Wenn es eine Sache gibt, die sich der US-amerikanische Schriftsteller Tom Coraghessan Boyle nicht vorzuwerfen lassen braucht, ist es mangelnde Produktivität. Seit seiner ersten Short-Story-Sammlung "Descent of Man" (1979) und seinem ersten Roman "Water Music" ("Wassermusik", 1981) hat er fast durchgehend jährlich alternierend weitere Kurzgeschichten-Sammlungen und Romane vorgelegt.

Der Autor T. C. Boyle sitzt vor einem Bücherregal, neben sich einen Tisch mit Teekanne und Teetasse
Hat mit "Blue Skies" seinen 19. Roman veröffentlicht: T. C. Boyle.
Foto: imago/Peter Hartenfelser

Breites Werk, vielseitige Themen

Selbst aus schwierigen Verhältnissen stammend – beide Eltern waren Alkoholiker –, schaffte Boyle nur mit Mühe den High-School-Abschluss, entdeckte daraufhin jedoch seine Liebe zur Literatur und beendete in weiterer Folge ein Studium der Fächer Englisch und Geschichte. In Englischer Literatur erlangte er schließlich einen Doktortitel. Sein vielfach preisgekröntes Werk wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt und ist nach eigenen Angaben von literarischen Größen wie Gabriel García Márquez, Thomas Pynchon und John Irving inspiriert.

Basierend auf dieser Expertise thematisiert er in seinem Werk oftmals historische Ereignisse oder porträtiert reale Persönlichkeiten, beispielsweise in "World's End", wo er große Teile der amerikanischen Geschichte abbildet, oder "Welcome to Wellville" ("Willkommen in Wellville"), in dem er sich dem Cornflakes-Produzenten John Harvey Kellogg widmet. Andere Persönlichkeiten, denen er schon in Romanen ein Denkmal setzte, waren etwa der amerikanische Sexualforscher Alfred Charles Kinsey in "The Inner Circle" ("Dr. Sex") oder der bekannte amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright in "The Women" ("Die Frauen").

Auch gesellschaftlich brisante Themen gehören häufig zu seinem Repertoire, etwa "The Tortilla Curtain" ("América"), das sich mit dem Schicksal eines mexikanischen Einwanderer-Pärchens in den USA beschäftigt. Mehr als einmal kreisten seine Romane um Drogen, wie etwa "Budding Prospects" ("Grün ist die Hoffnung"), der die Geschichte einer Gruppe von Cannabis-Gärtnern erzählt, oder "Outside Looking in" ("Das Licht"), die Erzählung des mit LSD experimentierenden Psychologen Timothy Leary, der zu Zeiten der Hippie-Bewegung diese Droge propagierte. Ein anderer Roman, in dem Boyle das Leben einer Gruppe von Hippies porträtiert, ist "Drop City". Wiederholt hat sich der 74-Jährige auch den Themen Umweltschutz und Klimakatastrophe gewidmet, etwa in "A Friend of the Earth" ("Ein Freund der Erde"). Ein Thema, das ihm keine Ruhe lässt und auch in seinem jüngst erschienenen aktuellen Roman, einem Ökothriller-Familiendrama namens "Blue Skies", im Zentrum steht, mit dem sich der Autor gerade auch im deutschsprachigen Raum auf Lesereise befindet.

Lesen Sie gerne T. C. Boyle?

Was gefällt Ihnen an seinem Stil und seinen Themen? Welcher seiner Romane hat Sie besonders begeistert – und welcher entsprach vielleicht weniger Ihrem Geschmack? Kennen und mögen Sie auch seine Kurzgeschichten? Teilen Sie Ihre Lese-Tipps mit der STANDARD-Community! (Daniela Herger, 13.6.2023)