Jeans
Kleidung auslüften statt waschen, heißt es jetzt immer häufiger.
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In dieser Woche soll es ausnahmsweise nicht um Krawattenlängen oder Fußballtrikots gehen. Dafür um Dinge, die alle betreffen. Die Rede ist vom Wäschewaschen. Lange wurden T-Shirts oder Hosen morgens aus dem Kasten gefischt und abends in die Trommel geworfen. Nun aber wird dieses in der Welt der Waschmaschinenbesitzer selbstverständliche Ritual immer häufiger hinterfragt.

Das "No wash"-Movement ist nämlich der Meinung: Wir könnten nachhaltiger leben, wenn wir uns einige unserer vielen Waschgänge sparen. Und sie gewinnt immer mehr Fans, stellte unlängst die BBC fest. Selbst die Designerin Stella McCartney scheint keine Berührungsängste mit dem Thema zu haben. Zumindest riet sie vor einigen Jahren gegenüber dem "Guardian", getragene Kleidungsstücke, die nicht unbedingt gereinigt werden müssten, nicht sofort in die Wäsche zu werfen. Nachsatz: Sie wechsele BHs auch nicht täglich und sei kein Fan von chemischer oder sonstiger Reinigung. Die Modedesignerin, die während ihres Studiums in den Ateliers der Londoner Savile Row verbrachte, hatte auch gleich einen Vergleich parat: Maßanzüge, erklärte sie, würden schließlich auch einfach nur abgebürstet.

Ein Kleid 100 Tage lang tragen: eine Challenge des Labels Wool &.

Nun könnte man entgegnen: Das sind Statements, die privilegierten Menschen mit riesigen Kleiderschränken oder Ankleidezimmern locker über die Lippen gehen: Wenn die Auswahl an Kleidern unendlich ist, muss ein Stück nicht ständig zum Einsatz kommen. Doch McCartney steht nicht allein da. Hartgesottene Denim-Fans halten es ähnlich. Sie tragen neue Hosen monatelang, ohne sie zu waschen. Zum Beispiel, um das Ausbluten des Indigo-Blaus zu verhindern.

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Mit diesem Ritual werden sich nicht alle anfreunden können: Sind wir nicht von Waschmittelwerbungen gebrainwasht? "Nicht nur sauber, sondern rein", allein dieser Slogan dürfte tief sitzen. Dabei ist mangelnde Hygiene zum Beispiel im Fall der Jeans gar nicht das Problem. Das hat schon in den Zehnerjahren ein kanadischer Student für einen Versuch der University of Alberta herausgefunden: 15 Monate lang trug er eine einzige Jeans. Das Ergebnis des Experiments: Die Anzahl der Bakterien vor und nach dem Waschgang unterschieden sich nicht signifikant. Geruch und Bakterien hatte der Kanadier bekämpft, indem er seine Jeans ins Tiefkühlfach steckte.

Weitere Tricks gegen Gerüche sind im Internet wie Sand am Meer zu finden: Kleidungsstücke über Nacht auslüften. Wodka in eine Sprühflasche geben und das Kleidungsstück einnebeln. Wen das nicht überzeugt: Es genügt, langsam loszulegen. Und das nächste Mal einen Flecken händisch auszubürsten – statt das T-Shirt sofort in die Waschmaschine zu pfeffern. (feld, 19.6.2023)