Stahlerzeugung bei Voestalpine in Linz
Im Energiebereich, aber auch in der Bahninfrastruktur und in der Luftfahrtindustrie spürt der Stahlerzeuger Voestalpine eine anhaltend gute Nachfrage, im Konsumgüter- und Automotive-Bereich, aber auch am Bau ist der Bedarf eher mau.
APA/HANS KLAUS TECHT

Der Stahlkonzern Voestalpine hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende März) trotz widriger Rahmenbedingungen wie Krieg in der Ukraine, hoher Energie- und Rohstoffpreise und dadurch mitverursachter hoher Inflation einen Rekordwert beim operativen Ergebnis erzielt. Mit 2,545 Milliarden Euro lag das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und sonstigen Finanzierungsaufwendungen (Ebitda) um ganze 11,1 Prozent über dem ebenfalls sehr guten Ergebnis des Jahres davor. Trotz Mengenrückgangs hat auch der Konzernumsatz mit plus 22,1 Prozent auf 18,225 Milliarden ein von Voestalpine nie zuvor gesehenes Niveau erreicht. Heuer stellt sich Konzernchef Herbert Eibensteiner auf ein deutlich niedrigeres Ebitda in einer Bandbreite von 1,7 und 1,9 Milliarden Euro ein, wie er bei der Bilanzpräsentation am Mittwoch sagte.

Die Erwartung für das operative Ergebnis sei unter der Annahme getroffen worden, dass sich die Geschäftsentwicklung nach den im Vorjahr gesehenen Ausschlägen in den ersten Monaten nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine wieder halbwegs normalisiert. "Es gilt der Vorbehalt, dass es zu keinen zusätzlichen massiven Verwerfungen kommt," sagte Eibensteiner. 

Höhere Dividende

Freuen dürfen sich die Aktionäre. Sie erhalten vorbehaltlich der am 5. Juli im Linzer Design Center stattfindenden Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2022/23 eine von 1,20 auf 1,50 Euro je Aktie erhöhte Dividende.

Herbert Eibensteiner, CEO Voestalpine
Der Chef von Voestalpine, Herbert Eibensteiner, hofft auf Förderungen für das Projekt Greentec Steel.
Florian Voggeneder/laif

Entspannung gibt es jedenfalls auf der Energieseite, nachdem der Konzern im zurückliegenden Geschäftsjahr so viel wie nie für Strom und Gas zu zahlen hatte. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2020/21 machte die Energierechnung von Voestalpine laut Finanzvorstand Robert Ottel 416 Millionen Euro aus, 2021/22 waren es 860 Millionen Euro und im Vorjahr 1,5 Milliarden, so viel wie nie.  Der Großteil der Zusatzkosten konnte aber durch höhere Produktpreise an Kunden überwälzt werden. "Wir sind jetzt auf dem Weg zurück in Richtung der Werte von 2021/22", sagte Ottel. Wie hoch die Energierechnung heuer tatsächlich ausfallen wird, müsse sich erst weisen.

Trotz volativen Umfelds habe es speziell im Bereich erneuerbare Energien, aber auch bei der Bahn und in der Luftfahrtindustrie starke Nachfrage nach Stahlprodukten gegeben, die weiter anhalte. Der Bereich Automotive kämpfe noch mit Absatzproblemen, seit dem zweiten Halbjahr 2022 seien auch die Konsumgüterindustrie und der Bau eher mau unterwegs.

Verschuldung gesunken

Deutlich gesunken ist bei Voestalpine die Verschuldungsquote, und zwar von 32 auf 21 Prozent im Berichtsjahr. Dazu beigetragen habe auch der Mehrheitsverkauf  der Direktreduktionsanlage in Corpus Christi, Texas, an Arcelormittal. Für 80 Prozent des mit Ertragsschwierigkeiten kämpfenden Werks hat Voestalpine 736 Millionen Euro erhalten. Am texanischem Werk ist der Linzer Stahlkonzern noch mit 20 Prozent beteiligt.

Außerdem hat sich Voestalpine zusichern lassen, langfristig mit jährlich 420.000 Tonnen von sogenanntem Hot Briquietted Iron (HBI) beliefert zu werden. Damit soll garantiert sein, dass die angestrebte Dekarbonisierung der Stahlproduktion in Linz und Donawitz vorangetrieben werden kann. Zum Vergleich: Das Werk in Texas ist auf eine Jahreskapazität von zwei Millionen Tonnen HBI ausgelegt.

Förderansuchen

Noch im Juni sollen, wie CEO Eibensteiner ausführte, die Anträge auf Förderungen für das zukunftsweisende Projekt Greentec Steel eingebracht werden. Um 1,5 Milliarden Euro sollen bis 2027 zwei neue Elektrobogenöfen je einen konventionellen, viel CO2 emittierenden Hochofen in Linz und in Donawitz ersetzen. Eibensteiner hofft auf einen "hohen, zweistelligen Millionen Euro-Betrag aus dem Transformationsfonds", den die Regierung zur Unterstützung der Industrie auf dem Weg zur Klimaneutralität aufgelegt hat. Beim EU-ETS-Innovationsfonds ist Voestalpine zuvor mit einem Förderansuchen für Greentec Steel abgeblitzt

Im neuen Edelstahlwerk der Voestalpine in Kapfenberg, wo nach vierjähriger Bauzeit im Mai dieses Jahres erste Produkte aus dem Bereich Werkzeugstahl hergestellt wurden, laufe alles nach Plan. Im Juli sollen dann erste Produkte zum Einsatz in der Öl- und Gas-, aber auch in der Luftfahrtindustrie vom Band laufen. Ende des Jahres soll dann der Vollbetrieb mit einer Jahreskapazität von 205.000 Tonnen Edelstahlprodukte erfolgen. (Günther Strobl, 7.6.2023)

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