Mit ihr wurde das Österreichische Patentamt cool, modern und, ja auch, weiblich. Mariana Karepova brachte 2015 als erste Frau an der Spitze des Hauses frischen Wind in die altehrwürdige Behörde, die sich seit 1899 um den gewerblichen Rechtsschutz für Patente, Marken und Designs kümmert und mit künstlicher Intelligenz einen neuen Player vorfindet, der dem Schutz geistigen Eigentums eine besondere Dringlichkeit verschafft.

Mariana Karepova, die Präsidentin des Österreichischen Patentamts.
Mariana Karepova geht nach München zum Europäischen Patentamt.
Österreichisches Patentamt/APA-Fotoservice/Reither

Seit die kunstinteressierte Präsidentin im Amt ist, sind die oft recht faden Jahresberichte künstlerisch ambitionierte Kataloge. Das erste Cover zierte ein Pop-Art-Porträt der Erfinderin Hedy Lamarr. Das hauseigene Motto "Nerds don't cry" nutzt die 54-jährige Chefin auf ihrem außergewöhnlich unterhaltsamen Twitter-Account auch, um für Jobs beim Patentamt zu werben. Servietten mit der Aufschrift "Viele Dinge sind auf Servietten entstanden" sollen zeigen, dass eine Schmierzettelidee genügen kann, um die Meinung der Patentamtsexperten einzuholen.

Die beste Nachrede

Sie selbst wird jetzt nach München geholt, als Hauptdirektorin für Europäische und internationale Angelegenheiten des Europäischen Patentamts. Die gebürtige Russin geht mit der besten Nachrede. Gekommen ist sie vor 33 Jahren, als erste Auslandstrips möglich waren: "Danke, Wien. Du warst gut zu mir!", twitterte sie im Jänner dazu. Damals, 1990, geriet die junge Frau, die in Moskau Slawistik und Literaturwissenschaft studierte, an der Uni Wien in eine Vorlesung über Karl Poppers Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, war fasziniert, blieb und studierte Volkswirtschaft.

Ihre Karriere führte die Innovationsökonomin, die seit 1998 österreichische Staatsbürgerin ist, von der Arbeiterkammer zur EU-Kommission, für die sie die Osterweiterung mitverhandelte, in die Forschungsförderungsgesellschaft und ins Infrastrukturministerium.

Eine sowjetische Jugend

Scheu vor Technik hatte die Technologieexpertin nie. In der Familienwohnung in Moskau hingen Patenturkunden ihrer Mutter, einer Mathematikerin und Bauingenieurin, mit dem Vater hielt Tochter Mariana die Datsche auf dem Land in Schuss. Typisch für eine Jugend in Sowjetzeiten, absolvierte Karepova vor der Matura auch eine Lehre in Programmierung und Maschinenbau.

Moskau bleibt ein Sehnsuchtsort für die Mutter eines Sohnes, so wie die Winter an der Wolga. Fremd. Fern. Hinter einer Mauer, für die Russland im Februar 2022 den ersten Stein gelegt hat. Aber, twitterte Karepova: "Nicht alle Russ:innen sind pro Putin." (Lisa Nimmervoll, 31.5.2023)