Berlin – Im jahrelangen Streit um einen Kollektivvertrag mit dem US-Onlineriesen Amazon ruft die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten an mehreren Standorten in Deutschland von Dienstag bis Donnerstag zu Streiks auf. Amazon habe zwar die Stundenlöhne wiederholt erhöht und liege damit inzwischen über dem aktuellen Mindestlohn, teilte Streikleiterin Monika Di Silvestre am Dienstag mit. "Das hätte die Unternehmensleitung aber niemals ohne den Druck der Streiks freiwillig getan."

Tatsächlich blieben die Einkommen der Beschäftigten durch längere Arbeitszeiten und niedrige oder fehlende Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld oft um mehrere Hundert Euro unter denen der Beschäftigten in Unternehmen mit Kollektivvertrag. Anlass für den Ausstand sei der von Amazon veranstaltete Rabatttag "Prime Day". Zentraler Streiktag an allen Standorten sei der Dienstag.

Landesweiter Streikaufruf

Der Konflikt bei Amazon in Deutschland dauert bereits seit 2013 an. Amazon zeigte sich entspannt. "Noch nie gab es Einschränkungen durch Streikaktivitäten, und wir erwarten es auch diesmal nicht", erklärte ein Sprecher des Konzerns. Amazon biete wettbewerbsfähige Löhne.

Zu den Arbeitsniederlegungen sind Beschäftigte in allen deutschen Amazon-Versandzentren aufgerufen. Beschäftigte einzelner Standorte hatten bereits am Sonntag mit Streikaktivitäten begonnen. In Großbritannien und den USA kommt es regelmäßig zu Arbeitsniederlegungen bei dem Online-Versandhändler. Die britische Gewerkschaft fordert eine Erhöhung des Stundenlohns von 12 auf 15 Pfund (14 auf 17,50 Euro), in den USA verlangen die Streikenden die Wiedereinstellung entlassener Kolleginnen und Kollegen sowie die Anerkennung der Gewerkschaft International Brotherhood of Teamsters. (red, APA, Reuters, 11.7.2023)

Amazon-Streik im britischen Coventry
Amazon-Streik im britischen Coventry.
REUTERS
Amazon-Streik im britischen Coventry
Die Gewerkschaft fordert einen Stundenlohn von 15 Pfund.
APA/AFP/DARREN STAPLES