Tim schafft einen "Fortnite"-Charakter, der aussieht wie Mr. Beast. Der erfolgreichste Youtuber der Welt will ihn daraufhin treffen.
Trimix, Tim Schwarz

Einer der erfolgreichsten Youtuber Österreichs – sein Kanal zählt über zwei Millionen Follower – arbeitet so ganz anders als andere Jugendliche auf der Videoplattform. Bei Tim Schwarz alias Trimix geht es nicht um Tempo und schrilles Auftreten, nein, der Grazer punktet mit akribischer Arbeit und Understatement. Bis zu 300 Stunden steckt der 21-Jährige in die Erstellung von Modellen für das populäre Videospiel "Fortnite". Zwar sind die Modelle nicht wirklich im Spiel erhältlich, er bildet aber prominente Youtuber und Celebritys nach und überrascht diese immer wieder mit detailverliebten Ebenbildern. Diese Nische beschert ihm mittlerweile Millionenzugriffe und Treffen mit Größen wie Mr. Beast.

Alternativen für diesen Berufsweg gab es für Tim nie. Gleich nach der Matura machte er sich selbstständig, damals schon davon überzeugt, dass er seinen Weg gehen würde. DER STANDARD hat den ambitionierten Politikersohn zum Interview gebeten und gefragt, wie es zu dem Erfolg kam, warum er nicht in politische Fußstapfen treten möchte und das Thema auch in seinen Videos meidet.

STANDARD: Was war deine initiale Motivation 2016, und welches Ziel hattest du damals mit Youtube?

Schwarz: Früher habe ich aus purer Freude an Computerspielen und dem Bearbeiten von Clips mit visuellen Effekten meine Highlights veröffentlicht, vor allem, um sie mit meinen Freunden zu teilen. Dadurch bin ich fast "unabsichtlich" Youtuber geworden. Ein persönliches Ziel, das ich habe, seit es so richtig gut läuft, ist, der meistabonnierte Youtuber Österreichs zu werden.

STANDARD: Kannst du in zwei Sätzen erklären, was deinen Kanal so einzigartig macht und was das Geheimnis deines Erfolgs ist?

Schwarz: Ich versuche, jedes Video besser und einzigartiger zu machen als das letzte. Ich will einfach etwas machen, das Menschen inspiriert und unterhält.

STANDARD: Dein erstes Video hat zwei Millionen Aufrufe, danach wurde es ruhiger. Woran lag das?

Schwarz: Das war tatsächlich nicht mein erstes Video. Ich hatte zuvor bereits hunderte andere Videos erstellt, von denen nun alle auf privat gestellt oder gelöscht wurden. Mein erstes "Fortnite"-Video erhielt aber wirklich überraschend viele Aufrufe – damals war es zu 100 Prozent reines Glück.

STANDARD: Aktuell haben deine Videos im Schnitt über eine, manchmal auch über zwei Millionen Aufrufe. Wie hat sich deine Strategie geändert?

Schwarz: Während anfänglich sicherlich ein wenig Glück im Spiel war, begann ich ab 2020, intensiver Statistiken meiner Videos zu "studieren", um herauszufinden, weshalb bestimmte Videos besser ankommen als andere. Die durchschnittliche Zuseherzahl aller Videos seit 2022, insgesamt 13 Videos an der Zahl, liegt bei 3,13 Millionen Aufrufen. Statistisch betrachtet ist es von enormer Bedeutung, die Zuschauer möglichst lange an sich zu binden, denn je länger Personen meine Videos schauen, desto mehr Zeit verweilen sie auf der Plattform Youtube – was dazu führt, dass Youtube eher dazu neigt, mein Video einem größeren Publikum zu empfehlen. Ein Freund von mir, Chucky vom Mr.-Beast-Team, definiert das perfekte Video beispielsweise als harmonisches Zusammenspiel der folgenden Faktoren: ein Drittel Titel, Vorschaubild und Idee, ein Drittel das Engagement mit dem Video und ein Drittel die Zufriedenheit mit dem Video. 

STANDARD: Du hast Mr. Beast erwähnt, den größten Youtuber der Welt. Du hast ihn getroffen. Wie war das, und hat das deinem Kanal auch geholfen?

Schwarz: Es war spannend und auch informativ, sich mit ihm und seinem Team auszutauschen. Alles sehr nette Leute. Ich durfte auch ein Video für meinen eigenen Kanal mit ihm und den Mitgliedern seiner Crew drehen, welches mittlerweile das zweiterfolgreichste Video auf meinen Kanal ist. Mr. Beast zu treffen hilft in jedem Fall.

Zunächst sucht sich Tim Fotos von seinem Vorbild zusammen.
Trimix
Danach geht viel Zeit drauf, den Kopf möglichst realistisch nachzuformen.
Trimix
Hautfarbe, Haare und andere Details werden ergänzt.
Trimix
Am Ende sieht der erstellte Kopf dem Vorbild unglaublich ähnlich.
Trimix
Outfits werden ebenfalls von real existierenden Fotos inspiriert.
Trimix

STANDARD: Wie aufwendig ist es, deine Videos zu produzieren? 

Schwarz: Ich investiere im Durchschnitt ungefähr 300 Stunden in ein Video. Die Gestaltung des eigentlichen Contents, der Charaktere, der Animationen und Ähnlichem beansprucht in der Regel die meiste Zeit. Trotzdem dauert auch die Erstellung des Videos selbst mehrere Tage, manchmal sogar Wochen. Meine Videos sind sehr aufwendig in der Herstellung, und ich überlege mir sehr gut, wie ich meine Videos gestalte, um sie für meine Zuschauer spannend zu machen und die Aufmerksamkeit der Zuschauer auch aufrechtzuerhalten.

STANDARD: Welche Tools nutzt du? Was hast du bereits in dein Equipment investiert?

Schwarz: Bislang stellt mein größtes Investment mein Motion-Capture-Anzug dar. Ein Motion-Capture-Anzug ist eine spezielle Ausrüstung, die verwendet wird, um die Bewegungen einer Person präzise auf einen digitalen Charakter zu übertragen. Zudem erfordert die 3D-Arbeit einen äußerst leistungsfähigen Computer. Zu weiteren essenziellen Tools gehören Software-Programme wie Blender, Unreal Engine, Adobe Photoshop, Adobe Premiere Pro, Adobe Substance Painter und Adobe After Effects.

STANDARD: Durch diesen Aufwand pro Video hast du nicht den Output und die Regelmäßigkeit, die viele andere Youtuber haben, um ihr Publikum zu halten. Wieso funktionieren deine Videos trotzdem so gut?

Schwarz: "Willst du gelten, mach dich selten." Durch das seltene Hochladen ist jedes Video besonders, und Zuschauer bekommen leicht das Gefühl, etwas Einmaliges zu verpassen, wenn sie nicht auf dem neuesten Stand sind. Dies führt dazu, dass Zuschauer auf meine Videos fieberhaft warten. Ein großer Teil der Aufrufe kommt zusätzlich bei jedem Video auch von komplett neuem Publikum. Solange die Statistiken, wie durchschnittliche Wiedergabedauer und Klickrate hoch sind, wird Youtube das Video immer empfehlen. Mr. Beast beispielsweise lädt auch nur ein- bis zweimal pro Monat Videos hoch.

STANDARD: Wie sehr ist dein Erfolg von dem von "Fortnite" abhängig?

Schwarz: Obwohl ich derzeit hauptsächlich "Fortnite"-Inhalte hochlade, bin ich fest davon überzeugt, dass mein Content auch außerhalb des Spiels erfolgreich sein kann. In meinen Videos erstelle ich beispielsweise virtuelle 3D-Konzerte, Charaktere und andere Animationen/Kurzfilme, wobei ich lediglich den "Artstyle" von "Fortnite" nutze. Ich zeige nicht nur den fertigen Content, sondern auch den Prozess der Content-Erstellung und meine persönliche Geschichte hinter den Kreationen. Der Hintergedanke besteht darin, dass die Zuschauer meine Videos aufgrund meiner Persönlichkeit und nicht ausschließlich aufgrund des Inhalts anschauen. Dadurch glaube ich, dass ich problemlos das Spiel wechseln oder etwas Neues machen könnte.

Der 21-Jährige kann sich keinen anderen Job vorstellen. Eine gute Motivation, weiterhin sein Bestes zu geben.
Trimix, Tim Schwarz

STANDARD: Wie oft hast du schon überlegt, den Kanal seinzulassen? Noch nie? Regelmäßig? Was ließ dich dranbleiben?

Schwarz: Noch nie. Ich liebe das, was ich mache. Die Erstellung und die Gestaltung der Videos machen mir extrem viel Spaß, und die kreative Freiheit wie auch das Storytelling erlauben mir sozusagen fast meine eigenen kleinen Filme zu erstellen.

STANDARD: Hast du eine Ausbildung? Könntest du dir vorstellen, einen "normalen" Beruf auszuüben?

Schwarz: Ich habe die Matura gemacht, kann mir aber derzeit überhaupt nicht vorstellen, einen normalen Beruf auszuüben. Ich mag an meinem Beruf die Freiheit, meine Inhalte frei gestalten zu können, und die Flexibilität, was Arbeitszeiten und Arbeitsort betrifft. Außerdem liebe ich es, die Rückmeldung und begeisterten Kommentare meiner Community zu bekommen und Leute zu inspirieren.

STANDARD: Was hat deine Familie gesagt, als du begonnen hast, Videos zu produzieren? Rückhalt oder Unverständnis?

Schwarz: Da ich meine Schulausbildung normal fortsetzte, hatten meine Eltern keinerlei Bedenken, als ich begann, Videos als Hobby ins Internet zu stellen. Im Gegenteil, sie unterstützten mich darin, meine Kreativität auszuleben, und ermutigten mich dabei. Ich bin unglaublich dankbar für die kontinuierliche Unterstützung meiner Familie, die es mir ermöglicht hat, meine Leidenschaft und meinen Traum vollständig auszuleben.

STANDARD: Content-Creator sprechen nicht gern über Geld, aber so mancher bekannte Youtuber hat sich mittlerweile ein wenig in die Karten schauen lassen, um auch Außenstehenden einmal einen Einblick zu geben, was man auf der Plattform verdienen kann. Kannst du von deinen Youtube-Einnahmen leben, oder ist das ein Hobby für dich? 

Schwarz: Ich kann von meinen Youtube-Einnahmen leben. Ich möchte aber nicht über Zahlen sprechen. Ich will Menschen unterhalten, und die Einnahmen erlauben mir, meine Videos zu verbessern und immer mehr Menschen zu erreichen.

STANDARD: Du nutzt auch andere Social-Media-Kanäle, allerdings hältst du dich zurück, über beispielsweise politische Themen zu sprechen. Ist das eine bewusste Entscheidung?

Schwarz: Neben meinen Youtube-Aktivitäten habe ich auch Instagram, Tiktok und wie bereits erwähnt Twitter-Accounts, die ich jedoch aufgrund von Zeitmangel seltener nutze. Mein Fokus liegt darauf, unterhaltsamen Content hochzuladen, daher habe ich noch nie daran gedacht, politische Statements in irgendeiner Form zu veröffentlichen.

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Trimix

STANDARD: Teile deiner Familie sind in Österreich politisch aktiv. Fühlst du dich als Vorreiter, dass diverse Entscheider in diesem Land ein besseres Verständnis für diese Art von Beruf bekommen?

Schwarz: Mein Ziel ist es, Menschen durch meine Plattform zu unterhalten und zu inspirieren, unabhängig von meiner persönlichen Beziehung zu politischen Entscheidungsträgern.

STANDARD: Könntest du dir vorstellen, auch einmal in die Politik zu gehen? Was macht Tim in fünf Jahren?

Schwarz: Als Youtuber fokussiere ich mich darauf, hochwertige Inhalte zu produzieren und meine Leidenschaft für das Erstellen von Videos auszuleben, dies werde ich auch in fünf Jahren noch machen. (Alexander Amon, 1.7.2023)