"Rodeo" ist eine sympathische Milieustudie aus den Pariser Vorstädten.
Filmladen

Rodeo

Lola Quivoron nimmt uns in ihrem intensiven Debüt Rodeo mit auf eine Spritztour in die berüchtigten Pariser Banlieues. Dort stößt die junge Frau Julia zu einer Gang von Asphaltpiraten. Auf ihren Motocross-Bikes führen sie halsbrecherische Stunts und riskante Diebstähle aus. Julia, gespielt von der starken Julie Ledru, flüchtet mit Vollgas in diese Freiheit der Straße und schert sich nicht um den Testosteronüberschuss beim Urban Rodeo. Kein Sozialdrama über die "Unterprivilegierten" und doch tief verankert im französischen Jugendmilieu, das gerade wieder einmal gegen die Gewalt von oben rebelliert. Ein nicht perfekt erzählter Film, dafür mit viel "Realness", Coolness und Adrenalin im Tank! (maw)

4 von 5 Punkte

KinoCheck

Mit Liebe und Entschlossenheit

Zwei Dreiecke ergeben einen vielschichtigen Film: Das erste besteht aus Claire Denis (Regie), Christine Angot (literarische Vorlage) und Juliette Binoche (Star und Inspiration). Das zweite ergibt sich aus den Beziehungen in der Geschichte von Mit Liebe und Entschlossenheit. Binoche spielt Sara, die mit Jean (Vincent Lindon) zusammenlebt. Das Paar hat seine Leidenschaften nicht verloren, nun aber taucht François (Grégoire Colin) auf, mit dem beide einst zu tun hatten. Während sich die Vergangenheit zurückmeldet, öffnet sich Sara neuen Perspektiven. Nach Meine schöne innere Sonne erforschen Binoche, Denis und Angot erneut die Möglichkeiten des Glücks und der Lust in der zweiten Lebenshälfte. (reb)

3 von 5 Punkte

KinoCheck Emotions ❤

Bioskop Kino

Wenn ein Film in Metern statt Minuten gemessen wird, steht eine Zeitreise ins analoge Zeitalter an. Ab Freitagabend flimmert im Augartenspitz dreimal 900 Meter allerfrühester Film auf der Leinwand. Rund um die vorletzte Jahrhundertwende brachten die Gebrüder Lumière die Bilder zum Laufen. Vorgeführt wurden die Streifen mit handgekurbelten Projektoren u. a. auf Jahrmärkten. Im Rahmen des Kino wie noch nie gibt’s die seltene Gelegenheit, das Baby-Zeitalter des Bewegtbilds zu erleben, im Garten-Zirkuszelt mit Original-Lichtbogenprojektor und dem "Kino der Attraktionen": witzige, inkorrekte und durchaus actionreiche Kurzfilme. (maw)

Bioskop Kino: drei Programme mit ca. 50 Minuten am 14., 21. und 28. Juli jeweils 19.30

Anhell69

Das Filmfestival Kaleidoskop endet mit dem Regiedebüt des Kolumbianers Theo Montoya. Das visuell beeindruckende Drama Anhell69 ist eine Auseinandersetzung mit Kolumbien, sowie einer jungen, queeren Generation. Eigentlich als fiktionaler Film geplant, verlor Montoya nicht nur seinen Hauptdarsteller, sondern auch dessen Freunde an eine Überdosis sowie Suizid. Daraufhin beschloss er, die queere Community zu porträtieren, wobei er die festgehaltenen Momente geschickt mit Impressionen des ursprünglich geplanten Spielfilms verwebt. Entstanden ist dabei ein intensiver Einblick in Drag-Nachtclubs, die Stadt Medellín, den Friedhof – begleitet von omnipräsenter Hoffnungslosigkeit. (sgo)

4 von 5 Punkte

Salzgeber