Berlin – Zur Sicherung des Wohlstands in Deutschland sind aus Sicht des Chefökonomen der Deutschen Bank, Stefan Schneider, längere Arbeitszeiten für Beschäftigte erforderlich. "Um den Wohlstand einigermaßen zu sichern, werden wir alle über das ganze Leben gesehen mehr und nicht weniger arbeiten müssen", sagte Schneider der "Bild". Dies könne "ein späterer Renteneintritt sein, längere Wochenarbeitszeit oder weniger Urlaub".

Das sei "einfache Mathematik", so Schneider, daran lasse sich "auch nicht rütteln". Eine Viertagewoche sei vor diesem Hintergrund in jedem Fall der falsche Weg. 

Zwei Bauarbeiter helfen mit, im deutschen Ascheberg die längste Spannbetonbrücke ohne Mittelpfeiler zu errichten.
Zwei Bauarbeiter helfen mit, im deutschen Ascheberg die längste Spannbetonbrücke ohne Mittelpfeiler zu errichten.
IMAGO/Rüdiger Wölk

Schwaches Wachstum als Begründung

Schneider begründet seine Aussage mit dem mittelfristig schwachen Wachstum. Die deutsche Wirtschaft werde in den nächsten Jahren im Durchschnitt eher um 0,5 Prozent als um ein Prozent wachsen. Das beschränke auch die finanziellen Spielräume des Staates, sagte Schneider der "Bild".

"Wenn weniger gearbeitet wird, nimmt der Staat weniger Steuern ein und die Sozialkassen weniger Beiträge", sagte Schneider. "Der Wohlstand würde insgesamt sinken."

Gleichzeitig gebe es zahlreiche zusätzliche Herausforderungen wie Klimawende und Energiewende. "All das erfordert enorme Investitionen", so der Ökonom. Der Staat werde daher Prioritäten setzen müssen, wie das Geld verteilt werden solle.

"Es müssen Leistungen gekürzt werden, weil sie nicht mehr zu bezahlen sind", sagte Schneider und forderte: "Der Staat muss jetzt klar sagen, wo er sparen will."

Debatte auch in Österreich

Die Viertagewoche war zuletzt auch in Österreich regelmäßig Thema. SPÖ-Chef Andreas Babler will diese Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich schrittweise einführen.

Kritik kam postwendend aus der Wirtschaft. Industriellenvereinigung-Generalsekretär Christoph Neumayer nannte den Vorschlag in der aktuellen Lage "gelinde gesagt absurd". Man müsse nicht einmal einen Schulabschluss haben, "um zu verstehen, dass sich das nicht ausgeht". (APA, red, 5.7.2023)