Metas Threads Logo in einer Illustration
Threads knackte in nur fünf Tagen die Marke von 100 Millionen Nutzenden.
REUTERS/DADO RUVIC

Metas neues textbasiertes soziales Netzwerk Threads hat in den ersten fünf Tagen die Marke von 100 Millionen Nutzern überschritten. Damit gehört Threads in den Vereinigten Staaten zu den am häufigsten heruntergeladenen Social-Media-Plattformen und konkurriert sogar mit Tiktok, das laut Daten von Insider Intelligence im Mai 102,3 Millionen aktive Nutzer in den USA hatte, wie die "Washington Post" berichtet. Threads hat damit einen den Rekord von ChatGPT gebrochen: Der Chatbot von OpenAI brauchte zwei Monate, um die 100-Millionen-Nutzer-Marke zu knacken.

Meta-CEO Mark Zuckerberg betonte in einem Threads-Beitrag, dass die Nutzerbasis "größtenteils auf organischer Nachfrage" beruhe und Meta noch keine großen Werbemaßnahmen eingeleitet habe. Threads hat jedoch sehr wohl von der Verschränkung mit Instagram profitiert, das im Mai rund 135 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer in den USA hatte. Nutzer können sich für ein Threads-Konto anmelden, indem sie sich mit ihrem Instagram-Konto verbinden.

Threads liegt freilich noch weit hinter anderen Social-Media-Plattformen zurück, was die Gesamtzahl der Nutzenden betrifft, zumal die App in Europa wegen Bedenken hinsichtlich der Datenschutzgrundverordnung auch noch nicht verfügbar ist. Laut den Mai-Schätzungen der Analysten von "Insider Intelligence" steht Facebook bei mehr als zwei Milliarden Nutzenden, Instagram bei 1,4 Milliarden und Twitter bei mehr als 363 Millionen.

Editierfunktion soll kommen

Dennoch scheint man mit dem Erfolg von Threads bei Meta zufrieden zu sein und kündigt nur wenige Tage nach Launch bereits neue Features an. Laut Adam Mosseri, dem Chef von Instagram, wird die Einführung eines alternativen Home-Feeds geprüft. Darin sind Beiträge von Personen in chronologischer Reihenfolge erfasst, denen der einzelne Nutzende folgt. Derzeit wird, ähnlich wie bei Twitter auch, eine Mischung aus empfohlenen Inhalten und Beiträgen von Personen, denen man folgt, angezeigt. Außerdem soll es in Zukunft möglich sein, Beiträge zu editieren.

Dieses Feature ist auf Twitter nur Abonnenten vorbehalten. Außerdem soll es bald automatische Übersetzungen geben, ebenso wie die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Accounts zu wechseln. Aktuell ist es zwar möglich, via Threads.net Posts zu lesen, aber verfassen lassen sich Beiträge aktuell nur in der App – auch dieses Feature soll laut Mosseri noch folgen.

Unruhe im Fediverse

Aber nicht alles im Threads-Universum ist zuckerlrosa, denn ausgerechnet bei einem Kernfeature hapert es gewaltig. Bei der Einführung von Threads kündigte Meta an, dass es die Kommunikation mit anderen Social-Media-Plattformen wie beispielsweise Mastodon über das sogenannte "Fediverse" ermöglichen würde. Das kann man sich in etwa wie ein E-Mail-Programm vorstellen: Gmail-Konten können sich ohne weiteres mit Outlook-Accounts austauschen. Das Fediverse sollte diese Idee auf soziale Medien übertragen. Deshalb möchte Meta, dass Nutzende ihr Threads-Konto nutzen können, um mit anderen Social-Media-Plattformen zu interagieren, die das Protokoll Activity Pub verwenden. Mastodon wäre nur ein Beispiel von vielen.

Doch gerade in der Mastodon-Community steigt das Misstrauen gegenüber Meta, wie die BBC berichtet. Mehrere hundert Mastodon-Communities sind bereits dem sogenannten "Fedipact" beigetreten – einem Pakt, der Meta unter allen Umständen den Zugang zu ihrer Gemeinschaft verwehren soll. Der Geschäftsführer von Mastodon, Eugen Rochko, wies etwaige Befürchtungen jedoch zurück und erklärte, der Beitritt von Meta zum "Fediverse" sei eine "Bestätigung der Bewegung in Richtung dezentralisierter sozialer Medien" und "ein klarer Sieg für unsere Sache".

Elon Musk will Penislängen vergleichen

Beim Hauptkonkurrenten Twitter scheint die Führungsetage mit Elon Musk an der Spitze nervös zu werden. So forderte Musk den CEO von Meta, Mark Zuckerberg, zu einem Vergleich der Penislängen heraus.

Weniger vulgär gab sich die neue CEO von Twitter, Linda Yaccarino in einem Tweet am Montag. Sie gab bekannt, dass Twitter am Montag den stärksten Nutzungstag seit Februar auf der Plattform verzeichnet habe. Ein kleiner Seitenhieb auf die Konkurrenz bei Threads musste natürlich auch sein: "Ich möchte euch nicht am seidenen Faden (deutsch für Threads) hängen lassen, aber Twitter, ihr habt euch wirklich selbst übertroffen", schrieb Yaccarino. Nachsatz: "Es gibt nur EIN Twitter".

Was genau Yaccarino mit dem Begriff "Nutzungstag" meint, ist nicht ganz klar. Elon Musk gab später bekannt, dass es sich um "kumulative Benutzersekunden pro Tag" handle. (pez, 11.7.2023)