Ein 3D-Drucker ist in der Regel mit Arbeit verbunden. Selbst wenn man sich keinen Bausatz anschafft, müssen zumindest ein paar Teile verschraubt und Kabel angeschlossen werden. Dazu gesellen sich Einrichtungsschritte, etwa um das Druckbett horizontal auszurichten und den optimalen Abstand zur Düse einzustellen. Ein Prozess, der auch immer wieder einmal wiederholt werden muss, etwa nach dem Einsetzen einer neuen Düse.

Doch einige Hersteller schlagen einen anderen Weg ein und bieten Geräte an, die nach dem Plug-&-Play-Prinzip funktionieren. Sie werden fix und fertig mit genau aufeinander abgestimmten Teilen geliefert, zur Inbetriebnahme muss man kaum mehr tun, als sie an den Strom anzuschließen und Filament zuzuführen. Dazu gibt es konfigurierte Software, sodass man lediglich ein 3D-Modell herunterladen und mit einem Klick vorbereiten muss, bevor der Druck beginnen kann. Dazu verfügen sie häufig auch bereits über eine Einhausung, was das Arbeiten mit Materialien, die schon auf leichte Temperaturschwankungen mit Verformung reagieren, erleichtert.

Zu nennen wären etwa die Geräte des Newcomers Bambu Lab wie der P1P oder der X1, der K1 der Veteranen von Creality, der Adventurer 4 von Flashforge oder der gerade per Crowdfunding finanzierte Sota von Kokoni 3D. Ein Trend zeichnet sich ab. Und das sind in erster Linie gute Nachrichten.

Weniger konfigurieren, mehr machen

3D-Druck bietet viel Potenzial für kreative Tätigkeiten, genauso wie man ihn auch nutzen kann, um nicht verfügbare Ersatzteile herzustellen oder praktische Dinge für den Haushalt, von denen man zuvor gar nicht wusste, dass man sie braucht. Diese Drucker der nächsten Generation im Consumer-Segment liefern Features, die lange Profigeräten um tausende Euro vorbehalten waren, im Preissegment von 500 bis 1.000 Euro. Nicht spottbillig, aber auch hier dürfte das Preisniveau mit steigender Konkurrenz und Stückzahlen mit der Zeit sinken.

Der P1P von Bambu Lab ist eine Art
Der P1P von Bambu Lab ist eine Art "Posterboy" der neuen Generation an Plug-&-Play-Druckern.
Bambu Lab

Wenn man sich weniger mit der Konfiguration und mehr mit dem eigentlichen Erschaffen von Dingen beschäftigen kann, wird die Technologie vielen Menschen mehr zugänglich. Nicht jeder will sich mit Zusammenbau und Einstellungen beschäftigen, und selbst Nutzer, die das gewohnt sind, können sich an solcher Einfachheit erfreuen. "It just works", um den verstorbenen Apple-Gründer Steve Jobs zu zitieren.

Die dunklen Seiten

Allerdings darf man auch die Nachteile nicht verschweigen. Und auch diese erinnern an Apple-Produkte bzw. den "goldenen Käfig", den das Geschäftsmodell des Konzerns oft darstellt. "Klassische" 3D-Drucker setzen häufig auf offiziell oder de facto standardisierte Anschlüsse und geben den Quellcode frei, mit dem das Gerät und seine Komponenten laufen. Das erleichtert den Zugang zu Ersatzteilen und ermöglicht es Tüftlern, die Geräte mit neuen Sensoren und Softwarefeatures zu erweitern.

Das ist bei den Plug-&-Play-Optionen kaum der Fall. Wenn überhaupt, wird nur ein Teil des Codes offengelegt. Manche Komponenten sind Eigenanfertigungen in sonst nicht gebräuchlichem Format oder nutzen proprietäre Anschlüsse. Die Folge: Selbst leicht tauschbare Ersatzteile müssen direkt vom Druckerhersteller gekauft werden, auf dessen Bevorratung man damit auch angewiesen ist. Zumindest bis Dritthersteller dank Reverse Engineering Alternativen bieten können, was wieder eigene Probleme mit sich bringen kann. Der Austausch von Teilen, die üblicherweise lange halten, ist aufgrund ihrer "verschlossenen" Bauweise häufig schwieriger. An eigene Erweiterungen ist kaum zu denken.

Auch Creality deckt das Segment ab – mit dem Modell K1.
Auch Creality deckt das Segment ab – mit dem Modell K1.
Creality

Aber: Bastlern mag das ein Dorn im Auge sein, für interessierte Neulinge, die sich an Gestaltung und Druck von Kunstwerken und anderen Dingen versuchen wollen, spielen diese Aspekte keine Rolle. Denn ab Werk sind die Geräte ohnehin mit allem ausgerüstet, was man braucht.

Auch als Fan von Open Source kann man die Entwicklung aktuell gelassen betrachten. Die Plug-&-Play-Drucker sind zwar "im Kommen", es gibt aber keine Anzeichen dafür, dass sie die "offenen" Drucker ersetzen werden. Hoffen wir auf ein Zeitalter der "friedlichen Koexistenz". Es ist gut, wenn mehr Menschen sich das Potenzial dieser Technologie erschließen können – und vielleicht früher oder später auch zu "Bastlern" werden. (Georg Pichler, 15.6.2023)