Andreas Babler
Andreas Babler scheint in seinem Kleiderkasten mehr als eine Schublade für Merchandiseprodukte des FC St. Pauli reserviert zu haben.
Regine Hendrich

Ein österreichischer Politiker mit einer Schwäche für einen deutschen Fußballverein? Andreas Babler ist bekanntermaßen so einer. Der SPÖ-Chef hat bewiesen, dass er Fan des FC St. Pauli ist. Der 50-Jährige besitzt etliche Kleidungsstücke des Hamburger Vereins – vom Totenkopf-T-Shirt bis zur Kapuzenjacke. Sie kamen in den vergangenen Monaten immer wieder zum Einsatz.

Andreas Babler im April dieses Jahres in Graz.
der Plankenauer/Mag.Plankenauer

Nun könnte man sagen: Na, und? Sich als männlicher Politiker öffentlich zu einem Fußballverein zu bekennen ist wirklich nichts Neues, weder in Österreich noch in Deutschland. Da wäre beispielsweise der deutsche Grünen-Politiker Cem Özdemir, der aus seiner Leidenschaft für den VfB Stuttgart noch nie einen Hehl gemacht hat und hier und da zu passendem Merchandise greift. Oder der SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert. Es gibt unzählige Bilder, die ihn in Fan-T-Shirts oder Trikots von Tennis Borussia Berlin oder Arminia Bielefeld zeigen. Er hege eine gewisse Sympathie für Kämpfer und Underdogs, begründete Kühnert seine Schwäche für die nicht ganz so erfolgreichen Fußballklubs gegenüber der "FAZ". Und: Anhänger von Arminia Bielefeld sei er aus Mitleid geworden.

Kevin Kühnert, Arminia Bielefeld
Kevin Kühnert jubelt 2019 gemeinsam mit Tennis-Borussia-Berlin-Fans.
imago images / Matthias Koch
VfB Stuttgart, Cem Özdemir
Cem Özdemir 2021 auf den Rängen des VfB Stuttgart.
imago images/Pressefoto Baumann

Auch Babler weiß, dass so Punkte zu machen sind. Er fuhr während seiner "Basistour" durch Österreich eine vergleichbare Strategie, holte den Merch allerdings raus aus dem Stadion. Er gab in Dr. Martens, Jeans, Hoodie und St.-Pauli-T-Shirt den linken Underdog, den Andi zum Angreifen. Da passte der "alternative" Hamburger Stadtteilverein, der sich seit den Achtzigerjahren gegen Ausgrenzung und Diskriminierung positioniert, natürlich gut.

Das Bekenntnis zu einem Piefkeverein scheint Babler jedenfalls nicht geschadet zu haben. Im Gegenteil, die Inszenierung als linker Parteirebell kam offenbar an. Und wurde auch im hohen Norden goutiert: "Was er politisch kann, wissen wir nicht, aber fußballerisch ist er sehr weit vorne. Glückwunsch!", twitterte das Social-Media-Team des FC St. Pauli nach der Wahl Andreas Bablers.

Nun aber scheint dessen Merchandisesammlung ein ähnliches Schicksal zu ereilen wie Marco Pogos Lederjacke. Wir erinnern uns: Der Vorsitzende der Bierpartei hatte sein kantiges Image erst in die Hände einer schwarzen Bikerjacke gelegt. Als es dann ernster wurde, präsentierte er seine Kampagne "Mei Präsident" in einem Anzug. Auch der neue SPÖ-Chef beweist, dass er nicht an Kleidungsstücken hängt. Zuletzt trat er in Hemd und Kragen auf. Demnächst dürfte er dann seine Krawatten rausholen. Vor denen, gab er vor wenigen Tagen zu, habe er nämlich auch keine Angst. So viel ist sicher: Aus dem Fanshop des FC St. Pauli werden sie nicht stammen. Dort gibt es in der Accessoire-Abteilung nur Gürtel, Schlüsselanhänger – und Kapitänsbinden. (feld, 12.6.2023)