Zu diesem Beruf bin ich gekommen, weil ich einem Freund am Golfplatz aushelfen wollte – und bin dann quasi "picken" geblieben. Es folgten sieben Jahre in der Landwirtschaftlichen Schule in Warth. Dort habe ich die Greenkeeper-Ausbildung gemacht, das heißt, ich habe mich als Landschaftsgärtner auf das Thema Rasen spezialisiert. Darunter fällt auch das Greenkeeping von Golfplätzen, aber nicht nur. Danach kam der Meister. Leider ist dann die Firma, bei der ich beschäftigt war, umstrukturiert worden. Woraufhin ich mich im Februar 2016 selbstständig gemacht habe.

Es ist im Wesentlichen eine saisonale Arbeit. In der Hauptsaison, Frühjahr und Herbst, geht's dementsprechend rund, da kommt man schon auf seine Stunden. Wobei ich auch einen Winterdienst betreibe. Daher haben wir auch zwei Standorte, einen in Ernstbrunn für die Gartengestaltung, einen in Wien für die Arbeiten im Winter. Unser Einzugsgebiet ist rund hundert Kilometer um Wien herum, was wir halt so in eineinhalb Stunden Fahrtzeit erreichen.

Gerald Aininger bei der Arbeit.
Gerald Aininger bei der Arbeit.
Manuel Graf

Im Sommer sind's vor allem Fußballplätze. Im Rapid-Stadion haben wir kürzlich die Bewässerung installiert. Am Stockerauer Fußballplatz haben wir den Rasen aerifiziert. Das heißt, wir machen Löcher in den Boden, entfernen die alte Erde und füllen die Löcher mit Quarzsand auf. Dadurch wird der Boden wieder lockerer und der Gasaustausch ist wiederhergestellt. Man glaubt landläufig, dass nur die Blattmasse atmet, aber auch die Wurzelmasse atmet und wenn der Boden verdichtet ist, kann das Gas nicht weg, wodurch das Gras an sich selbst erstickt sozusagen. Für diese Arbeiten am Fußballplatz ist in der Sommerspielpause die beste Zeit, weil sich die Grünfläche nach diesem Eingriff gut erholen kann. Pro Tag schaffen wir als Team mit sechs Leuten einen Fußballplatz. Das funktioniert super, weil jeder weiß, was er zu tun hat. Wir sind ein stabiles Team, das ist heutzutage das Wichtigste: dass man sich aufeinander verlassen kann. Klar ist die Arbeit fallweise auch körperlich anstrengend, aber das Aerifizieren ist vor allem deshalb ermüdend, weil man mit dem Gerät mit nur zwei km/h über den Platz fährt. Rollrasen oder eine Bewässerung verlegen ist deutlich anstrengender.

Verschiedene Krankheiten

Manchmal wenden sich Gartenbesitzer an uns, mit der Bitte ihren Rasen zu retten. Der Rasen wird tatsächlich öfter krank, als man vielleicht vermutet. Gras ist nicht gleich Gras. Es gibt viele verschiedene Sorten. Eine hält die Hitze besser aus, die andere die Nässe. So vielfältig wie die Beschaffenheit des Grases sind auch die Krankheiten. Am häufigsten kommt der Schneeschimmel über den Winter vor, wo sich unregelmäßige hellbraun-braune Flecken in der Grünfläche bilden. Dieser Schimmel greift zwar die Blattmasse an, aber ist für die Pflanze an sich nicht gefährlich. Aber es schaut eben nicht gut aus. Dann gibt es da noch die Rotspitzigkeit. Wenn es, so wie heuer, viel geregnet hat, dann färben sich die Pflanzenspitzen rötlich. Das kriegt man aber mit einem entsprechenden Dünger wieder weg.

In neunzig Prozent der Fälle schaffen wir es, den Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Beim Rest hilft dann meist nur noch eine Neuanlage. Die besten und schnellsten Ergebnisse erzielt man mit einem Rollrasen. Aber vielfach ist das eine Preisfrage. Die Kosten sind das A und O. Ich schau mir jeden Rasen genau an, schneide meist ein Stück aus dem Boden, um zu eruieren, wie seine Beschaffenheit ist. Mit Quarzsand gleichen wir die Unebenheiten aus. Damit schaffen wir die Basis. Wenn der Unkrautdruck zu hoch ist, muss man manchmal leider auch chemisch nachhelfen. Und wenn gar nix mehr vorhanden ist, muss man neu ansäen oder nachsäen. Rollrasen ist wie gesagt besonders effektiv, aber eben auch teuer. Der große Vorteil: Nach zehn Tagen ist die Grünfläche wiederhergestellt. Da gibt's halt manchmal eine Diskrepanz zwischen dem, was möglich ist, was es kosten soll und dem Wunsch, schnell einen schönen Rasen zu haben.

Mähroboter keine Konkurrenz

Die Leute wollen alles auf einmal haben. Ich stelle immer wieder fest, dass man früher viel öfter angesät hat. Dann dauert's halt, bis der Rasen kommt. Heute muss der Garten mit Rasen, Pool, Mähroboter, etc. schon fertig sein, bevor die Wohnung oder das Haus bezugsfertig ist. Früher war die Zeit einfacher. Die Leute waren geduldiger. Ein Tag mehr oder weniger hat niemanden gestört. Heute braucht man für jeden Handgriff einen Termin, und der muss genau eingehalten werden. Der Anspruch der Kunden hat sich geändert. Ich stelle fest, dass heute viel mehr gegoogelt und verglichen wird. Es ist alles kontrollierter geworden. Das muss nicht unbedingt negativ sein. Früher hat man das Wasser sozusagen rausgeschmissen, wir hatten ja auch genug davon. Durch neue Technologien, durch die Digitalisierung kann man viel effektiver bewässern. Sensoren im Boden messen die Feuchtigkeit und geben genau die benötigte Menge Wasser ab. Die gibt es mittlerweile auch schon im Privatbereich. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist das begrüßenswert. Rasenmähroboter sehe ich nicht als Konkurrenz, im Gegenteil: Sie sind eine Errungenschaft. Sie brauchen kein Benzin, es stinkt nicht, es gibt keinen Lärm. Das sind meiner Meinung nach riesige Vorteile.

Manchmal werde ich gefragt, warum die Website "Bio Rasen" heißt. Das kommt daher, dass ich der Erste war, der einen Golfplatz rein biologisch betreut hat, und zwar mit einem organischen Dünger, der nicht stinkt und der sofort pflanzenverfügbar ist, das heißt, das Gras kann die Nährstoffe sofort aufnehmen. Den habe ich gemeinsam mit einem Düngerhersteller entwickelt bzw. in gewisser Weise erforscht. Die Idee ist schon während der Ölkrise entstanden, als es einen Mangel an künstlichem Dünger gab. Wir haben diese Idee dann aufgenommen und weitergedacht. Zu tun gibt's jedenfalls immer etwas. Die Arbeit geht mir nicht aus. Selbst während der Pandemie gab's nur eine kurze Pause. Ich habe eher das Problem, dass mir Mitarbeiter fehlen. Also wer Lust hat, gerne bei mir melden. (Markus Böhm, 30.7.2023)