Ein Boot im Trockenen
Ein gestrandetes Boot am nahezu ausgetrocknete Anemonensee bei Wiener Neustadt im April.
IMAGO/SEPA.Media

Rupert Murdochs Medienimperium, zu dem auch Fox News gehört, widerfuhr in letzter Zeit allerlei Ungemach, allem voran die Zahlung von fast 800 Millionen Dollar für einen Vergleich in einem Verfahren wegen Verleumdung. Der Kläger war ein Anbieter von Wahlsystemen in den USA gewesen.

In anderen Bereichen sind Falschinformationen für Medienunternehmen weniger problematisch, wenn sich, wie im Fall des Klimawandels, noch zu wenige konkret geschädigt fühlen. Doch Sky News Australia, ein weiteres Medienunternehmen Rupert Murdochs, schaffte es, sich von der australischen Behörde für Medienkommunikation Acma für seine Klimaberichterstattung eine Rüge einzufangen, nachdem Rowan Dean unter anderem den Klimawandel als "betrügerischen, gefährlichen Kult" bezeichnet hatte. Das Unternehmen habe gegen die Regeln der Fairness verstoßen und es verabsäumt, Fakten von Meinungen zu trennen, berichtet der britische "Guardian".

Veränderung der Berichterstattung

Diese Fakten zum Klimawandel dürfen seit einigen Jahren als hinreichend gesichert gelten. Der aktuelle Stand wird regelmäßig vom Weltklimarat IPCC aufbereitet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Doch trotz immer stärkerer Evidenz blieb der Klimawandel lange Zeit in der Öffentlichkeit umstritten. Sowohl die Tatsache, dass er auf menschliche Aktivitäten zurückgeht, als auch seine Existenz an sich wurden von manchen Medien lange Zeit infrage gestellt. Doch nun scheint sich das Blatt zu wenden.

Inzwischen belegen mehrere wissenschaftliche Arbeiten eine grundlegende Veränderung in der medialen Berichterstattung. In einer 2021 im Fachjournal "Environmental Research Letters" erschienenen Studie wurde die Klimaberichterstattung von Zeitungen in den USA, Großbritannien, Neuseeland, Australien und Kanada während der vergangenen 15 Jahre untersucht. Man habe sich angesehen, "wie die journalistische Norm der ausgewogenen Berichterstattung zu einer voreingenommenen Berichterstattung in den Printmedien der Vereinigten Staaten beigetragen hat", schreiben die Forschenden in ihrer Studie.

Dazu untersuchte das Team knapp 5000 Zeitungsartikel zwischen 2005 und 2019 in den USA und dazu noch Texte aus den anderen genannten englischsprachigen Ländern. Schon zwischen 2010 und 2015 habe sich eine signifikante Verbesserung feststellen lassen. Als weniger korrekt seien konkret die kanadische "National Post", Australiens "Daily Telegraph" und "Sunday Telegraph" sowie die britische "Daily Mail" und "Mail on Sunday" aufgefallen. In Summe zeigte sich aber, dass über den gesamten Zeitraum hinweg etwa 90 Prozent der Berichterstattung wissenschaftlich korrekt waren.

Demo-Schild mit der Aufschrift
Ein Schild von Klimawandelleugnern in Tübingen.
IMAGO/Alexander Gonschior

Um zu definieren, was man für "korrekt" hielt, betrachtete man die Aussage, dass der Klimawandel von Menschen versursacht sei. Neben den wichtigsten Studien zu dem Thema zitierte das Team auch mehrere Studien, die eine 97-prozentige Übereinstimmung unter Expertinnen und Experten belegen, dass Menschen zum Klimawandel beitragen.

Von diesem Konsens ausgehend verglich das Team die Berichterstattung mit diesen Fakten. In den USA stieg die Korrektheit der Berichterstattung konstant, allerdings weniger in Australien. Einige Medien in Australien, Kanada und Großbritannien brachten jedoch weniger und außerdem weniger faktenbasierte Beiträge über den menschengemachten Klimawandel.

90 Prozent korrekt

Insgesamt hätten 90 Prozent der Medien im Einklang mit der wissenschaftlichen Evidenz berichtet. Außerdem habe sich kein sogenannter "false Bias" feststellen lassen. Damit ist das Phänomen gemeint, dass durch den Versuch einer ausgewogenen Berichterstattung Falschmeldungen übermäßiges Gewicht erhalten.

Eine aktuelle Studie im Fachjournal "Digital News Report" nahm Fernsehsendungen unter die Lupe. Dabei ging es konkret um die Berichterstattung zum Klimabericht des Weltklimarats aus dem Jahr 2021, in dem die Organisation den aktuellen Wissensstand zum Klimawandel zusammenfasst. Das Team sammelte und analysierte 30 Nachrichtensendungen von 20 Sendern in Australien, Brasilien, Schweden, Großbritannien und den USA. Die Auswahl war nicht repräsentativ: Australien und Großbritannien wählte man wegen ihrer Tradition in Sachen Klimawandelskepsis, Brasilien und Schweden interessierten wegen relativ neuer politischer Strömungen, die den Klimawandel leugneten. 19 der Sender sind bekannte "Mainstreammedien" wie CNN, ABC oder NBC. Dazu kamen elf Sender, die dem rechten Spektrum zugerechnet werden, darunter Fox News.

Es zeigte sich, dass in den sogenannten Mainstreammedien die in den Jahren 2013 und 2014 noch präsenten Zweifel am Klimawandel 2021 verschwunden waren. Dem rechten Spektrum zuzurechnende Medien hielten allerdings an den Zweifeln fest. So lud Fox News etwa Gesprächspartner zu seinen Sendungen ein, die die wissenschaftlichen Ergebnisse in Zweifel zogen.

Das Problem ist nicht auf den englischsprachigen Raum beschränkt. Zwischen 2012 und 2013 war einer Studie im Fachjournal "Communications" zufolge auch in deutschen Medien Klimaskepsis zu finden.

Verschiedene Formen von Skepsis

Doch die Art der Skepsis verändert sich. Die Medienforscherin Jana Egelhofer, die an der Ludwig-Maximilians-Universität München forscht, erklärt, dass die Wissenschaft inzwischen mehrere Formen des Klimawandel-Skeptizismus unterscheidet. "Es gibt verschiedene theoretische Ansätze für Spezifizierungen von Klimaskeptizismus", sagt Egelhofer. "Einer davon unterscheidet zwischen Evidence, Process und Response Skepticism. Evidence Skepticism verneint die Realität des Klimawandels, Process Skepticism kritisiert den wissenschaftlichen Prozess der Klimawandelforschung, und Response Skepticism kritisiert Regulierungsversuche." Vor allem der letzte Bereich gewinne an Bedeutung, sagt die Forscherin. Dabei geht es laut einer Arbeit im Fachjournal "Global Sustainability" vor allem darum, Verzögerungen bei Klimawandelmaßnahmen durch Hinweis auf negative soziale Effekte zu rechtfertigen.

Generell lässt sich eine Verlagerung von grundlegendem Zweifel am Klimawandel hin zu Zweifeln an den Maßnahmen dagegen feststellen. "Mit einer solchen Form des Skeptizismus kann theoretisch also eine größere Personengruppe erfolgreich angesprochen werden", sagt Egelhofer.

Dass diese Strategie tatsächlich verfolgt werden dürfte, zeigt sich auf nichtjournalistischen Informationsportalen. Eine im Fachjournal "Scientific Reports" erschienene Studie untersuchte online verfügbare Informationen von Websites, die einem konservativem Umfeld zuzurechnen sind. Hier ließ sich eindeutig ein Schwenk von Zweifeln am Klimawandel selbst zu Zweifeln an den Maßnahmen dagegen feststellen. Etwa 250.000 Blogeinträge von über 70 verschiedenen Webseiten wurden dazu mit Computermethoden untersucht. Die Seiten waren überwiegend aus den USA und setzten sich aus den Nachrichtenseiten von konservativen Thinktanks und Querdenkerblogs zusammen. Letztere kamen zu etwa 40 Prozent aus anderen Ländern wie Australien und Kanada, aber auch aus Tschechien und Deutschland.

Politische Ereignisse beeinflussen Websites

Die Studie zeigt, dass konservative Thinktanks vor 2008 zu etwa gleichen Teilen den Klimawandel pauschal anzweifelten – oben "Evidence Skepticism" genannt – und die Maßnahmen dagegen kritisierten – der sogenannte Process Skepticism. Danach, also mit der Machtübernahme der Demokraten in den USA, wurde Letzteres forciert. Auch Ereignisse wie die 15. internationale Klimakonferenz beeinflussten die Publikationen dieser Seiten.

Kritik an Klimaschutzmaßnahmen gibt es auch in Österreich, etwa zuletzt von Wirtschaftskammer-Chef Harald Mahrer (ÖVP) im STANDARD-Gespräch, konkret in Bezug auf das Ziel, Österreich bis 2040 klimaneutral zu machen: "Mir kann niemand erklären, wie wir dieses Ziel bis 2040 mit einer sinnvollen Balance zwischen Sozialverträglichkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Modernisierung der Wirtschaft erreichen können." (Reinhard Kleindl, 29.6.2023)