Endlich angekommen:Am Hafen reiht sich der japanische Elektro-SUV gut zwischen den italienischen Segelbooten ein.
ook

Eine Weisheit für lange Autofahrten lautet: Womöglich kommt die nächste Gelegenheit nie – oder zumindest nicht so bald.

Von dieser Erkenntnis lassen sich drei wertvolle Reisetipps ableiten.

1. Gibt es beim Stopp eine Toilette – benützen!
2. Kann man Getränke kaufen, kauft man sie.
3.Und fürs E-Auto gilt: Lade die Karre, wann immer es geht.

Wir hatten schon bessere Ideen, als am letzten Schultag vor den Sommerferien mit dem Auto nach Italien zu fahren. Oder sagen wir so: Andere hatten diese geniale Idee auch. Aber inzwischen sind wir kurz vor dem Ziel, die Staus haben wir hinter uns gelassen, und es beschäftigt uns nur noch eine einzige Frage: Heißt null wirklich null? Zero? Niente?

Wir sind 73 Kilometer von dem Supermarkt in Triest entfernt, den wir ansteuern. Dort wollen wir den Subaru Solterra E-xperience+ auf dem Parkplatz laden, während wir einkaufen – angeblich geht das. Der Solterra sagt: 73 Kilometer Reichweite. Wir sagen: Das geht sich aus!

Gibt es einen Puffer?

Aber was, wenn nicht? Würde der Solterra bei einem Stand von null Kilometer Reichweite tatsächlich einfach so stehen bleiben? Würden wir instant liegenbleiben? "Da gibt es doch bestimmt einen Puffer", tönt es vom Beifahrersitz. Eine Vermutung, kein Wissen.

Das erste Laden in der Steiermark klappt ausgezeichnet. So schnell sollten wir lange nicht mehr laden.
ook

Durch die Windschutzscheibe brennt die Sonne. Die Klimaanlage haben wir ausgeschaltet. Das pusht die Reichweite ordentlich. Sicherheitshalber haben wir sogar die Musik abgedreht. Im E-Auto ist es ein bisschen wie mit einem Heißluftballon: Schön, speziell, aber kommt Panik auf, muss man Ballast abwerfen.

Gestrandet beim Supermarkt

Gestrandet waren wir schon. Mit einer Restreichweite von 15 Kilometern fanden wir am Rand von Ljubljana unseren Strom. Wir dachten, wir sind schlau, und wollten bei dem lokalen Porsche-Händler tanken – 300 kW wurden uns dort versprochen. Bloß waren die Ladesäulen außer Betrieb. Die Frage, ob dort generell nur Leute tanken können, die einen Porsche fahren, kam auf dem Weg kurz auf, blieb somit aber unbeantwortet. Also mussten wir – etwas panisch – die nächstbeste Gelegenheit nutzen, einen Lidl mit Stromtankstelle. Dort schaffen wir 85 Kilometer für die Tankfüllung in 48 langen Minuten. Und natürlich musste jemand aufs Klo. Es gab keines.

Gestrandet beim Lidl. Zu diesem Zeitpunkt sind wir sicher: Langsamer geht's nicht. Geht es doch.
ook

Diese Anfängerfehler sollen uns nicht noch einmal passieren. Inzwischen sind wir ungeduldig und wollen ankommen. Gemütlich ist das Auto: viel Beinfreiheit, bequeme Sitze. Unter der Mittelkonsole ist ein Luftraum. Wofür? Unklar, aber die Handtasche passt genau rein. Wir liegen gut in den Kurven, werden sanft über Unebenheiten gefedert und gleiten über die Autostrada. Aber bei Autoreisen ist der Weg selten das Ziel. Das Ziel ist das Ziel.

Platz haben wir genug. Aber ewig wollen wir trotzdem nicht im Subaru sitzen.
Stockinger

65 Kilometer Reichweite. 62 Kilometer. 58. "Was, wenn es sich doch nicht ausgeht", murmelt die Beifahrerin. Gut, wir bleiben stehen. Die OMV hat eine Ladesäule. Wir trinken Kaffee, kaufen Wasser, nach einer kurzen Pause haben wir 112 Kilometer in der Batterie. Das war fix. 55 Kilometer liegen vor uns. Wir schalten die Klimaanlage ein, die kühlt den Autoinnenraum auf angenehme 19 Grad. Auch Musik trauen wir uns wieder anzumachen. Zu lernfähig wollen wir nicht sein, wir haben Urlaub.

Tipps ignoriert

"Welcome to Italy", ruft der Solterra. Fenster runter. Italo-Hits rein. Es riecht nach Meer, bilden wir uns ein. Jedenfalls mediterran, nach Kräutern und Abgasen. "Trieste" betont das Auto-Navi in seiner Ankündigung fast akzentfrei. Wir sind da. Gleich bei der Einfahrt der Stadt hat der "Circo di Vienna" seine Zelte aufgeschlagen. Wir sind hier genau richtig.

Beim angepeilten Supermarkt geht das Laden nicht. Durch den Extrastopp haben wir aber Spielraum, fahren in die Ferienunterkunft und parken in einer Minigarage. Da melden sich die zig Abstandsassistenten des Subaru. "Ausschalten", hatte der Kollege aus dem Automobil-Ressort empfohlen. Haben wir nicht. Es piepst – ständig. "Klingt wie Goldmünzen sammeln bei Mario-Kart", scherzt die Beifahrerin.

Der Subaru Solterra E-xpirience+ macht von hinten einen guten Eindruck. Der Kofferraum ist geräumig, trotzten füllen wir ihn schnell.

Wir tanken am nächsten Tag im Centro von Trieste. Langsam, aber wir haben Zeit: In den rund 13 Stunden, die von der Subaru-App bis zum Ladeende berechnet werden, essen wir Tramezzini, trinken Spumante und shoppen im Saldi. Der Kofferraum ist geräumig – trotzdem füllt er sich schnell mit der Ausbeute.

Nach null die Schildkröte

Die Rückfahrt nach Wien ist unspektakulär. Wir haben doch dazugelernt. Dass uns das Navi keine sinnvollen Ladestopps auf der Route vorschlägt, nervt. Wir planen selbst. Ohne Klimaanlage leiden wir bei 34 Grad auf der ersten Strecke – die rund 50 zusätzlichen Kilometer Reichweite sind es uns wert zu schwitzen.

Test
red

Gelernt haben wir auch, immer etwas mehr zu laden, als man muss. Und: Null heißt nicht wirklich null. Der Hersteller sagt, man hat dann noch circa drei Prozent Ladung – wie lange die hält, hängt vom Fahrstil ab. Danach gibt es den "Turtle-Modus", in dem man sich noch aus Gefahrensituationen manövrieren kann.

Banaler Tipp zum Schluss: Eine lange Fahrt will gut geplant sein – vor allem mit dem E-Auto. Dann klappt die Anreise zum Urlaubsziel auch ganz ohne Benzin – und senza problemi. (Oona Kroisleitner, Katharina Mittelstaedt, 15.7.2023)