Brautkleid
Brautkleid im Kasten hängen lassen oder doch lieber verscherbeln - vor dieser Frage stehen viele.
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Pro

Seit vier Monaten plane ich meine Hochzeit. Und auch wenn ich mich nie für eine potenzielle "Bridezilla" gehalten hätte: Der Wedding-Wahnsinn erfasst einen schneller, als man "Ja, ich will" sagen kann. In meiner Prioritätenliste steht das Kleid übrigens nicht an erster Stelle (Gäste) – und auch nicht an zweiter (Genuss). Es kommt eher irgendwo im unteren Mittelfeld, nach dem DJ und knapp vor den Blumen. Wieso ich es trotzdem niemals hergeben würde? Ich liebe Erbstücke. Schon als kleines Kind fand ich es großartig, mit den alten Faschingskostümen meiner Mutter zu spielen. Als Teenager stürzte ich mich auf ihr Maturaballkleid. Wenn sie nicht in mir gar nicht schmeichelndem Orange vor den Standesbeamten getreten wäre, würde ich sehr wahrscheinlich auch in ihrem Hochzeitskleid heiraten. So werde ich aber ganz gewiss mein eigenes aufbewahren. Vielleicht habe ich ja einmal ein Kind, das es gern tragen möchte. Sonst kann es auch in ein paar Jahren noch bei Willhaben landen – dann eben als Vintage-Modell!

Antonia Rauth aus dem Podcast-Team heiratet bald. Ihr Hochzeitskleid wird sie auf jeden Fall als Erbstück aufbewahren.

Kontra

Einmal im Jahr wird mein Kleiderschrank ausgemistet. Alles, was ich ein Jahr oder länger nicht anhatte, kommt weg, ich bin da gnadenlos. Und ja, das betrifft auch mein Brautkleid, das durch seine Masse an Seide, Spitze und feuchtfröhlichen Erinnerungen ungefähr ein Viertel des Kleiderkastens angefüllt hat – und damit eine erste Diskussion über die gerechte Aufteilung von Platz im jungen Eheleben ausgelöst hat.

Ganz einig sind wir uns noch immer nicht, aber dass das Kleid weichen muss, war klar. Auch wenn es wunderschön und die Zukunft ungewiss ist: Ich werde es nicht noch einmal tragen. Ich neige nicht zu Sentimentalitäten. Dass es sich beim Hochzeitstag um den schönsten Tag im Leben einer Frau (denn um die dreht sich in der Hochzeitsindustrie fast alles) handelt, ist verkitschter Blödsinn. Deshalb ist es okay, sich vom Kleid zu trennen, damit es jemand anderem einen tollen Tag beschert. Als Erinnerung bleiben ohnehin hunderte Hochzeitsfotos – auch wenn ich mir die, um ganz ehrlich zu sein, auch schon ewig nicht angeschaut habe.

Immobilienredakteurin Franziska Zoidl hat es nicht so mit Sentimentalitäten. Ihr Hochzeitskleid hat sie bereits ausgemistet. (RONDO, 04.6.2023)