Pit Lane Walk in Spielberg, Formel 1
Am Donnerstag fand der öffentliche Pit Lane Walk statt.
APA/GEORG HOCHMUTH

Die Formel 1 ist in Österreich angekommen. Spielberg heißt am Wochenende die neunte Station der heurigen Saison. Fans vor Ort und vor den TV-Bildschirmen erwartet ein dicht gestaffeltes Action-Programm. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Frage: Wer wird in Österreich gewinnen?

Antwort: Verfolger der bisherigen Saison werden sich jetzt denken: Wos soll dei Frog jetzt sein? Für wos ist die Frog, erklären's mer des?! Denn die Ausgangslage ist klar: Red Bull Racing hat bisher alle acht Rennen für sich entschieden. Und vor allem Max Verstappen war zuletzt nicht zu schlagen. Der Niederländer hat die vergangenen vier WM-Läufe gewonnen und gilt auch im Heimrennen seines Teams als großer Favorit. In Spielberg hat er im Grunde sogar zwei Siegchancen.

Frage: Wieso zwei?

Antwort: Am Samstag findet ein Sprintrennen statt. Dieses dauert 24 Runden oder 30 Minuten. Das würfelt das traditionelle Programm gehörig durcheinander. Das Qualifying steigt bereits am Freitag um 17 Uhr. Hier wird die Poleposition für den Grand Prix am Sonntag (15 Uhr) ermittelt. Die Startaufstellung für das Sprintrennen wird in einem Sprint-Shoot-out am Samstag (12 Uhr) ermittelt. Dieses hat wie der große Quali-Bruder drei Einheiten, diese sind allerdings auf zwölf, zehn und acht Minuten verkürzt.

Frage: Moment! Das war doch früher anders, oder?

Antwort: Richtig! In der vergangenen Saison entschied das Qualifying am Freitag über die Startaufstellung im samstägigen Sprint und das Sprint-Ergebnis wiederum über die Poleposition beim sonntägigen Grand Prix.

Frage: Wer hat bisher die meisten Sprints gewonnen?

Antwort: Sieben Sprints gab es seit deren Einführung 2021. Verstappen ist mit drei Erfolgen (Silverstone 2021, Imola und Spielberg 2022) Rekordsieger. Mercedes-Pilot Valtteri Bottas gewann in Monza und Sao Paulo 2021, sein Nachfolger George Russell in Sao Paulo 2022. Den ersten von sechs Sprints heuer gewann Verstappens Stallkollege Sergio Perez. Der Sieger erhält acht WM-Punkte, der Achte zumindest noch ein Pünktchen.

Frage: Okay. Aber irgendetwas muss doch auch für Verstappens Konkurrenz sprechen?

Antwort: Wegen des dichteren Programms gibt es insgesamt nur eine Trainingssession, am Freitag um 13.30 Uhr. Die Teams haben weniger Zeit, ihr Auto einzustellen. "Das bedeutet eine gewisse Unsicherheit", sagt RB-Motorsportberater Helmut Marko. "Es muss alles passen." Die wechselhaften Wetterprognosen versprechen weitere Spannungselemente. Qualifyings und Sprintrennen könnte der Regen erwischen. Servus-TV-Experte Christian Klien denkt, dass Ferrari wegen des besonders glatten Asphalts auf dem Red-Bull-Ring weniger Probleme als bisher mit dem Reifenverschleiß haben könnte.

Frage: Was sagt die Konkurrenz selbst?

Antwort: Die verhält sich eher defensiv. "Red Bull ist im Moment in einer eigenen Liga", meinte etwa Fernando Alonso. Er hoffe aber, Aston Martin könne die Lücke schließen. Bei Mercedes zeigte die Formkurve zuletzt dank Upgrades nach oben. Russell erwartet "wieder ein interessantes Wochenende". Rekordweltmeister Lewis Hamilton glaubt indes, dass ein echter Fortschritt erst in den nächsten Monaten passieren werde.

Ferrari hat gute Erinnerungen an Spielberg. Charles Leclerc feierte dort im Vorjahr den letzten Sieg der Scuderia. Kleine Upgrades, unter anderem ein modifizierter Frontflügel, führen "hoffentlich in die richtige Richtung", sagte Carlos Sainz. Doch "zu denken, dass wir die Lücke mit einem Upgrade schließen können, wäre naiv und nicht realistisch".

Musiker in Spielberg, Formel 1
Kein Ferrari-Symbolbild.
IMAGO/HOCH ZWEI

Frage: Und Red Bull Racing selbst?

Antwort: Die sind mit schlechten Nachrichten ins Rennwochenende gestartet. Der zuletzt fehleranfällige Perez musste den Medientag am Donnerstag auslassen. "Checo hat sich Mittwochbend unwohl gefühlt und ruht sich aus, um für das Rennen am Wochenende in bestmöglicher Verfassung zu sein", hieß es.

Für Red Bull Racing ist es das erste Heimrennen ohne den im Vorjahr verstorbenen Rennstallgründer Dietrich Mateschitz. Das Team ist seither unbesiegt. Eine Kurve auf dem Red-Bull-Ring soll nicht nach ihm benannt werden. "Das wäre nicht in seinem Sinn", sagte RB-Motorsportberater Marko.

Frage: Wie ist die Ausgangslage in der Weltmeisterschaft?

Antwort: 

Frage: Wer überträgt die Rennaction?

Antwort: Eigentlich hätte das Spektakel in Spielberg wie im vergangenen Jahr auf Servus TV und ORF gezeigt werden sollen, die sich ja die Free-TV-Übertragungen sonst brüderlich aufteilen. Ende Mai zog der Salzburger Privatsender aber die Reißleine. "Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Effizienz haben sich die Rechtepartner Servus TV und ORF darauf verständigt, den Österreich-Grand-Prix nicht mehr parallel zu übertragen", hieß es. Heuer ist der ORF dran, nächstes Jahr Servus TV. Sky ist eine Alternative.

Max Verstappen in Spielberg, Formel 1
Max Verstappen peilt den fünften Sieg in Folge an.
EPA/CHRISTIAN BRUNA

Frage: Wie viele Fans werden live vor Ort sein?

Antwort: Auch heuer werden wieder hunderttausende Zuseher über das gesamte Rennwochenende in die Obersteiermark stürmen. Ob die Bestmarke aus dem Vorjahr (303.000) übertroffen werden kann, ist offen. Der Veranstalter empfiehlt wie so oft, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen oder per Rad zum Red-Bull-Ring zu strampeln.

Frage: Wie hat der Veranstalter auf den letztjährigen Sexismusskandal reagiert?

Antwort: 2022 wurde der Große Preis von Österreich von Berichten über Sexismus, sexuelle Belästigung sowie homophobe und rassistische Äußerungen auf den Tribünen überschattet. Die Formel 1 sprach von "inakzeptablen Kommentaren".

Seitens des Veranstalters hieß es nun ein Jahr danach auf STANDARD-Anfrage, dass man den Vorwürfen konkret nachgegangen sei und persönliche Gespräche mit den Betroffenen geführt habe. In Abstimmung mit Einsatzorganisationen würde diesmal besonderes Augenmerk auf das Motto "Gemeinsam sicher am Ring" gelegt.

Das Sicherheitspersonal soll noch engmaschiger und sichtbarer auf dem Gelände vertreten sein. Dorthin dürfen auch keine alkoholische Getränke mitgenommen werden. Der Veranstalter verweist auf die Telefonnummern der Polizei (133) und des Euro-Notrufs (112). "Ob Verlust von Gegenständen, kleine oder große Verletzungen, unangenehmes Verhalten – wir sind immer für dich da."

Die Plattform "Females in Motorsport" hat indessen wegen der Vorkommnisse im Vorjahr vor wenigen Tagen via Facebook eine WhatsApp-Gruppe angekündigt und eingerichtet, in der sich Frauen melden können und Unterstützung erhalten. (Andreas Gstaltmeyr, APA, 30.6.2023)

Das Programm:

FREITAG (30. Juni):

09.55: Training Formel 3
11.05: Training Formel 2
13.30: 1. Training Formel 1
15.00: Training Formel 3
15.55: Training Formel 2
17.00: Qualifikation Formel 1 (für Grand Prix am Sonntag)
18.30: Training Porsche Supercup

SAMSTAG (1. Juli):
10.00: Sprintrennen Formel 3
12.00: Sprint Shootout Formel 1
13.45: Sprintrennen Formel 2
15.00: Qualifikation Porsche Supercup
16.30: Sprintrennen Formel 1 (24 Runden oder 60 Min.)
18.05: Legenden-Parade

SONNTAG (2. Juli):
08.25: Feature Race Formel 3
09.55: Feature Race Formel 2
11.40: Rennen Porsche Supercup
12.25: Legenden-Parade
12.50: Fahrerparade Formel 1
14.46: Bundeshymne
15.00: Formel-1-Grand-Prix von Österreich (71 Runden oder 120 Min.)

Streckendaten Red Bull Ring:
Länge: 4,318 km
Kurvenanzahl: 10
Seehöhe: 677 m
Höhenunterschied: 65 m
Maximale Steigung: 12 Prozent
Maximales Gefälle: 9,3 Prozent
Breite der Strecke: 12-13 m
Rundenrekord: 1:05,619 Min. (236,890 km/h Schnitt) Carlos Sainz (ESP) 2020