Das Klima wird immer unberechenbarer – und teurer. "Wir bezahlen mittlerweile nach Schäden rund eine Milliarde Euro pro Jahr aus", zog Christian Eltner, Generalsekretär des österreichischen Versicherungsverbandes VVO, kürzlich im Rahmen einer Pressekonferenz Bilanz. Im Hochwasserjahr 2002 beliefen sich die Zahlungen auf 300 bis 400 Millionen Euro. Inzwischen würden sich ähnliche Ereignisse alle paar Jahre, wenn nicht sogar jährlich wiederholen.

Es sei außerdem mit einer weiteren Zunahme von Extremwetterereignissen zu rechnen, ergänzt VVO-Vizepräsident Klaus Scheitegel. Das bestätigen auch Studien: Wetter- und klimabedingte Schäden würden um 2030 im Bereich von drei bis sechs Milliarden Euro liegen, um 2050 rechnen die Autoren mit mindestens sechs bis zwölf Milliarden Euro.

Gleichzeitig warnen Expertinnen und Experten vor sinkenden Grundwasserpegeln: "Trockenperioden oder Trockenjahre werden immer wahrscheinlicher", sagt Roman Neunteufel von der Boku Wien in einem Interview mit dem Momentum-Institut. Wegen seiner kontinentalen Lage erhitzt sich Österreich doppelt so stark wie der weltweite Durchschnitt, berichtet die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Besonders im Osten Österreichs sind die Grundwasserstände so niedrig wie selten zuvor.

Ressourcen könnten abnehmen

Wenngleich der aktuelle Wasserbedarf nachhaltig gedeckt werden kann, könnten die verfügbaren Grundwasserressourcen in Österreich bis 2050 um bis zu 23 Prozent – von derzeit 5,1 auf 3,9 Milliarden Kubikmeter – abnehmen. So jedenfalls lautet die Prognose für das "ungünstige" Szenario, das in der Studie "Wasserschatz Österreichs" ermittelt wurde.

In jedem Fall rechnen die Autorinnen und Autoren aber mit zunehmendem Wasserbedarf: Bis 2050 sei eine Steigerung von elf bis 15 Prozent zu erwarten, von derzeit 753 Millionen Kubikmetern auf bis 850 Millionen Kubikmeter im Jahr. Den stärksten Einfluss hätten Bevölkerungszunahme und Klimawandel.

Der richtige Umgang mit Wasser – als kostbarer Ressource, aber auch als desaströser Kraft – gewinnt daher zunehmend an Wichtigkeit. Einige Unternehmen haben sich dieser Probleme daher bereits angenommen.

Schutz vor Hochwasser

Ein Beispiel für gelungene Präventionsmaßnahmen findet sich am südöstlichen Rand von Wien. Dort hat ACO Österreich, ein auf Entwässerungslösungen spezialisiertes Unternehmen, sein bisher umfangreichstes Projekt umgesetzt: Eine riesige Serverfarm bei Schwechat wurde mithilfe eines Regenwassermanagement-Systems auf einen Jahrhundertregen vorbereitet.

Die Aufgabenstellung: Das 40.000 Quadratmeter große Areal soll für ein hundertjährliches Regenereignis von der Dauer von fünf Minuten gerüstet sein. Im Worst-Case-Szenario würden auf die derzeit bestehende Verkehrs- und Dachfläche mit rund 22.000 Quadratmetern etwa 1600 Liter Regenwasser pro Sekunde prasseln.

Eine fertige Versickerungsanlage von oben. Von hier wird das gereinigte Niederschlagswasser wieder dem Grundwasser zugeführt.
So sieht die fertige Versickerungsanlage von oben aus. Von hier wird das gereinigte Niederschlagswasser wieder dem Grundwasser zugeführt.
Julia Salzer

Derartige Vorkehrungen sind im Übrigen vorgeschrieben. "In Österreich muss das Wasser, das auf dem eigenen Grund anfällt, auch versickern können", erklärt Stefan Wiltsche von ACO Österreich. Daher wird das Regenwasser rund um die Serverfarm bei Schwechat über Einläufe aufgefangen und in zwei Sedimentationsanlagen vorgereinigt. Dort setzen sich Schlamm und Sand ab, bevor sich das Wasser über Verteilerschächte auf weitere zehn technische Filter aufteilt.

Dabei handelt es sich um spezielles Filtermaterial, das Kohlenstoffe zurückhalten und Schwermetalle binden können muss. Das gereinigte Wasser wird letztendlich in eine Versickerungsanlage weitergeleitet, wo es nach und nach wieder in das Grundwasser abgegeben wird.

Ein Geotextil, sprich ein spezieller, wasserdurchlässiger Stoff, trennt das System zudem vom Erdreich und liegt direkt auf dem Naturboden auf, wo das Wasser dann einsickert. Trinkwasserqualität hat das gefilterte Wasser laut Wiltsche noch nicht, man könne es aber etwa als Brauchwasser verwenden.

Die Versickerungsanlage besteht aus Elementen, die nach Baukastenprinzip zusammengesteckt werden können.
Die Versickerungsanlage besteht aus Elementen, die nach Baukastenprinzip zusammengesteckt werden können.
Julia Salzer

Satellitenbilder der Dürre

Auch beim Start-up Waterplan dreht sich alles ums Wasser. Den Gründern geht es weniger um den Schutz vor Wasser als darum, Unternehmen beim Wassermanagement zu unterstützen und zur Reduzierung umweltschädlicher Abwässer beizutragen. Zu den Kunden zählen Getränke- und Lebensmittelhersteller wie beispielsweise Coca-Cola und Danone, aber auch Colgate-Palmolive oder der Facebook-Mutterkonzern Meta.

Derartige Unternehmen definieren häufig sogenannte Wasserziele – Waterplan verspricht, ihnen dabei zu helfen. Wenn beispielsweise in einem Gebiet Wasserknappheit herrsche, seien Projekte geeignet, die Versickerung fördern und die Anreicherung bestimmter Grundwasserleiter unterstützen oder die Wiederherstellung von Flussläufen verbessern können, sagt Waterplan-Mitbegründer Nico Wertheimer. Waterplan helfe Unternehmen auch dabei, Projekte zu überwachen, um langfristige Ziele erreichen zu können.

Dabei soll ein Risiko-Framework helfen, um verschiedene Arten wasserbezogener Risiken weltweit zu verfolgen. Dafür werden etwa Überschwemmungs- und Dürreindizes mit Satellitenbildern und meteorologischen Daten kombiniert. So könne man den Gesamtwasserbedarf in einem bestimmten Einzugsgebiet mit der Gesamtwasserversorgung vor Ort und den Bedürfnissen des Kunden abgleichen, sagt Wertheimer.

Um zukünftige Klimaszenarien zu prognostizieren, arbeitet Waterplan auch mit Klimaprognosen des Weltklimarats (IPCC) und analysiert Medienberichte in Bezug auf die wichtigsten Wasserrisiken, wie etwa Knappheit, Überschwemmung oder Qualität. Ergänzt werden die Daten durch Berichte verschiedenster Behörden und Instanzen vor Ort.

Gefahrenlandkarte für Zuhause

Wer es nun genauer wissen will, dem kann das Projekt Hora – kurz für Hazard Overview & Risk Management – weiterhelfen. Dabei handelt es sich um eine interaktive Landkarte, mit der sich für jede Adresse in Österreich Risiken durch Naturgewalten simulieren lassen.

So kann sich jeder in die digitale Gefahrenlandkarte klicken und durch verschiedene Zoom-Einstellungen die Gefährdung des eigenen Hauses oder Grundstücks durch Naturgefahren erkennen. Die Simulationen sind auch in 3D verfügbar, um die Auswirkungen, beispielsweise eines Hochwassers, möglichst anschaulich darzustellen. (Lisa Haberkorn, 04.06.2023)