community-Turnier teilgenommen werden. 

Zwei Titel durfte Austrian Force Willhaben einstecken, in "Valorant" konnte sich das neu formierte Team Veni eSports gegen die Sissi State Punks durchsetzen und so den ersten Titel in der Vereinsgeschichte einheimsen.
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Wer das Event verpasst hat, wird in diesem Jahr noch mehrere Möglichkeiten haben, den heimischen Spielerinnen auf die Finger zu schauen oder auf den diversen Veranstaltungen Kontakte mit heimischen Vereinen zu knüpfen. Bereits in wenigen Wochen, am 1. und 2. Juli, findet im Messezentrum Salzburg zum bereits zweiten Mal das Festival Level Up statt. Auch dort wird man neben E-Sport-Turnieren allerlei Rahmenprogramm erleben können. Zwischen 13. und 15. Oktober feiert dann die Wiener Gamecity im Rathaus ihr Comeback. Ähnlich wie bei den anderen Events und der Vienna Comic Con im November dürfen auch hier Cosplay-Kostüme präsentiert, Brettspiele gespielt und anderes Entertainment erlebt werden. (Alexander Amon, 30.5.2023)