Ein glatter Fels im dunklen Anzug sitzt fast unbewegt am "ZiB 2"-Pult und versucht, eine Batterie recht unangenehmer Fragen mit stetem Lächeln abperlen zu lassen. Christian Stocker, Generalsekretär der ÖVP, ruht so in dieser Rolle, dass man ihm fast noch sein Schlusswort glauben will: "Sehr gerne", lächelt Stocker auf Martin Thürs abschließenden Dank fürs Kommen. Will man wissen, was der Mann bei diesem Lächeln denkt?

ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker ZiB 2
Wie man fast regungslos sitzend zickzack ausweichen kann, zeigte ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker in der "ZiB 2".
ORF ZiB 2 Screenshot

Regungslos ausweichen

Gut 15 Minuten dauert Christian Stockers Kunststück in der "ZiB 2" am Donnerstagabend: Er kann praktisch regungslos sitzen bleiben, während er doch im steten Zickzack ausweicht.

"Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen", sagt der ÖVP-Generalsekretär auf die Frage, wie er Österreich mit acht Prozent Inflation, deutlich über EU-Schnitt, auf dem "richtigen Weg" sehen kann. "Wir liegen nicht so schlecht", lächelt er beim Verweis auf hohe Arbeitslosigkeit und sinkende Kaufkraft im Inflationsmusterfall Spanien.

"Nicht das Hauptproblem"

Dass laut Wifo die Realeinkommen im Vorjahr deutlich gesunken und erst 2024 ein normales Niveau erreichen würden, sieht Stocker "nicht als Hauptproblem" und zieht eine 40seitige Broschüre hervor, die alle Maßnahmen der Regierung gegen die Teuerung zusammenfasse. "Man muss das Gesamtbild sehen." 

Stocker "würde auch nicht wissen", wo die ÖVP für die Reichsten im Land etwas getan hat. Vergisst die ÖVP "die da unten", fragt Thür? "Ich glaube nicht, dass man das mit einem Anspruch, dass es so ist, so behaupten kann", drechselt Stocker seinen Konter. Die Regierung habe doch gerade "60 Euro mehr pro Monat und Kind" beschert. 

Wenn der ehemalige ÖVP-Chef und Exkanzler Wolfgang Schüssel enge Kooperation mit EU und Nato "unerlässlich" findet, dann muss man dafür im Grunde an der Neutralität auch nichts ändern, findet Stocker. Österreich habe schon Kooperationen mit EU und Nato, "das funktioniert sehr gut, auch im Rahmen der Neutralität". 

Lächelnd geht Stocker davon aus, dass Sebastian Kurz von den Gerichten Recht bekommen wird, die seine Position bestätigen würden.

"Die Frage stellt sich nicht", aber das recht oft

Die nach Kurz' Rücktritt eingeknickten Umfragewerte der ÖVP lächelt Stocker als "Momentaufnahmen" weg. Die aus den Umfragewerten resultierende Frage lässt er mehrfach abperlen: Ist es denkbar oder auszuschließen, dass die ÖVP FPÖ-Chef Herbert Kickl zum Kanzler macht. Stockers Abperlformel:

Stocker erklärt das so: "Wir bewerben uns nicht um eine Koalition", Wahlziel sei, wieder als größte Partei den Kanzler zu stellen. Und an dem Punkt sind Thür und der ÖVP-General sich gar einig: "Eine absolute Mehrheit wird's aber nicht werden", wendet der "ZiB 2"-Anchor ein. "Da haben Sie recht", lächelt Stocker. Wenn auch in dem Punkt vermutlich nicht "sehr gerne". (fid, 7.7.2023)