In Ungarn wurde am Donnerstag mit Lira Kereskedelmi Kft einer der größten Buchhändler des Landes zu einer Geldstrafe von zwölf Millionen Forint (etwa 32.000 Euro) verurteilt. Der Grund ist, dass die britische Graphic Novel "Heartstopper" nicht in Plastikfolie eingepackt war. Dies wurde als Verstoß gegen das 2021 erlassene umstrittene LGBTIQ-Gesetz gesehen.

Heartstopper Buch LGBTQ-Gesetz Ungarn
Das Werk "Heartstopper" in einer Buchhandlung im US-amerikanischen Pennsylvania. In Ungarn sorgt es für Wirbel.
REUTERS/HANNAH BEIER

Das Gesetz verbietet Bücher, Filme und andere Medien, die Kindern und Jugendlichen zugänglich sind und in denen eine Sexualität dargestellt oder propagiert wird, die von der heterosexuellen abweicht. Dasselbe gilt für die Darstellung oder Aufklärung zu Geschlechtsangleichungen. 

Buchhändler will sich wehren

Dem Buchhändler Lira Kereskedelmi Kft wird nun vorgeworfen, die Graphic Novel "Heartstopper" nicht in Plastikfolie eingepackt zu haben, sodass Minderjährige darin hätten blättern können. Auch, das erklärte die Regierung gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur MTI, wurde dieses Werk in der Abteilung platziert, die für Minderjährige gedacht ist. Der Buchhändler kündigte an, den Strafbescheid mit allen rechtlichen Mitteln zu bekämpfen.

In "Heartstopper" der britischen Autorin Alice Oseman geht es um eine Liebesgeschichte zwischen zwei männlichen Jugendlichen. Das Werk wurde von Netflix bereits zu einer Serie verarbeitet. 

Pride-March am Samstag

Es ist nicht das erste Mal, dass ungarische Buchhändler aufgrund des LGBTIQ-Gesetzes bestraft wurden. Das jetzige Urteil kommt nur zwei Tage vor dem am Samstag geplanten Pride-March in Budapest. 

Die EU und Menschenrechtsgruppen haben das umstrittene Gesetz von Beginn an scharf kritisiert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete es als "Schande". Die EU-Kommission leitete deshalb ein Vertragsverletzungsverfahren ein. Außerdem reichte sie im Sommer 2022 Klage beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) gegen Ungarn ein. Unter anderem sieht sie die Informationsrechte von Jugendlichen eingeschränkt, was gegen EU-Grundrechte verstoßen würde. (red, 14.7.2022)