Sigrid Koizar, Sarah Sagerer, Anja Fuchs-Robetin und Camilla Neumann gewannen drei der vier WM-Gruppenspiele.
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Wien – Österreich zählt bekanntlich nicht zu den großen Basketballnationen. Dass sich das ändern kann, steht spätestens seit dem Sensationserfolg der österreichischen Frauen fest. Im letzten Gruppenspiel der 3x3-Weltmeisterschaft in Wien besiegte das Quartett den Titelverteidiger Frankreich mit 13:10 und fixierte somit den Einzug ins Viertelfinale. Zuvor gewannen die Österreicherinnen gegen Teams aus den Niederlanden und Brasilien, gegen Spanien gab es eine Niederlage. In langsamen Schritten erfährt der Sport hierzulande steigende Popularität.

Denn kommt man dieser Tage am Rathausplatz vorbei, ist sofort zu merken, dass irgendetwas anders ist. Die einzigartige Sicht auf das Rathaus ist versperrt, stattdessen ragt ein riesiges weißes Zelt hervor, umringt von kleineren Hütten. Doch irgendwie scheint auch alles wie immer. Junge Menschen und Familien mit Kindern haben es sich im Park mit Picknickdecken gemütlich gemacht. Von der Geräuschkulisse lassen sie sich nicht beirren. Dass nebenan die 3x3-Basketballelite gastiert, ist nur wenigen bewusst.

Begeisterung vor dem Rathaus

Bereits zum dritten Mal in Folge geht ein Basketball-Großevent in Österreich über die Bühne. Nach dem Qualifikationsturnier für Olympia 2021 und der Europameisterschaft vergangenes Jahr in Graz ist nun Wien an der Reihe. Österreich ist zu einer Basketballnation geworden. Allerdings nicht im klassischen 5x5, sondern im 3x3 – einer Disziplin, die es erst seit 2007 offiziell gibt. Klingt kompliziert? Ist es gar nicht. In einem Team gibt es vier Spieler oder Spielerinnen, einer oder eine davon ist Ersatz. Beide Teams spielen auf ein und denselben Korb. Tausende Fans schauen begeistert zu. So nun auch in Wien.

Trikots, Schals oder Hüte – Fans mit Merchandiseartikeln sucht man hier vergeblich. Auf Schaumpartys und Alkoholexzesse wird verzichtet. Stattdessen finden sich untertags vor allem kleinere Gruppen an Kindern, Familien oder älteren Personen ein. "Wir sind mit unserer Schulklasse aus dem 21. Wiener Bezirk hergekommen", sagt einer. Ob sie auch selber spielen? "Ja, natürlich." Eine Gruppe von Mädchen ist nicht ganz freiwillig da: "Wir mögen eigentlich kein Basketball, aber die anderen Sachen hier sind ganz cool."

Mit anderen Sachen meint die Schülerin Gewinnspiele von verschiedenen Unternehmen, Fotorahmen der Polizei, aber auch Basketballplätze zum Probieren. Für Unterhaltung abseits des Sports ist gesorgt. Vereinzelt zieht es auch neugierige Touristen auf das Gelände, die wohl eher unabsichtlich auf dem Areal gelandet sind. Kein Wunder: Die Geräusche aus der Freiluftarena machen neugierig. Bis zu 3.000 Fans lockt das Event bei freiem Eintritt an. Das Publikum ist so gemischt, wie man es kaum von einer anderen Sportveranstaltung kennt.

3x3 Basketball, Rathaus Wien, Basketball WM
Vor fast 3.000 Fans erzielte Nico Kaltenbrunner entscheidende Punkte.
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Der Weg ins Stadion ist leicht zu finden: einfach den Stellgittern folgen, vorbei an den Security-Checks, und schon befindet man sich mitten in der größten Basketballparty, die Österreich zu bieten hat. Wer Basketball hautnah erleben will, wer den Sportlern und Sportlerinnen Autogramme oder gemeinsame Fotos entlocken will, ist hier richtig. Die Profis wärmen sich vor der Arena auf, mischen sich unter die Menge. Lediglich ein Absperrgitter trennt die Fans von den Aktiven. Vor den Partien werfen sie noch die letzten Körbe. Vom schaulustigen Publikum lassen sie sich nicht aus dem Konzept bringen. Augen auf, heißt es auf den Zuschauerrängen. So kann es leicht passieren, dass der ehemalige NBA-Spieler Jimmer Fredette neben einem sitzt. Er spielte unter anderem bei den New York Knicks.

Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen über 20 Grad sind die Schattenplätze am Nachmittag begehrt. Ein paar Sitze sind noch frei, die Stimmung ausgelassen. "Die Hände in die Luft, und wir machen noch einmal unseren Wiener Stadtmove", ertönt es aus den Lautsprechern. Das Publikum soll die Hände zu einem "V" machen. V steht für Vienna. Jeder macht mit. "Das erinnert mich an die Stimmung vom Beachvolleyball auf der Donauinsel", "Eigentlich interessiert mich Basketball nicht, aber so ist es richtig cool", ist es auf den Zuschauerrängen zu hören.

Österreichs Männer treffen am Freitag auf den amtierenden Olympiasieger Lettland (17.35 Uhr, ORF Sport Plus) und die Basketball-Großmacht USA (21.20 Uhr, ORF Sport Plus). Für Matthias Linorter, Nico Kaltenbrunner, Rashaan Mbemba und Filip Krämer geht es um den Aufstieg ins Viertelfinale. Zwei Siege gegen Slowenien und Australien konnte das Quartett bereits einfahren. Österreichs Frauen sind erst wieder am Samstag (18.20 Uhr, ORF Sport Plus) im Einsatz. Die Gegnerinnen werden noch ermittelt. (Laura Rieger, 1.6.2023)