Lars Wingefors, Group CEO der Embracer Group, in einem Wald in Schweden.
Lars Wingefors, Group CEO der Embracer Group, kündigt einen rigiden Sparkurs an.
NAINA HELEN JAMA, Reuters

In den vergangenen zwei Jahren schien die Embracer Group unaufhaltsam. Das schwedische Unternehmen ging in der Gamingbranche auf große Einkaufstour und übernahm Spielestudio nach Spielestudio. Der Höhepunkt war im Vorjahr erreicht, als sich die Unternehmensgruppe neben Square Enix auch die prestigeträchtige "Herr der Ringe"-Lizenz sicherte. Zu diesem Zeitpunkt war die Embracer Group auch außerhalb des Videospielekosmos plötzlich bekannt. Doch nun trüben sich die einst so sonnigen Aussichten über der Firmenzentrale in Karlstad in der schwedischen Provinz Värmland.

Ein solcher Wachstumskurs hat natürlich seinen Preis. Der Schuldenberg des Unternehmens beträgt 15,6 Milliarden schwedische Kronen (rund 1,35 Milliarden Euro). Deshalb müsse man nun von einer Wachstumsphase in eine Cashflowphase wechseln, schreibt CEO Lars Wingefors in einem offenen Brief an die Belegschaft. Dafür müsse ein Teil der 17.000 Köpfe starken Belegschaft gehen, wie viele genau, ließ Wingefors offen.

Zu den weiteren Maßnahmen zum Schuldenabbau gehören die Einstellung von in Entwicklung befindlichen Spielen sowie die Schließung von Spielestudios. Zwei neue Manager wurden angeheuert, um den Schuldenstand der Gruppe bis Ende März 2024 unter zehn Milliarden Kronen zu drücken. Matthew Karch und Phil Rogers sollen die Sparmaßnahmen als COO und CSO umsetzen. Außerdem sollen laut "FAZ" die Investitionsausgaben um 2,9 Milliarden Kronen sinken.

Möglicherweise auch Wien betroffen

Wingefors weist darauf hin, dass mit der bevorstehenden Veröffentlichung von "Remnant 2", "Warhammer 40,000 Space Marine 2", "Payday 3", "Hot Wheels Unleashed 2: Turbocharged", "Arizona Sunshine 2", "Alone in the Dark" und "Homeworld 3" ein starkes Geschäftsjahr für die Unternehmensgruppe zu erwarten ist. Auf Twitter meldete sich Crystal Dynamics zu Wort, das 2022 gemeinsam mit Eidos Montréal und anderen Studios von Square Enix an die Embracer Group verkauft worden war, wie "Gamers Global" berichtet. Das Studio vermeldete, dass weder das gemeinsam mit The Initiative entwickelte "Perfect Dark" noch das neue "Tomb Raider" von den Maßnahmen der Mutterfirma betroffen seien.

Zur Embracer Group gehört auch der in Wien ansässige Publisher THQ Nordic, der das mit Spannung erwartete "Jagged Alliance 3" im Portfolio hat und auch für das Remake des ersten Teils von "Gothic" verantwortlich ist. Auch das Wiener Entwicklerstudio Purple Lamp Games ("Spongebob Squarepants Battle for Bikini Bottom") gehört dem schwedischen Konzern. Wie weit die österreichischen Unternehmen betroffen sind, ist noch unklar.

Schwierigkeiten nach geplatztem Deal

Das Sparprogramm der Embracer Group werde sofort umgesetzt und soll bis März 2024 vollzogen sein. Das Unternehmen geriet im Mai in Schwierigkeiten. Kurz vor der Präsentation des Jahresberichts des Konzerns platzte ein angeblich schon fertig ausverhandelter zwei Milliarden Dollar schwerer Übernahmedeal. Der Aktienkurs des Unternehmens fiel daraufhin um fast die Hälfte. Damit ist Embracer nur noch das zweitgrößte Videospielunternehmen Europas – gleich nach Ubisoft. (pez, 15.6.2023)