Auf technischen Trails, alpinen Pfaden und steilen Wegen zwischen Innsbruck und Neustift im Stubaital, ließ in den vergangenen Tagen die Weltelite im Trailrun und Berglauf die Wadenmuskeln spielen. Vom 6. bis 10. Juni ging in den Tiroler Bergen die zweite kombinierte Weltmeisterschaft im Trailrun und Berglauf in Szene. Rund 1.300 Athletinnen und Athleten aus 68 Nationen nahmen teil. Die, die schlussendlich triumphierten, sprachen von spektakulären, aber schwierigen und steilen Rennen. Das große Publikumsinteresse überraschte viele.

Durchwegs glücklich fielen die Stellungnahmen namhafter Personen nach WM-Ende aus: Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) sah sein Bundesland schon zum "Berglauf- und Trailrunning-Land" avanciert. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) wünschte sich ein Tiroler WM-Revival in "einigen Jahren". Politik und Tourismus frohlockten immer wieder über die "Bilder, die durch die Welt gehen".

Tiroler Postkartenmotive verziert mit Athletinnen und Läufern: Die Kalkkögel spiegelten sich im Salfeinsee und den Sportbrillen, die Sonne brannte vom kitschig blauen Himmel auf die hoch konzentrierten Köpfe. Zufrieden zeigte sich auch WM-Organisator Alexander Pittl und fand in seinem Glück Worte, die ein wenig nach Après-Ski klingen: "Während der Vorbereitungen habe ich öfter gesagt, dass ich mir eine WM wünsche, die 'bäng' macht. Nun hat sie 'bäng' gemacht."

Tag 1: Gold für Österreich im Vertical

"Bäng" hat es aus österreichischer Sicht auf jeden Fall gemacht. Schon am ersten Tag, auf der Elferhütte im Stubaital, als die 43-jährige Oberösterreicherin Andrea Mayr in einem spektakulären Vertical-Bewerb über 7,1 Kilometer und 1020 Höhenmeter als Erste die Ziellinie überquerte. Kurz vor Philaries Jeruto Kisang aus Kenia, die 800 Meter vor dem Ziel noch in Führung lag. Während Mayr bis ins Ziel laufen konnte, musste Kisang die letzten Meter gehen. Es ist Mayrs siebter WM-Titel und die einzige österreichische Medaille bei dieser WM. "Ich wusste, dass mein Rennen startet, wenn es steil wird", sagt Mayr danach. So ticken sie also, die den Berg in Höchstgeschwindigkeit laufend erklimmen.

Das Podium nach einem Berglauf: Drei jubelnde Frauen im Laufdress.
Philaries Jeruto Kisang (Silber), Andrea Mayr (Gold) und Grayson Murphy (Bronze) bei der Flower Ceremony auf der Elferhütte.
WMTRC/ roast media

Bei den Männern holte der Kenianer Patrick Kipngeno Gold. Er erreichte das Ziel nach 40:38 Minuten, 1:33 Minuten vor Levi Kiprotich aus Uganda und 1:46 Minuten vor seinem kenianischen Landsmann Josphat Kiprotich. Etwas mehr als fünf Minuten nach Kigngeno kam der erste Österreicher ins Ziel: Manuel Innerhofer. Er landete auf dem 29. Platz. Sein Resümee: "Zu steil" sei das Rennen gewesen. Außerdem zu eng zum Überholen. Schon auf den ersten 800 flachen Metern der 7,1 Kilometer langen Strecke mit 1.020 Höhenmetern legte die Spitze ein extrem hohes Tempo vor. Dann führte die Strecke vom Asphalt durch ein schmales Tor auf einen engen Steig in Richtung Elferhütte. Kenia sicherte sich die Teamwertung, Österreich Platz elf.

Ein Läufer überquert das Ziel nach einem Berglauf
Der Kenianer Patrick Kipngeno holte Gold im Vertical der Männer.
WMTRC/ roast media

Tag 2: Trail-Short-Thriller

45,2 Kilometer und 3121 Höhenmeter galt es beim Trail Short am zweiten Renntag, Donnerstag, zu bezwingen. Der Österreicher Hans-Peter Innerhofer konnte sich mehr als 90 Minuten lang unter den Top Ten halten, hatte dann aber mit Krämpfen zu kämpfen und musste schlussendlich mit Platz 32 vorliebnehmen. Weltmeister Stian Hoving Angermund aus Norwegen konnte seinen Titel verteidigen. Bester Österreicher wurde Dominik Matt auf Rang 29. 

Ein Läufer mit norwegischer Flagge im Zielbereich
Der Norweger Stian Hovind Angermund konnte im Trail Short seinen Weltmeistertitel verteidigen.
WMTRC/ roast media

Ein knappes Duell um den Sieg lieferten sich - wie auch schon beim Vertical am Vortag – die Damen. Schlussendlich überquerte – bis über beide Ohren strahlend – die Französin Clementine Geoffray als Erste die Ziellinie, nur zwei Minuten vor der Schweizerin Judith Wyder, die lange vorne lag. Geoffray hatte vor allem im Downhill geglänzt. Dritte wurde Theresa Leboeuf, ebenfalls aus der Schweiz. Die beste Österreicherin Johanna Hiemer erzielte den 31. Platz – sie startete mit einem gebrochenen Zehen. 

Eine strahlende Läuferin im Zielbereich
Die strahlende Weltmeisterin im Trail Short: Clementine Geoffrey aus Frankreich.
WMTRC/ Janine Brugger

Tag 3: Französisches Doppel-Gold

Auffallend stark präsentierten sich über die gesamte WM die Läuferinnen und Läufer aus Frankreich. Am dritten Renntag erkämpften sich der 23-jährige Benjamin Roubiol und Marion Delespierre beim knallharten Trail Long über 86,9 Kilometer und 6.500 Höhenmeter Gold. Als bester Österreicher landet Alexander Hutter mit einem Rückstand von 52:48 Minuten auf dem 20. Platz. Er hatte sich lange unter den besten 15 gehalten, war aber dann zurückgefallen. Roubiol hatte knapp unter zehn Stunden gebraucht.

Eine Läuferin mit französischer Fahne im Ziel
Weltmeisterin in der Königsdisziplin Trail Long: die Französin Marion Delespierre.
WMTRC/ roast media

Wie Hutter konnte auch der Stubaitaler Christian Stern auf seinen Heimtrails punkten. Er erzielte den 24. Platz und lag schon früh im vorderen Viertel des Feldes. "Eine so starke Platzierung hätte ich mir nicht erwartet", sagt Stern dem STANDARD am Sonntag am Telefon. Er habe "das Letzte noch rausgequetscht" auf den finalen Metern im Ziel. Die 129 gestarteten Frauen und 151 Männer litten unter den unerwartet hohen Temperaturen. Beste Österreicherin wurde Claudia Rosegger auf dem 19. Platz.

Tag 4: Schneller letzter Bewerb in Innsbruck

Über zwei Runden von der Altstadt auf die Trails über Innsbruck und wieder zurück, führte schließlich das Mountain Classic am Samstag. Bei den Männern setzte sich Leonard Chemutai aus Uganda auf den 15 Kilometern und 370 Höhenmetern durch. Vertical-Weltmeister Patrick Kipngeno wurde Vierter. Bester Österreicher wurde wie schon im Vertical Martin Mattle auf dem 57. Platz. Manuel Innerhofer, der schon beim Vertical gestartet war, stürzte nach knapp sechs Kilometern, erlitt eine Platzwunde am Kopf und musste genäht werden.

Zwei Läufer vor dem Goldenen Dachl in Innsbruck
Die Bilder, die um die Welt gehen und Tourismusherzen höher schlagen lassen: Der Mountain Classic am Samstag führte zunächst durch die Innsbrucker Altstadt.
Innsbruck Tourismus/Bause

Weltmeisterin wurde Grayson Murphy aus den USA. Platz zwei geht mit einem Rückstand von 57 Sekunden an die Schwedin Tove Alexandersson, die lange in Führung lag. Die einzige Österreicherin im Starterfeld, Bernadette Schuster, belegte mit 14:36 Minuten Rückstand Rang 59. Der Samstag ging schließlich mit einer feierlichen Übergabe an die WMTRC 2025 in Canfranc in den spanischen Pyrenäen zu Ende. (Maria Retter, 11.6.2023)