Forscher und Lektor Stefan Aigenbauer.
BEST

Das Interesse für erneuerbare Energie hat Stefan Aigenbauer schon in Steyr an der höheren technischen Lehranstalt entwickelt. Damals schrieb er noch eine Arbeit zum Thema Windmessung, um dann an der Fachhochschule Wels in den ersten Jahrgang für Ökoenergietechnologie einzusteigen. Dabei machte er auch eine interessante Erfahrung, meint der nunmehrige Leiter für Microgrids und Smarte Energiegemeinschaften bei der BEST – Bioenergy and Sustainable Technologies in Wieselburg: "Es gibt auch Technologien für die Schublade."

Demokratisierung des Energiesystems

Bei der Beschäftigung mit Thermoelektrik, mit der man durch pure Wärme Elektrizität gewinnen kann, brachten die Forschungen eines zutage. "Das Konzept ließ sich ökonomisch nicht wirklich darstellen." Denn der Wirkungsgrad der Halbleiter, die aus Wärme Strom erzeugen können, lag gerade einmal bei fünf Prozent. Das mag sich wohl für Prepper eignen, die am Gaskocher ein Lämpchen betreiben wollen, oder im Weltraum für Satelliten, die gerade einmal keine Sonnenenergie erwischten und aus der Abwärme des atomaren Antriebs Strom erzeugen. Aber für Pelletsöfen setzte sich die Thermoelektrik, mit der man zumindest Strom für die Regelung der Anlage hätte erzeugen können, nicht durch, denn "es rechnete sich nicht".

Nicht für die Schublade sind Aigenbauers Forschungen für die optimierte Planung von Microgrids. Denn mit der Demokratisierung des Energiesystems, mit der man auch dem Nachbarn Solarstrom verkaufen kann, entstehen viele neue Möglichkeiten, ist Aigenbauer überzeugt, der auch als Lektor an der FH Wiener Neustadt tätig ist. Überschussstrom vom eigenen Dach kann die Energieautonomie erhöhen, für Wärmepumpen verwendet werden, aber auch Batteriespeicher füllen oder Elektrotankstellen versorgen. "Sektorenkopplung" lautet dafür das Stichwort.

Bessere Vorhersage, mehr Strom

Die optimierte Bespielung aller Teilbereiche soll dabei ein neues digitales Tool ermöglichen. "Dieses wurde von Michael Stadler, unserem wissenschaftlichen Leiter am Lawrence Berkeley National Laboratory in Kalifornien, entwickelt", sagt Aigenbauer. Im nun verlängerten Comet-K1-Kompetenzzentrum BEST 4.0 will Aigenbauer mit seinem Team die optimale Sektorenkopplung weiterentwickeln und um Wettervorhersage-Tools ergänzen. Das Microgrid-Lab läuft bis 2030.

"Prognostiziert das Tool unter Berücksichtigung der Wettervorhersage, dass in fünf Stunden wieder die Sonne scheint, kann man im Microgrid früher auf kostengünstige Energie aus dem Batteriespeicher zurückgreifen." Das würde den Strombezug aus dem übergeordneten Netz minimieren und die Netze entlasten, im Wissen, dass die Photovoltaikanlage die Batterie wieder schnell und sicher laden wird. Für Wohnbauträger wären solche Lösungen jedenfalls ideal", meint Aigenbauer. Günstiger Strom vom eigenen Dach könnte vor Ort verbraucht und überschüssige Energie an andere Häuser ohne PV-Anlage verkauft werden. (Norbert Regitnig-Tillian, 14.7.2023)