Wenn ein Vater seinen Sohn feuert, ist das fürs familiäre Klima sicherlich ungünstig. Wenn der Vater ein Regierungschef ist und der Sohn sein politischer Sekretär, wird daraus noch dazu ein veritabler Skandal. So geschehen in Japan, wo Premier Fumio Kishida seinen 32-jährigen Spross Shotaro Kishida seines Amtes enthoben hat. 

Zum Verhängnis geworden ist Shotaro Kishida ein Bericht des japanischen Nachrichtenmagazins "Shukan Bunshun". Darin wurde preisgegeben, dass der älteste Sohn des Premiers am 30. Dezember mit etwa zehn Verwandten eine Party im Amtssitz seines Vater gefeiert hatte. Auf Fotos ist zu sehen, wie sie offizielle Pressekonferenzen nachstellen, sich auf der symbolträchtigen, mit einem roten Teppich bedeckten Treppe aufstellen, wie es sonst ein Regierungskabinett macht, oder wie sie einfach nur lässig darauf herumliegen. 

Im Amtssitz des japanischen Premiers wurden unter anderem Pressekonferenzen nachgestellt. 

Fumio Kishida, der der konservativ geprägten Liberaldemokratischen Partei angehört, hatte seinen Sohn daraufhin gerügt, von einer Demission zunächst aber abgesehen. An der massiven Kritik an Shotaro Kishida änderte das nichts, auch hatte der Regierungschef erst vor kurzem in Umfragen einen kleinen Einbruch seiner Beliebtheitswerte verkraften müssen. Nun zog er doch den Schlussstrich bei seinem Sohn. 

Verhalten "unangemessen"

Das Verhalten von Shotaro Kishida sei "für einen politischen Sekretär unangemessen", es sei beschlossen worden, "ihn zu ersetzen", erklärte sein Vater daher am Montag. "Ich werde meiner Verantwortung gerecht, sorgfältig auf die Stimme des Volkes zu hören und Probleme zu lösen", so der 65-Jährige. Mit Takayoshi Yamamoto wird ein langjähriger politischer Gefährte seinem Sohn nachfolgen. 

Fumio Kishida Shotaro Kishida
Japans Premier Fumio Kishida hat seinen Sohn Shotaro Kishida entlassen.
APA/AFP/JIJI Press/STR

Fumio Kishida hatte seinen Sohn erst vergangenen Oktober zu einem seiner acht persönlichen Sekretäre gemacht. Und bereits im Jänner hatte er schon für die ersten Negativschlagzeilen gesorgt: Während einer Europareise seines Vaters nutzte er offizielle Botschaftsgefährte für Sightseeing- und Einkaufstouren in Frankreich und Großbritannien. 

Souvenirs für den Papa gekauft

Regierungsbeamte verteidigten daraufhin Shotaro Kishida, die Fahrten gehörten zu seinen Pflichten als politischer Sekretär. Es seien PR-Aktivitäten für das Büro des Premierministers gewesen, er habe auch Vertreter internationaler Organisationen getroffen und Souvenirs für seinen Vater und andere Regierungsmitglieder eingekauft, hieß es. Aber so wirklich überzeugen ließ sich von dieser Version kaum jemand.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein japanischer Regierungschef seinen Sohn zu seinem politischen Sekretär macht. Langfristiges Ziel ist, den Spross zum möglichen Nachfolger aufzubauen, die aufkommenden Nepotismusvorwürfe werden da meist gekonnt ignoriert. Dass es Shotaro Kishida nun noch ins japanische Premiersamt schafft, darf aber stark bezweifelt werden. (ksh, 30.5.2023)