Für viele ist die Anreise zum Strand mit einer langen Autofahrt oder einem Flug verbunden. Aber es geht auch anders. Wer den fahrbaren Untersatz einmal in der Garage stehen lassen und aus ökologischen Gründen auf den Flieger verzichten möchte, der kommt auch mit der Eisenbahn ans Meer. Vorausgesetzt, man ist flexibel, bringt etwas Zeit mit und auch Sitzfleisch. Los geht's im Norden ...

Ribersborg-Strand, Malmö, Schweden

Der Ribersborg-Strand bei Malmö mit dem Ribersborg Kallbadhus links und dem
Der Ribersborg-Strand bei Malmö mit dem Ribersborg Kallbadhus links und dem "Turning Torso" im Hintergrund.
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Reiseroute: Wien–Berlin–Malmö

Strandurlaub in Schweden? Wieso nicht? Es muss ja nicht immer die Adria sein. (Aber dort kommen wir auch noch hin, nur Geduld.) Wir haben den 2,5 Kilometer langen Ribersborg-Strand in Malmö an der Südküste Schwedens ins Auge gefasst. Hier treffen sich Einheimische und Touristen, um zu schwimmen, in der Sonne zu liegen, zu chillen. Das Ribersborg Kallbadhus (Meerwasserbadeanstalt) liegt auf einem Pier, der in den Öresund hinausragt, der Schweden von Dänemark trennt. Es gibt Saunen, Restaurants, Cafés, einen FKK-Bereich. Wenn man vom Ribersborg-Strand nach Dänemark schaut, liegt rechter Hand der Westhafen (Västra Hamnen). Der kaum zu übersehende "Turning Torso", ein im Stil des Dekonstruktivismus erbautes, 200 Meter hohes Gebäude, dominiert die Skyline. Auf der Strandpromenade herrscht in den Sommermonaten reges Treiben. Vom Westhafen hat man zudem einen guten Blick auf die acht Kilometer lange Öresundbrücke, die sich über den Sund nach Dänemark erstreckt. An klaren Tagen kann man die Gestade des Nachbarlandes sehen. Vom Strand aus ist es zudem nur ein Spaziergang ins Stadtzentrum. Wer es etwas ruhiger mag, setzt sich in den Bus und gondelt gen Süden. Nach 30 Minuten erreicht man den Strand von Falsterbo. Mitten im Naturschutzgebiet erwarten einen weißer Sand, so weit das Auge reicht, und pittoreske schwedische Strandhütten.

Die Zugfahrt: Unsere Reise nach Malmö beginnt am Wiener Hauptbahnhof. Von dort fährt täglich der Nightjet NJ 456 direkt nach Berlin-Gesundbrunnen. Man steigt um 22.10 Uhr in den Nachtzug und kommt frisch ausgeruht um 10.06 Uhr in der deutschen Hauptstadt an. Jetzt bleibt Zeit für etwas Sightseeing, denn erst am nächsten Tag geht es weiter nach Malmö. Möglich macht's die schwedische Eisenbahnlinie Statens Järnvägar (SJ), die auf dieser Strecke ebenfalls einen Nachtzug (SJ Nighttrain 346) betreibt. Abfahrt ist um 18.37 Uhr am Bahnhof Berlin-Gesundbrunnen, nach neun Stunden und 15 Minuten rollt der Zug in Malmö Central ein. Alternativ kann man auch einen Zug der Snälltåget nehmen, der vom Berliner Hauptbahnhof abfährt. Diese Fahrt dauert zehn Stunden und 38 Minuten.

Zandvoort aan Zee, Niederlande

Zandvoort aan Zee zählt zu den schönsten Stränden der Niederlande und ist via Amsterdam sehr gut zu erreichen.
Zandvoort aan Zee zählt zu den schönsten Stränden der Niederlande und ist via Amsterdam sehr gut zu erreichen.
Getty Images/iStockphoto/atosan

Reiseroute: Wien – Amsterdam – Zandvoort aan Zee

Neun Kilometer Sandstrand, der stellenweise hundert Meter breit ist. Nicht umsonst gilt der Strand von Zandvoort an der Nordsee mit seiner Weite als der schönste in den Niederlanden. Und das Beste: Dank einer direkten Bahnverbindung ab Amsterdam erreicht man den Badeort von dort innerhalb von 30 Minuten. Das Seebad ist dementsprechend beliebt. Man muss also damit rechnen, dass einiges los ist. Langeweile sollte jedenfalls nicht aufkommen, egal wie man seinen Urlaub gestalten möchte – auf einer Strandliege relaxen, schwimmen oder Wassersport betreiben. Die Infrastruktur ist gut ausgebaut. Zahlreiche Beachklubs, Strandpavillons und Cafés bis hin zu mobilen Foodstandln, die den traditionellen niederländischen Fischsnack Kibbeling anbieten, verteilen sich über die neun Kilometer. Die Umgebung lässt sich auch gut mit dem Fahrrad erkunden, no na, wir sind ja in den Niederlanden. Für Nostalgiker: Es ist der Badeort, den schon Kaiserin Sisi vor 130 Jahren gerne besucht hat, vermutlich ist sie auch mit dem Zug angereist.

Die Zugfahrt: Los geht's wieder am Wiener Hauptbahnhof. Dort fährt der Nightjet (NJ 40490) direkt in die niederländische Hauptstadt. Abfahrt ist um 19.35 Uhr, nach 14 Stunden und 35 Minuten kommt man am nächsten Morgen um 10.10 Uhr in Amsterdam Centraal an. Um 10.20 Uhr könnte man dann gleich, etwa mit dem IC 12141, nach Zandvoort aan Zee weiterreisen (Ankunft: 10.48 Uhr). Das könnte knapp werden. Aber keine Panik – wie wir jetzt wissen, fährt alle 30 Minuten ein anderer Zug in den Badeort. Das heißt, man braucht sich nicht zu stressen und könnte auch noch ein paar Stunden in Amsterdam verbringen.

Boulogne-sur-Mer, Frankreich

Die Küste zwischen Calais and Boulogne-sur-Mer lockt mit weiten Sandstränden.
Die Küste zwischen Calais and Boulogne-sur-Mer lockt mit weiten Sandstränden.
Getty Images/iStockphoto/Debove Sophie

Reiseroute: Wien–Paris–Boulogne-sur-Mer

Auch ein Strandurlaub in Frankreich ist mit dem Zug möglich. Wir haben uns die Verbindung in die Hafenstadt Boulogne-sur-Mer angesehen. Die liegt zwischen der Somme-Bucht und den Deux-Caps an der Opalküste am Ärmelkanal im Norden Frankreichs. Vor pastellfarbenen Sommervillen leuchten blau-weiße Badekabinen. Dahinter: ein breiter Strand, der Plage de Boulogne-sur-Mer, mit feinem, weißem Sand und ein bewegtes Meer. An klaren Tagen kann man die englische Küste jenseits des Kanals sehen. Der Stadtstrand liegt direkt am Boulevard Sainte-Beuve. Wer also genug vom Sonnenbaden, Schwimmen, Volleyballspielen hat, kann sich die historischen Stätten in Boulogne-sur-Mer anschauen, den größten Fischereihafen Frankreichs besuchen oder die Quallen, Rochen, Haie in Europas größtem Aquarium, im Centre national de la mer Nausicaà, bestaunen.

Die Zugfahrt: Seit 2021 verbindet der Nightjet dreimal pro Woche Wien mit Paris (Montag, Donnerstag, Samstag ab Wien / Dienstag, Freitag, Sonntag ab Paris). Was für unsere Zwecke sehr angenehm ist. Denn diesen NJ 468 besteigen wir an einem Samstag um 19.46 Uhr, um vom Wiener Hauptbahnhof aus in die französische Hauptstadt zu gelangen. Dort kommen wir dann ausgeschlafen um 9.43 Uhr am Bahnhof Paris Est an. Der Zug zum Bahnhof Boulogne Ville fährt in unserem Beispiel um 13.52 ab, allerdings vom Bahnhof Paris Nord. Aber um dort hinzugelangen, bleibt ja genug Zeit. Um 16.14 erreichen wir Boulogne-sur-Mer. Fahrzeit insgesamt: 20 Stunden 28 Minuten.

Rimini, Italien

Ein Klassiker: Rimini ist dank eines saisonalen Nachtzugangebots der ÖBB direkt von Wien aus erreichbar.
Ein Klassiker: Rimini ist dank eines saisonalen Nachtzugangebots der ÖBB direkt von Wien aus erreichbar.
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Reiseroute: Wien–Rimini

Von den schweren Unwettern Mitte Mai hat sich die Emilia-Romagna glücklicherweise wieder erholt. Nun wirbt die Region an der oberen Adria um Touristinnen und Touristen. Diesem Werben wollen wir gerne nachkommen, auch deswegen, weil man mit dem Nachtzug von Wien aus direttissima hinkommt. Strände gibt es an diesem Teil der Adriaküste reichlich, der von Rimini erstreckt sich über eine Länge von 15 Kilometern und ist bis zu 200 Meter breit. Der Küstenort selbst ist so etwas wie das Epizentrum des italienischen Badetourismus. Immerhin eröffnete dort 1843 das erste Seebad an der Adria. Hier gibt es über 100 Strände und zudem Strandpromenaden, an denen sich Villen, Resorts und Hotels mit Blick auf das Meer aneinanderreihen. Die Strände sind im Sommer gut besucht, dessen muss man sich bewusst sein.

Die Zugfahrt: Die ÖBB bieten im Sommer 2023 eine saisonale Nightjet-Verbindung an die italienische Adriaküste nach Ancona an. Damit können die Ferienorte Rimini, Riccione und Cattolica direkt über Nacht erreicht werden. Die Verbindung wird ab Wien (und München) im Zeitraum von 10. Juni bis 9. September 2023 angeboten. Perfekt also für unser Vorhaben. Wir starten um 19.18 Uhr vom Wiener Hauptbahnhof, um den NJ 40233 Richtung Ancona zu nehmen. Zwölf Stunden und 14 Minuten später steigen wir in Rimini aus. Vor Ort ist es dann 7.32 Uhr, und der Spaß kann beginnen, denn der Strand liegt nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt.

Rijeka, Kroatien

Rijeka gilt als das Tor zu den Inseln Kroatiens. Die Hafenstadt in der Kvarner Bucht ist von Wien aus mit dem Zug gut zu erreichen. Noch besser geht's ab Villach und Salzburg, von dort kommt man direkt hin.
Rijeka gilt als das Tor zu den Inseln Kroatiens. Die Hafenstadt in der Kvarner Bucht ist von Wien aus mit dem Zug gut zu erreichen. Noch besser geht's ab Villach und Salzburg, von dort kommt man direkt hin.
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Reiseroute: Wien–Ljubljana–Rijeka

Die letzte Station unserer Zugreise ist die kroatische Hafenstadt Rijeka inmitten der Kvarner Bucht. Schon bei der Einfahrt in den Bahnhof von Rijeka kommt mediterrane Stimmung auf, liegt er doch quasi direkt am Meer. Rijeka ist noch nicht so überlaufen wie Dubrovnik und Split, das Stadtbild ist geprägt von den Spuren vieler Epochen. Die Italiener waren ebenso hier wie die Habsburger. Wegen des großen Hafens sind die meisten Strände um Rijeka herum verteilt. Dafür gibt es eine sehr große Auswahl. Eine breite Ausstattung mit Spielplätzen, Rutschen, Pools, gastronomischem Angebot sowie sanitären Anlagen ist üblich. Der Kieselstrand Ploče zum Beispiel ist unweit des Zentrums zu finden, zeichnet sich durch seine hohe Wasserqualität aus und ist insbesondere bei Familien sehr beliebt, weil der Einstieg ins Meer sehr flach ist. 

Die Zugfahrt: Vom Wiener Hauptbahnhof geht es mit dem EC 151 (Richtung Triest) um 07.58 Uhr los Richtung Ljubljana Hauptbahnhof, den man um 14.00 Uhr erreicht. Beim Umsteigen muss man sich zum Glück nicht beeilen. Denn der Zug mit der Nummer 483 fährt erst um 15.20 Uhr weiter. Drei Stunden, sieben Minuten und 15 Halte später kommt man dann um 18.27 Uhr in Rijeka an. Insgesamt dauert die Fahrt zehn Stunden und 29 Minuten. Man braucht also schon ein bisschen Sitzfleisch für diese Urlaubsfahrt. (Markus Böhm, 10.6.2023)