Carlos Alcaraz
Alcaraz?
APA/AFP/EMMANUEL DUNAND

Paris - Carlos Alcaraz brachte es auf den Punkt. "Das ist das Spiel, das jeder sehen will", sagte der Weltranglistenerste auf dem Court Philippe Chatrier, wo er am Freitag (14.45 Uhr, Servus TV, Eurosport) im Halbfinale der French Open auf Novak Djokovic trifft. Es ist das Match der Topfavoriten und das Generationenduell zwischen dem 20-jährigen Spanier und dem 36-jährigen Serben. Es geht zudem um die Nummer eins. Gewinnt Alcaraz, bleibt er auf dem Tennis-Thron sitzen. Djokovic müsste danach noch den Titel beim Sandplatzklassiker holen, um den Jungspund abzulösen.

"Ich freue mich wirklich auf dieses Match und werde es genießen. Es ist toll, in einem Halbfinale gegen eine Legende wie Novak zu spielen", sagte Alcaraz artig und gab sich ob der großen Aufgabe selbstbewusst: "Wenn du der Beste sein willst, musst du die Besten schlagen." Eine Aussage, die Djokovic nahezu deckungsgleich tätigte. Auf den Grand-Slam-Rekordsieger wartet nun die ultimative Hürde: "Es ist definitiv die größte Challenge für mich bisher in diesem Turnier. Er ist der Spieler, den es hier zu schlagen gilt."

Ein Kunststück, das Djokovic in seiner illustren Karriere noch nicht geglückt ist. Den einzigen Vergleich zwischen den ungleichen Kontrahenten im vergangenen Jahr im Halbfinale von Madrid entschied Alcaraz knapp, im Tiebreak des dritten Satzes, für sich.

Vielleicht ein erster Vorgeschmack, denn im Männer-Tennis, das weiß auch Djokovic, bricht eine neue Zeitrechnung an. Die "Big Three" sind Geschichte. Roger Federer hat seine Karriere beendet, der langzeitverletzte Rafael Nadal plant, dies im kommenden Jahr zu tun. Nach einer weiteren Hüftoperation ist das aber mehr als ungewiss, vielleicht ist für den 37-Jährigen der Schlusspfiff bereits ertönt. Hält nur noch Djokovic die Fahne hoch. US-Open-Sieger Alcaraz bringt alles mit, um zum neuen Dominator aufzusteigen.

Schmeichelhaft

Wenn es nach Djokovic geht, kann das allerdings noch warten. Für seinen Widersacher, der sich wie Djokovic dieser Tage in bestechender Form präsentiert (beide haben in fünf Partien jeweils nur einen Satz abgegeben), ist er dennoch voll des Lobes und stellte einen schmeichelhaften Vergleich an: "Er bringt viel Intensität auf den Court, und damit erinnert er mich an jemanden aus seinem Land, der Linkshänder ist", sagte der Serbe in Anspielung auf Paris-Rekordsieger Nadal (14 Titel).

Novak Djokovic
Djokovic?
REUTERS

Jener Nadal, den Djokovic mit seinem 23. Grand-Slam-Titel in der Allzeitrekord-Liste überflügeln will. Dazu muss er aber erst einmal Alcaraz schlagen. Seine größte Waffe bei diesem Vorhaben dürfte, wenig überraschend, die Erfahrung sein. "Es wird sein 45. Halbfinale bei einem Grand-Slam sein, für mich ist es das zweite", stellte Alcaraz nüchtern fest. Er hoffe allerdings, dass seine "Jugend" entscheidender sein wird. Mit einem dritten Roland-Garros-Titel könnte Djokovic der erste Spieler überhaupt werden, der alle vier Majors zumindest drei Mal gewonnen hat.

Das zweite Halbfinale geht etwas unter, wird aber selbstverständlich ausgetragen. Der ein Jahr nach seiner schweren Knöchelverletzung wieder erstarkte Alexander Zverev bestreitet es gegen den Norweger Casper Ruud. Beide eint, noch keinen Grand-Slam-Titel geholt zu haben, der Deutsche war immerhin Olympiasieger. Über die Verletzung denkt Zverev nicht mehr nach, behauptet er. "Ich muss viel darüber reden, aber das ist okay. Ich bin hier, um Tennis-Matches zu gewinnen." Noch vor dem Turnier waren die Experten skeptisch. "Am Tiefpunkt", "keine Entwicklung", "Kopfprobleme", hieß es. Ein Favorit war Zverev für kaum einen der meinungsstarken Ex-Profis wie Boris Becker. Alles nur "dumme Kommentare", konterte der Hamburger und trat den Gegenbeweis an. (sid, red)