Google AI Bard
ChatGPT und andere KI-Software stellen Bedrohungen für die Google-Suche dar. Jetzt schlägt der US-Konzern mit "Bard" zurück.
IMAGO/Jonathan Raa

Ab Donnerstag ist die Google-KI "Bard" nicht mehr nur in Englisch verfügbar, sondern kann in 40 Sprachen als Rezeptlieferant, Programmierstütze oder Fotoanalyst herangezogen werden. Nach den USA und England dürfen nämlich mit diesem Tag 59 neue Länder auf Bard zugreifen, darunter auch alle EU-Länder – und somit auch Österreich. Zeitgleich mit der Sprach- und Ländererweiterung präsentiert Google einige neue Features, die künftig die Nutzung der künstlichen Intelligenz (KI) für ein noch breiteres Publikum zugänglich und sinnvoll machen sollen.

Video: Google Bard Präsentation auf Englisch
Google

Mehr als ein Chatbot

Mit der vielgenutzten Titulierung "Chatbot" ist Google nicht glücklich, wie der Konzern in mehreren Interviews wissen lässt. Vielmehr sieht man Bard als künstliche Intelligenz, die eine Erweiterung des breiten Google-Portfolios sein soll, allen voran der Google-Suche. Als Reaktion auf den Erfolg von OpenAIs ChatGPT entwickelt und vermarktet, war das moderne Spielzeug bisher nur im englischsprachigen Raum verfügbar. Seit Donnerstag kann man auch in Österreich ausprobieren, wozu man eine solche KI nutzen kann.

Bilder in Google Lens

Mit Google Lens kann man ein Outfit fotografieren, um zu erfahren, wo man es kaufen kann, Lens erkennt Pflanzen am Wegesrand, oder aber man fotografiert Text in einer Fremdsprache, um diesen in die eigene Sprache zu übersetzen. Bard wird künftig verstärkt mit Lens kollaborieren, es wird also mehr Informationen zu beispielsweise Fotos geben. Auch wird es möglich sein, eine Flasche Wein zu fotografieren und Bard zu fragen, welches Essen dazu am besten passen würde. Bard soll dann mit einer elaborierten Antwort aufwarten, warum gerade eine bestimmte Pasta dazu serviert gehört.

Im Gegensatz zu allen anderen Features, die an dieser Stelle gleich noch aufgezählt werden, ist die verbesserte Verknüpfung mit Google Lens allerdings vorerst nur in Englisch verfügbar und soll erst zu einem späteren Zeitpunkt auf mehr Sprachen ausgeweitet werden.

Eine Unterhaltung mit der KI Bard
Bard verfügbar
Bard ist seit Mittwoch auch in Österreich verfügbar
Screenshot bard.google.com

Kommunikation und Foren

Bisher mussten Kommunikationen mit Bard zu Ende geführt oder neu angefangen beziehungsweise Prompts (die vom Nutzer formulierten Aufgaben) neu formuliert werden. Mit dem neuen Update können Diskussionen oder Fragestellungen mit der KI gepinnt und so für später aufgehoben werden. Wann immer man wieder Zeit hat, kann man das Gespräch genau an dieser Stelle wieder aufnehmen. Auch Prompts können jederzeit editiert werden. Ebenfalls soll man mehrere Konversationen parallel führen und diese auch umbenennen können, um nicht die Übersicht zu verlieren. Dieses Feature, wie alle folgenden, werden ab Donnerstag in allen Sprachen verfügbar sein.

Text zu Sprache und Coding

Antworten können von Bard ab sofort laut vorgelesen werden, falls man keine Zeit oder Lust hat, selbst zu lesen, oder wissen will, wie man Wörter richtig betont. Zudem soll der Export von Python-Code in das Onlineprojekttool Replit möglich sein. Zu guter Letzt wird man Konversationen – auf Wunsch auch nur Teile davon – mit dem eigenen Netzwerk einfach teilen können.

Ebenfalls spannend, auch wenn bereits in anderen KI-Tools schon anwendbar, ist die Möglichkeit, Antworten von Bard in fünf verschiedenen Stilen anzufordern. Einfach, lang, kurz, professionell oder umgangssprachlich. Leider ist genau dieses Feature derzeit nur in englischer Sprache verfügbar.

Öffentlich zugängliche Daten

AI stehe für Augmented Imagination, also die erweiterte Vorstellungskraft, sagt Google. Tatsächlich wird KI mit Software wie ChatGPT oder Bard greifbarer für eine große Nutzerschaft, denen der Begriff künstliche Intelligenz sonst zu weit weg scheint. Was das Einspeisen von Informationen in Bard betrifft, gibt sich Google weiterhin bedeckt. Man habe mit den diversen Regulierungsbehörden, etwa der irischen Data Protection Commission (DPC), gute Gespräche gehabt, weshalb man die Software jetzt auch in Europa nutzen dürfe. Man sei allerdings erst am "Anfang", und man werde wohl über die nächsten Monate und Jahre "laufende Unterhaltungen" mit den Behörden haben. Im Moment habe man ein "gemeinsames Verständnis", was Bard ist und tut.

Den Schritt in die EU, mit all ihren Regulierungen, habe man auch deshalb geschafft, weil man mehrere Zugeständnisse an die Transparenz eingegangen sei. So gibt es neuerdings einen Privacy-Hub, der aktuelle Informationen dazu bietet, was mit den eingegebenen Daten passiert.

Natürlich sei Bard noch immer ein "Experiment", und es würde weiterhin Fälle geben, in denen die KI falsche Aussagen treffe. Man arbeite allerdings daran, Bard immer besser zu machen. Dazu ist die Sammlung von Daten in den neu angebotenen Sprachen nötig. Ob es beim Abgreifen dieser Daten eine Regulierung gebe, je nachdem ob Bilder und Texte unter Copyrightschutz stehen, wollen Google-Mitarbeiter nur ausweichend beantworten: Man greife nur auf "offen zugängliche Daten" zu. Diese Praxis hat OpenAI schon mehrere Klagen eingebracht. Man darf gespannt sein, ob Google hier weniger Angriffsfläche bieten wird. (Alexander Amon, 13.7.2023)