Humanity 1, SOS Humanitarian
Mit dem Schiff Humanity 1 konnte die deutsche NGO SOS Humanitarian laut eigenen Angaben seit 2016 mehr als 35.000 Menschen aus Seenot retten.
AP/Salvatore Cavalli, file

Rom – Die im Mittelmeer aktiven Seenotrettungsorganisationen SOS Humanity, Sea Eye und Mission Lifeline klagen gegen Italiens Praxis, den privaten Rettungsschiffen Häfen zuzuweisen, die weit vom Rettungsgebiet entfernt sind. Auf diese Weise werde das Leben der geretteten Menschen gefährdet, kritisierten die Hilfsorganisationen am Sonntag und kündigten ein Klage bei einem Verwaltungsgericht in Rom an.

Rechtsregierung erschwert Seenotrettung gezielt

Die privaten Seenotretter klagen seit Monaten über die Behinderung ihrer Arbeit durch die neue Strategie der italienische Rechtsregierung. Neuerlich für Verärgerung sorgte am Sonntag, dass dem Schiff SOS Humanity 1, das in fünf Einsätzen insgesamt 199 Menschen in Seenot gerettet hat, der Adria-Hafen von Ortona in der Region Abruzzen zugewiesen wurde. Ortona liegt 1.300 Kilometer vom Ort der Rettung entfernt. "Der Kapitän hat vergeblich um einen näheren Hafen für die stark geschwächten Überlebenden, die fünf Tage auf See verbracht haben – teilweise ohne Nahrung und Wasser – gebeten. Die Praxis Italiens, systematisch weit entfernte Häfen zuzuweisen, stellt ein vermeidbares Risiko für ihre Gesundheit dar", kritisierte die NGOs.

Die seit Oktober regierende italienische Rechtsregierung hat den Kurs gegenüber NGOs, die im Mittelmeer Menschen aus Seenot retten, verschärft. Die Regierung wirft den Hilfsorganisationen vor, mit ihren Einsetzen das Schlepperwesen zu unterstützen. Mit einer neuen Regelung wurde die Anzahl der Rettungen pro Ausfahrt der NGO-Schiffe beschränkt. Damit soll die Zahl der ankommenden Menschen begrenzt werden. Zudem weisen die italienischen Behörden den NGO-Schiffen Landungshäfen in Norditalien zu, die mehrere Reisetage vom Rettungspunkt entfernt liegen. Argumentiert wird dies mit der Überlastung der Flüchtlingsaufnahmezentren in Süditalien.

Seit Jahresbeginn sind laut italienischem Innenministerium 64.930 Menschen an den italienischen Küsten gelandet, das ist mehr als doppelt so viel wie im Vergleichszeitraum 2022 und dreimal so viel wie im ersten Halbjahr 2021. (APA, 2.7.2023)