In Ungarn macht Viktor Orbán regelmäßig Wahlkampf mit Angriffen auf die LGBTIQ-Community, in Ägypten werden Homosexuelle von der Polizei gefoltert. In Afghanistan sind seit der Rückkehr der Taliban Lesben, Schwule und Bisexuelle mit der Todesstrafe bedroht. Erfahren Sie hier den Status der Minderheitenrechte in ausgewählten Staaten.

Nach außen viel Fortschritt

Schweden ist nicht nur in rechtlichen Fragen eines der liberalsten Länder, was Homosexualität betrifft. Umfragen zeigen, dass die Meinung der Bevölkerung in eine ähnliche Richtung geht. Dazu im Gegensatz stehen viele islamisch geprägte oder ehemals kolonisierte Länder. So sagen beispielsweise 97 Prozent der Befragten in Jordanien, dass Homosexualität nicht gesellschaftlich akzeptiert werden soll. Ein durchwachsenes Bild zeigt sich in den anderen Regionen der Welt. Die Zahlen stammen von Umfragen aus den Jahren 2019 und 2020.

Aktuelle Zahlen der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (Internationale Vereinigung der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und Intersexuellen, Ilga) zeigen, dass alle Länder in Europa einvernehmliche gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen nicht kriminalisieren. Global sind es jedoch nach wie vor 65 Länder, die sie kriminalisieren. Von diesen sind 64 Mitglied der Vereinten Nationen.

Seit den 1990er-Jahren ist global ein deutlicher Trend zu verzeichnen. Laut Ilga gab es vor rund dreißig Jahren noch doppelt so viele Rechtsgebiete weltweit, in denen gleichgeschlechtlicher einvernehmlicher Sex als strafbar galt. Dennoch ist es wichtig anzumerken, dass die reine Entkriminalisierung nicht das alleinige Ziel sein sollte. Denn auch wenn sexuelle Handlungen legalisiert wurden, können weiterhin soziale Stigmatisierung und unsichere Lebensumstände bestehen bleiben. In Österreich war Homosexualität bis 1971 illegal.

Nicht in allen Ländern ist die Berichterstattung über LGBTIQ-Themen legal

Nicht nur die FPÖ hat, wie neulich hier berichtet, ein Problem mit der medialen Aufbereitung von Themen, die nicht unbedingt der heteronormativen Vorstellung entsprechen. Auch global gesehen gibt es nach wie vor mehr als 40 Rechtsgebiete, in denen das Diskutieren, die Verbreitung oder das Aufklären über LGBTIQ-Themen in Medien, Schulen und in der Öffentlichkeit Konsequenzen nach sich zieht. Diese reichen von Geldstrafen in Russland bis zum Freiheitsentzug in Saudi-Arabien.

Mehr als genug Probleme auch in Europa

Vor allem im Vergleich zum Nahen Osten und einigen (nord)afrikanischen Ländern ist Europa Vorreiter bei der Akzeptanz von Homosexualität. Zahlen der EU-Studie "A long way to go for LGBTI equality" ("Ein langer Weg bis zur LGBTI-Gleichstellung") aus dem Jahr 2020 zeigen aber, dass es in europäischen Ländern, so auch in Österreich, noch einige Herausforderungen auf dem Weg zu einer inklusiveren Gesellschaft gibt. So verzichtet etwa ein Großteil der Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen zumindest manchmal auf das Händchenhalten.

Ebenso werden bestimmte Plätze von LGBTIQ-Paaren bewusst gemieden. Österreich ist nach Finnland zwar das Land mit dem geringsten Prozentsatz, trotzdem sind es beinahe 20 Prozent der befragten LGBTIQ-Paare, die sich aus Angst vor Bedrohungen oder Belästigungen bewusst von bestimmten öffentlichen Gebieten fernhalten.

Nur aufgrund der Tatsache, dass sie nicht heterosexuell ist, hat jede zehnte queere Person in Österreich in den fünf Jahren vor der Umfrage Gewalt erlebt. In Polen sind es sogar 15 Prozent.

(Texte und Grafiken: Robin Kohrs, Videos: Patrick Sonnweber, Laura Schmidt, Maximilian Leschanz, Vanja Nikolic  23.6.2023)