"La deutsche Vita", titelte die "FAZ" ihren Reisebericht über das Pensionistenparadies Ischia, dem die deutsche Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel jedes Jahr zu Ostern einen Besuch abstattet. Paparazzi-Fotos zeigen sie und ihren Mann leger in Wanderoutfits und mit Baseballcaps. Ischia gilt nicht unbedingt als cool, aber gerade deshalb ist es ja so erholsam dort: keine Raves, dafür heiße Thermalquellen.

Bunte Liegestühle von einem Pool.
Die Farben sind so intensiv wie in einem kitschigen 60er-Jahre-Italienfilm.
Karin Cerny

Schon die Anreise ist easy: Mit Direktflug geht es aus Wien nach Neapel, der Flughafenbus bringt einen direkt zum Fährhafen, in 50 Minuten ist man auf Ischia. Hat man ein Fährticket im Voraus gebucht, aber erwischt schon eine frühere, kann man locker für sechs Euro Gebühr umbuchen. Angela Merkel steigt in einem Nobelhotel in dem Fischerdorf Sant' Angelo ab, das zwar malerisch in einer Bucht liegt, aber so künstlich wie ein Touristen-Freiluftmuseum wirkt. Ich finde das Ostufer beim Castello Aragonese entspannter, da gibt es kleine Strandabschnitte und viele Privatunterkünfte.

Die Poseidon-Gärten 
Die Poseidon-Gärten sind auf Terrassen unterschiedlicher Niveaus angelegt.
Karin Cerny

Vorsaison ist auf Ischia Pflicht, ich fürchte, im Sommer ist es schrecklich überlaufen. Falls das Wetter nicht mitspielt oder das Meer noch zu kalt ist, gibt es als Alternative ohnehin Thermen, die jedes Jahr ab Ostern aufsperren. Einige Hotels haben eigene Quellen, aber ich fahre am liebsten in die Poseidon-Gärten, eine riesige Anlage direkt am Meer. Wie auf einem Reisfeld sind da auf Terrassen 20 Becken aufgereiht, das Thermalwasser hat eine Temperatur zwischen 15 und 40 Grad – außerdem gibt es ein Dampfbad in einer Steingrotte. In manchen Becken hat man das Gefühl, langsam gebraten zu werden, direkt daneben ist dann meist aber ohnehin ein Schockbecken zum Abkühlen. Eine kleine, unscheinbare Statue zeigt Sebastian Kneipp, die Inschrift ist auf Deutsch: "Im Wasser ist Heil." Imposanter ist freilich die Statue des nackten Poseidons, der einen imaginären Speer zu werfen scheint.

Eine Poseidon-Statue auf der Insel Ischia
Eine Poseidon-Statue am Beckenrand.
Karin Cerny

Das Thermalwasser ist aufgrund des vulkanischen Ursprungs der Insel besonders mineralhaltig, es soll gut gegen chronische Atembeschwerden, Arthrose und Entzündungen sein. Im Grunde aber ist bereits das weitläufige Areal mit den vielen Pflanzen und dem Blick aufs Meer unfassbar erholsam und tatsächlich ein kleines Paradies. Die Farben sind so intensiv wie in einem kitschigen 60er-Jahre-Italienfilm. Vormittags ist es am ruhigsten, die meisten Besucherinnen und Besucher kommen erst später. Wichtig ist, eine Badehaube dabei zu haben, die ist nämlich verpflichtend (kann aber auch im Shop erstanden werden). Selbst wenn die Therme gut besucht ist, findet man ein ruhiges Plätzen. Vor allem am Meerwasser-Schwimmpool ist es meist ausgestorben. Und dann gibt es auch ja auch noch den privaten Strandabschnitt, um direkt im Meer zu baden und sich zu erholen. Man kann schließlich nie früh genug damit anfangen, eine Pensionistin zu sein. (Karin Cerny, 17.7.2023)