Klimaschutzministerin Leonore Gewessler
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Archivbild) ist kritisch, was den Vorschlag der Europäischen Kommission angeht.
APA/GEORG HOCHMUTH

Die Europäische Kommission hat am Mittwoch einen Änderungsvorschlag für den Umgang mit neuen Gentechnikmethoden in Pflanzenzucht und Landwirtschaft vorgelegt. Neue Mutationsverfahren wie die Genschere Crispr/Cas sollen demnach künftig einfacher zum Einsatz kommen und damit bearbeitete Pflanzen nicht mehr als gentechnisch verändert gekennzeichnet werden. Ziel der Deregulierung ist unter anderem, gegen Wassermangel oder Schädlinge widerstandsfähigere Gewächse zu züchten. Die Kommission schlägt vor, gentechnisch veränderte Pflanzen in zwei Kategorien zu unterteilen. Für beide sollen unterschiedliche Anforderungen gelten, um auf den Markt zu gelangen.

Am Donnerstag war zu diesem Thema Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) im Ö1-"Morgenjournal" zu Gast. Auf die Frage, was sie am Vorschlag der Kommission am meisten störe, sagte Gewessler: "Das ist ganz klar, die Kommission schlägt hier vor, uns Wahlfreiheit zu nehmen, und zwar in einem zentralen Bereich." Das betreffe die Frage, was auf unsere Teller komme und was auf den Feldern angebaut werde. "Wir haben in Österreich bewährte Regeln zum Umgang mit gentechnisch verändertem Saatgut, mit Gentechnik, und diese Regeln gilt es auch beizubehalten. Und wenn die Kommission jetzt hier vorschlägt, uns diese Wahlfreiheit zu nehmen, dann ist das für mich inakzeptabel, und dann kann sich die Europäische Kommission hier auch auf deutlichen Gegenwind aus Österreich einstellen“, sagte Gewessler.

Laut Gewessler geht es bei dem Vorschlag nicht darum, bestehende Regeln zu verbessern, sondern darum, bestehende bewährte Regeln auszuhebeln. Vom Potenzial der Methoden gibt sie sich unterdessen überzeugt. 

"Timmermans irrt"

Weiters hinterfragt Gewessler die Interessenlage hinter dem Vorschlag: "Ich glaube, wir dürfen auch nicht die Augen davor verschließen, welches Interesse ist hinter diesem Vorschlag? Da wird jetzt viel argumentiert mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit." Sie schätze den Vizepräsidenten der EU-Kommission, Frans Timmermans, sehr, doch in diesem Punk irre er. "Ich halte das für ein vorgeschobenes Argument. Wenn die Klimakrise unsere Böden so auslaugt, dass sie verdorren, dann wächst dort nichts mehr, egal ob gentechnisch verändert oder nicht."

Die Ideen kämen aus der großen Agrarindustrie. Bezüglich der Sachlichkeit der Debatte sagte die Ministerin: "Wir brauchen eine Diskussion, die auf wissenschaftsbasierten Kriterien geführt wird, nicht im Interesse der Agroindustrie, eine Diskussion, die transparent ist und die das Vorsorgeprinzip achtet." (red, 6.7.2023)