Die Eisenbahn war 2022 bei Geschäftsreisenden beliebter als das Flugzeug. Fanden 2010 noch zwölf Prozent der 3,22 Millionen Geschäftsreisen mit der Bahn statt, waren es im Vorjahr 22,2 Prozent von 3,06 Millionen Geschäftsreisen.
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Die Anzahl der Geschäftsreisen ist in Österreich nach dem Einbruch in der Pandemie wieder kräftig gestiegen. Mit rund drei Millionen Reisen wurde im vergangenen Jahr fast wieder das Niveau von 2018 erreicht. Im Vergleich zu 2019 sind es immerhin noch um rund 570.000 Reisen weniger, hat der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) berechnet. Und erstmals in diesem Jahrhundert wurden mehr Geschäftsreisen mit der Bahn als mit dem Flugzeug gemacht. Wurde 2019 noch auf 27,7 Prozent der Geschäftsreisen geflogen, waren es 2022 nur mehr 17,9 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil am Zugverkehr von 16,9 auf 22,2 Prozent. Die meisten Geschäftsreisen, nämlich mehr als die Hälfte, werden mit dem Auto gemacht. Auch dieser Anteil ist von 41,1 Prozent 2019 auf 52,2 Prozent gestiegen.

Videokonferenzen statt Geschäftsreisen

"Zunehmend mehr Unternehmen haben in ihren Reiserichtlinien verankert, dass Dienstreisen vorrangig mit der Bahn durchzuführen sind. Auch das Potenzial von Videokonferenzen wird nun stärker genutzt. Der infolge der Pandemie erfolgte Digitalisierungsschub in den Unternehmen macht sich auch hier bemerkbar", erklärt Michael Schwendinger vom VCÖ und arbeitet bei der Gelegenheit auch gleich die Vorteile der Bahn auf Dienstreisen heraus: Pro Personenkilometer verursachen Inlandsflüge im Schnitt über 75-mal mehr Treibhausgase als die Fahrt mit der Bahn. Für Distanzen, auf denen die Bahn keine Alternative zum Reisen darstelle, können Videokonferenzen Flüge vermeiden. Damit stößt der VCÖ ins gleiche Horn wie diverse Umweltschutzverbände wie Greenpeace. Zudem vermeiden Videokonferenzen nicht nur Verkehr, sondern sparen auch Zeit. Der VCÖ fordert aber gleichzeitig auch den Ausbau des grenzüberschreitenden Bahnverkehrs.

Abseits der Geschäftsreisen, ist der Flugverkehr fast wieder auf dem Niveau von 2019. "Im April 2023 verzeichnete die Flughafen-Wien-Gruppe (Flughäfen Wien, Malta und Košice) einen starken Anstieg auf 3.215.252 Reisende (plus 37,5 Prozent zu April 2022). Damit beträgt das Passagieraufkommen im April 2023 in der Gruppe 93,7 Prozent im Vergleich zu April 2019", heißt es von der Flughafen-Wien-Gruppe. Die Zahl der Lokalpassagiere stieg in Wien im Vergleich zum Vorjahr um 38,2 Prozent, die Zahl der Transferpassagiere um 38,1 Prozent. Auch bei den Flugbewegungen gab es im April 2023 einen deutlichen Anstieg um 23,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, und der Frachtverkehr via Flugzeug liegt nur mehr 5,8 Prozent hinter dem vom April 2019. (Guido Gluschitsch, 12.6.2023)