Frau Schlaf Erholung träumen
Menschen, die vor einer Infektion mit dem Coronavirus einen gesunden Schlaf hatten, erkrankten seltener an Long Covid.
Getty Images/Adene Sanchez

Für all jene, die nach einer Corona-Erkrankung an Spätfolgen leiden, ist die Pandemie längst noch nicht vorbei. Wie viele das sind, weiß man nicht so genau. Die Zahl variiert massiv, je nach dem, welcher Zeitraum oder welche Symptome erhoben werden. Denn das Krankheitsbild ist vielschichtig, und nach wie vor weiß man in der Forschung noch nicht so genau, wie die Symptome entstehen und vor allem: was dagegen hilft und wie man einer Long-Covid-Erkrankung vorbeugen könnte. Die Ergebnisse einer an der Harvard T. H. Chan School of Public Health in Boston durchgeführte Studie liefern jetzt einen neuen Ansatz: Eine gute Schlafqualität verringert das Long-Covid-Risiko.

Im Rahmen der Untersuchung wurde zuerst vor der Pandemie (zwischen 2015 und 2017) und zum Vergleich noch einmal in der Frühphase der Pandemie (zwischen April und August 2020) die Schlafgesundheit von nahezu 2000 positiv getesteten Probandinnen analysiert. Die Teilnehmerinnen sollten ihre Schlafgesundheit hinsichtlich fünf Faktoren bewerten, darunter etwa wie sie sich tagsüber fühlten, ob sie schnarchen und ob sie nachts längere Zeit wach lagen. Aus ihren Antworten ermittelten die Forschenden einen Score, den sie später mit den Angaben zur Schlafqualität während der Corona-Pandemie verglichen.

Um 30 Prozent geringeres Risiko

44 Prozent der Probandinnen entwickelten nach einer Covid-Erkrankung Long-Covid-Symptome, das heißt, sie hatten auch vier Wochen nach der Infektion noch Symptome – so die Definition von Long Covid in dieser Studie. Üblicherweise sprechen viele Fachleute heute erst von Long Covid, wenn die Symptome deutlich länger als vier Wochen anhalten. Das soll aber die Studienerkenntnis nicht schmälern: Im Vergleich zu Frauen mit einem präpandemischen Schlafscore von null oder eins (am ungesündesten) hatten diejenigen mit einem Score von fünf (am gesündesten) ein um 30 Prozent niedrigeres Risiko für die Entwicklung von Long Covid.

Dass gesunder, erholsamer Schlaf und ein gesundes Immunsystem unweigerlich zusammenhängen, weiß man in der Forschung schon lange. Wenn wir schlafen, kann sich unser Organismus regenerieren. Bei Schlafentzug gerät der Stoffwechsel außer Kontrolle, zeigen zahlreiche Studien. "Personen, die gut schlafen, sind wesentlich resilienter gegenüber körperlichen, als auch seelischen Problemen", bestätigt Gerhard Klösch, Schlafforscher an der Med-Uni Wien.

Impfung wirkt besser, wenn man danach gut schläft

Bei Corona ist das gleich doppelt wichtig, denn die Immunkompetenz des Körpers ist bei einer Impfung wesentlich höher, wenn man danach gut schläft. "Das Bilden einer Immunantwort ist ein Lernprozess, und unser Körper lernt im Schlaf", erklärt Klösch.

Welche Rolle die Schlafqualität bei Corona und dessen Spätfolgen spielt, muss künftig noch genauer erforscht werden. Die Ergebnisse der Studie deuten jedenfalls darauf hin, dass gesunder Schlaf auch bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 vor Long Covid schützen könnte. "Künftige Studien sollten untersuchen, ob Interventionen zur Verbesserung der Schlafgesundheit Long Covid vorbeugen oder dessen Symptome lindern könnten", schreiben der Studienautor Siwen Wang und seine Kollegen und Kolleginnen. Klösch schließt sich an: "Es ist eine interessante Studie. Wie belastbar jemand schon vor einer Infektion war, kann entscheidend sein dafür, wie schwer sich eine Infektion auswirkt. Der Schlaf spielt dabei eine wesentliche Rolle und sollte in der Forschung rund um Long Covid dementsprechend berücksichtigt werden." (poem, 5.6.2023)