Sicherheit wird in Zeiten wachsender Cyberbedrohungen immer wichtiger.
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Meinen ersten Aufenthalt bei Airbnb habe ich im Sommer 2012 gebucht. In Israel pennte ich auf der Couch einer fremden Frau, sie bot mir nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern zeigte mir auch die spannendsten Ecken von Tel Avivs verrücktem Nachtleben. Eine gute Zeit.

Als ich über dieselbe Plattform 2023 wieder eine Unterkunft buchen möchte, muss ich mich plötzlich per Ausweis identifizieren, während der Gastgeber mir zurückschreibt: Diese Unterkunft sei für mich ungeeignet, sein Unternehmen habe aber einen weiteren Partnerbetrieb im Angebot. Unternehmen? Partnerbetrieb? Persönliche Identifikation als Maßnahme gegen Betrug? Das ist nicht das spontane Airbnb, das ich mal kannte.

Frustriert wende ich mich ab und zocke lieber eine Runde Diablo 4. Oder doch nicht? Denn Herausgeber Blizzard hat das Blockbustergame mit einer Onlinepflicht versehen – klar, wegen des Service und des Multiplayers. Aber ohne Frage auch, um Raubkopien zu verhindern und auch finanziell schwächeren Menschen den letzten Cent aus der Tasche zu ziehen: 70 Euro kostet das Game. Spielen kann man es an dem Abend nicht – die Server wurden durch eine DDoS-Attacke lahmgelegt.

Die besagte Wartezeit verbringe ich mit dem Üblichen: mich auf sozialen Medien durch Hasspostings und Temu-Werbungen zu scrollen. Lässt sich die Zeit sinnvoller nutzen? Stimmt, ich könnte die gesperrte Banking-App wieder freischalten. Sicherheit geht vor, das verstehe ich schon – nur wird mein eingescannter Ausweis auch beim x-ten Versuch nicht erkannt. Filialen hat die Bank keine, eine Hotline gibt es nicht, auf Mails wird nicht geantwortet. Beim Finanzdienstleister wurde am falschen Ende gespart, nämlich an der Dienstleistung. Gleichzeitig hat das Mehr an Cybercrime zu einem höheren Bedarf an Schutzmaßnahmen geführt.

Man kann es leider nicht anders sagen: Böse Menschen – Cyberkriminelle ebenso wie gierige Geschäftsleute – haben das World Wide Web kaputtgemacht. Und ich hätte gerne die wilden Zeiten von damals zurück, im Sommer vor mehr als zehn Jahren. (Stefan Mey, 29.6.2023)