Im Kampf gegen den Klimawandel zählt der Verkehrssektor zu den größten Sorgenkindern. Die Pariser Klimaziele sind längst in weite Ferne gerückt, Politik und Industrie hoffen jedoch, mit dem Umstieg auf E-Mobility der Erderwärmung etwas entgegensetzen zu können. Langsam, aber doch kommt der Trend hin zum E-Auto auch in Österreich an, wie aus einer aktuellen Studie von EY hervorgeht.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat 15.000 Menschen in 20 Ländern (500 davon in Österreich) befragt, wie ihre Auto-Kaufabsichten der kommenden Jahre aussehen. Demnach würde sich in Österreich knapp jede zweite Person (47 Prozent) gegen einen Verbrennermotor und für ein Elektrofahrzeug entscheiden. Global gesehen sind es 55 Prozent, und Österreich liegt damit im unteren Drittel – in China präferieren bereits drei Viertel elektrobasierte Fahrzeuge, in Europa führt Italien mit 70 Prozent das Ranking an.

Hohe Spritpreise als Wechselmotiv

Das Kaufmotiv Nummer eins für ein E-Auto ist aber weniger der Klimawandel, sondern vielmehr die hohen Spritpreise. "Erstmalig seit Beginn der Erhebung werden die hohen Kraftstoffpreise als Hauptmotiv für den Umstieg genannt und überholen damit Umweltbedenken", heißt es in der Studie. Dahinter folgen die zunehmende Reichweite sowie die finanziellen Anreize durch den Staat. Umweltbelange haben es dieses Mal nicht einmal in die Top fünf geschafft.

"Die Preissteigerungen haben auch vor dem Automobilsektor nicht haltgemacht. Für viele kennzeichnet das den Startschuss für den Wechsel zu E-Fahrzeugen, dabei haben staatliche Anreize in den letzten Jahren eine große Rolle gespielt. Da die Kraftstoffpreise allmählich auf ein erschwinglicheres Niveau zurückkehren, besteht die eigentliche Herausforderung für die Hersteller darin, das Interesse an E-Fahrzeugen weiter hoch zu halten", sagt Axel Preiss, Mobilitätsexperte bei EY. E-Autos seien mittlerweile am Markt etabliert, das Vertrauen der Käuferschaft sei da.

E-Auto
Fast jeder Zweite würde sich beim Kauf gegen einen Verbrennermotor entscheiden – Österreich liegt damit international im letzten Viertel, was die Kaufabsicht in Bezug auf E-Autos betrifft.
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Bedenken wegen Batterie und Laden

Reichweite ist dennoch eines jener Themen, das den Österreicherinnen und Österreichern Sorgen bereitet. Vier von zehn Konsumenten haben diesbezüglich Bedenken, ein Drittel macht sich wegen möglicher teurer Batteriewechsel Gedanken, und auch die Ladeinfrastruktur bzw. die gestiegenen Energiekosten sind mehr in den Mittelpunkt gerückt. "Um die E-Nachfrage zu steigern, sind verstärkte Investitionen in die Infrastruktur unerlässlich. Auch wenn E-Autos gerade mit hohen Anschaffungs- und Installationskosten abschrecken, bleiben die Kosten im Betrieb überschaubar und können langfristig sogar günstiger ausfallen. Denn aufgrund steigender CO2-Preise werden auch die Kraftstoffkosten von Verbrennungsmotoren weiter steigen", sagt Preiss.

Generelle Kaufabsichten

Wie steht es generell um die Tendenzen, ein Auto zu kaufen? Global gesehen hätte fast die Hälfte der Befragten vor, sich in den kommenden zwei Jahren ein neues Auto anzuschaffen. Vor drei Jahren waren es noch 33 Prozent. In Österreich sieht das Bild allerdings anders aus. Im Vergleich zum internationalen Durchschnitt haben die Autofahrer hierzulande deutlich weniger Sehnsucht nach einem neuen Gefährt. Nur ein Fünftel (22 Prozent) plant laut Studie, in den kommenden 24 Monaten ein Auto zu kaufen. Österreich belegt damit weltweit gesehen vor Schweden und Singapur den vorletzten Platz – nur in Japan ist der Anteil mit 19 Prozent noch geringer. "Die Situation am österreichischen Markt ist stark durch die hohe Inflation und die damit einhergehende abnehmende Kaufkraft getrieben", begründet Preiss die Zurückhaltung. Deswegen sei im Verhältnis zum Rest das Interesse in Österreich an Gebrauchtwagen überdurchschnittlich groß.

Europäische Industrie verliert an Boden

Generell steht es jedoch nicht allzu gut um die europäische Autoindustrie, zumindest wenn es nach der Unternehmensberatung BCG geht. Weltweit dürfte sie Marktanteile an chinesische und amerikanische Autobauer verlieren. Bei einem Rückgang des Weltmarktanteils von 26 auf 24 Prozent bis zum Jahr 2040 würden 300.000 Arbeitsplätze verlorengehen und die Wirtschaftsleistung um 37 Milliarden Euro schrumpfen, schrieben die Branchenexperten kürzlich in einer Studie.

Neben dem Basisszenario skizzierte BCG auch ein Best-Case- und ein Worst-Case-Szenario. "Neue Technologien und grüne Energie sind für die europäische Autoindustrie eine riesige Chance", sagte Branchenexperte Albert Waas. "Bis 2040 sind 800.000 neue Arbeitsplätze und Steuer-Mehreinnahmen von 25 Milliarden Euro möglich." Aber "insgesamt sind die Abwärtsrisiken höher als das Aufwärtspotenzial", heißt es in der Studie. Im schlechtesten Fall könnte sich der Marktanteil europäischer Autobauer bis 2040 halbieren und die jährliche Wirtschaftsleistung um ein Drittel oder 145 Milliarden Euro fallen. Dies würde mit dem Verlust von 1,5 Millionen Arbeitsplätzen einhergehen. (Andreas Danzer, 27.6.2023)