Ramsan Kadyrow
Der Präsident Tschetscheniens Ramsan Kadyrow ist für sein Regieren mit eiserner Hand und sein brutales Vorgehen gegen jegliche Gegner seines Regimes bekannt.
IMAGO/ITAR-TASS/Yelena Afonina

Die russische Menschenrechtsorganisation Memorial berichtete am Dienstag von einem Angriff auf die Journalistin Jelena Milaschina in der russischen autonomen Teilrepublik Tschetschenien. Die "Nowaja Gaseta"-Journalistin war zusammen mit dem Juristen Alexander Nemow in die tschetschenische Hauptstadt Grosny gereist, um einen Gerichtsprozess gegen Sarema Musajewa zu verfolgen, der Betrug vorgeworfen wird und ebenso, einen Polizisten angegriffen zu haben. Später wurde berichtet, dass Musajewa zu einer Haftstrafe von 5,5 Jahren verurteilt wurde. Musajewas Sohn Abubakar Jangulbajew war selbst im Komitee gegen Folter aktiv, ihr Mann Saidi Jangulbajew ist ein ehemaliger Richter.

Das Fahrzeug, in dem die Journalistin und der Jurist saßen, wurde auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt blockiert. Eine Gruppe maskierter und bewaffneter Personen griff Milaschina und Nemow physisch an, zerstörte deren Equipment und drohte damit, die Journalistin und den Juristen zu erschießen, wie das Komitee gegen Folter auf Telegram berichtete. Die beiden wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Sergej Babinets vom Komitee gegen Folter berichtete nach einem Krankenhausbesuch, dass Nemow in einem Rollstuhl sitzt, Milaschina kann nicht einmal sitzen.

Das russische Komitee gegen Folter hat ein Foto der Journalistin veröffentlicht, auf dem die Folgen des Angriffes – die Frau wurde mit Farbe übergossen, ihr wurden die Haare abgeschnitten und die Finger gebrochen – gut erkennbar sind.

"Verschwindet von hier!"

Die Angreifer brachen Milaschina mehrere Finger, schoren ihre Haare ab und übergossen sie mit grüner Farbe  – eine Methode, die bereits des Öfteren gegen russische Oppositionelle, unter anderem den nunmehr inhaftierten Alexej Nawalny, angewendet wurde. Laut Memorial verlor die Journalistin in der Folge mehrmals das Bewusstsein. Die maskierten Personen stachen außerdem Alexander Nemow ins Bein. "Ihr seid gewarnt. Verschwindet von hier und schreibt nichts!", sollen die Angreifer gesagt haben.

Die "Nowaja Gaseta", eine der etabliertesten unabhängigen Publikationen in Russland, wurde im vergangenen Jahr, kurz nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine, eingestellt. Auch die 2006 ermordete, für die "Nowaja Gaseta" tätige Journalistin Anna Politkowskaja war für ihre Berichterstattung über den Tschetschenienkrieg bekannt geworden. (Reuters, red, 4.7.2023)