Khaled El Masri lebt heute mit seiner Familie in Graz. Die Umstände seiner Folter wurden nie vollständig geklärt.
Khaled El Masri lebt heute mit seiner Familie in Graz. Die Umstände seiner Folter wurden nie vollständig geklärt.
J.J. Kucek

Khaled El Masri ist nicht allein, als er das Café in Graz betritt. Zwei seiner Söhne begleiten ihn, folgen ihm auf Schritt und Tritt. El Masris Haare sind ergraut, seine Beine geschwollen. Er trägt offene Patschen und eine locker sitzende Hose, geht langsam, fast humpelt er. Die jungen Männer begleiten ihn bis zum Sessel, bis er sich setzt. Dann gehen sie, in Rufbereitschaft, denn später wird ihr Vater sie wieder brauchen.

El Masri, 60 Jahre alt, im Libanon aufgewachsen, leidet unter Polyneuropathie. Die Nerven in seinem Körper funktionieren nicht richtig. Warum seine Beine und Füße tiefrot angeschwollen sind, wissen seine Ärzte nicht. Jeder Schritt tut ihm weh. "Ich kann mich nicht bewegen", sagt er im Gespräch mit dem STANDARD und dem SPIEGEL. El Masri hat eine Plastikwanne mitgenommen. Nach einer Stunde wird einer seiner Söhne sie mit eiskaltem Wasser füllen, El Masri wird seine Hose hochkrempeln und die Füße abkühlen.

Die meiste Zeit des Tages liegt er im kalten Bett. Dort hat er keine Schmerzen. Doch er fühlt sich gefangen, starrt stets auf die Decke. "Das ist für mich der schlimmste Albtraum. Ich weiß nicht, wie lange ich das aushalten werde."

1. Entführung und Folter

Schon vor zwanzig Jahren konnte El Masri das Bett nicht verlassen – allerdings aus anderen Gründen. Es ist Silvester 2003, und El Masri will in den Urlaub fahren. Er braucht eine kurze Auszeit von der Familie und dem Alltag, will eine Woche abschalten. Also bucht er eine Busfahrt nach Mazedonien und ein günstiges Apartment.

Doch er wird es nie erreichen. An der serbisch-mazedonischen Grenze kontrollieren Beamte seinen Pass. El Masri muss aussteigen. Sie bringen ihn in ein Hotelzimmer in Mazedoniens Hauptstadt Skopje. Wochenlang muss er auf einem Bett liegen. Bewaffnete Männer in Zivil befragen ihn. Aufstehen darf er nur, wenn er aufs Klo geht.

Die Theorie der Bewaffneten: Khaled El Masri sei Mitglied der Terrororganisation Al-Kaida. Er dementiert stets. Er sei Deutscher und wolle mit der deutschen Botschaft in Kontakt treten. "Aber die Deutschen wollen mit Ihnen nicht sprechen", sagten sie. So erzählt er es.

Nach 23 Tagen wird El Masri zu einem Flughafen gefahren. Er denkt, er kehre nun zurück nach Deutschland. Stattdessen trifft er auf schwarz vermummte Männer. Sie verprügeln ihn, entkleiden ihn, legen ihm eine Windel und einen Sportanzug an, werfen ihn auf den Boden eines Flugzeugs. So erzählt er es, ein Gericht hält seine Schilderungen für glaubwürdig. Die Vermummten führen ihm ein Objekt in den Anus ein und jagen ihm eine Spritze in den Arm. Er wird bewusstlos. Als er aufwacht, ist er in einem Foltergefängnis. Mitten in Afghanistan.

Es ist das Jahr 2004, und der US-amerikanische War on Terror ist voll im Gange. Agentinnen und Agenten des Nachrichtendiensts CIA wollen die Hintermänner des Terroranschlags auf das World Trade Center am 11. September 2001 ausfindig machen.

Sie entführen weltweit zahlreiche Verdächtige und vernehmen sie mit "erweiterten Verhörtechniken" – der Begriff gilt als Euphemismus für Folter.

El Masri dementiert die Vorwürfe. Weiterhin. Aus Protest tritt er in den Hungerstreik, 18 Kilogramm nimmt er in dieser Zeit ab. Weil er sich standhaft weigert zu essen, fesseln ihn seine Entführer an einen Stuhl, stecken ihm einen Schlauch durch die Nase und ernähren ihn mit Zwang.

"Ich weiß, was 'Geheimdienst' bedeutet. Es ist ein schönes Wort für Gesetzlosigkeit, für Verbrechen." Khaled El Masri

El Masri beteuert: Er habe nichts mit alledem zu tun. In der CIA kommen immer mehr Zweifel auf, ob er tatsächlich zu Recht beschuldigt wird. Doch die beiden Agenten, die federführend an seiner Entführung beteiligt sind, geben sich sicher: Sie wüssten, er sei "böse" ("bad"), heißt es in einem später öffentlich gewordenen Bericht des Geheimdiensts.

Zwei Monate vergehen, bis die CIA-Entführer seinen Pass genauer inspizieren – und bemerken, dass er nicht gefälscht ist. Khaled El Masri ist Deutscher – so wie er es gesagt hat. Sie hatten ihn mit einem anderen El Masri verwechselt.

Drei weitere Monate später soll der "falsche" El Masri freikommen. 14.500 Euro geben ihm die Agenten – im Beisein eines Mannes, der sich "Sam" nennt und perfektes Deutsch spricht – und fordern: Er solle niemandem erzählen, was ihm in den vergangenen fünf Monaten widerfahren sei. Dann setzen sie El Masri in einem Wald in Albanien aus.

Der Betrag wurde gewählt, um sicherzustellen, dass El Masri mit dem Geld nicht die Aufmerksamkeit der Behörden weckt. "Wehe dir, du wendest dich an Behörden oder an die Presse, sagten sie mir", erzählt El Masri. Er soll schweigen. Eine Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst kam für ihn ohnehin nie infrage. "Ich weiß, was ‚Geheimdienst‘ bedeutet. Es ist ein schönes Wort für Gesetzlosigkeit, für Verbrechen", sagt El Masri zum STANDARD.

2. Zwanzig Jahre vor Gericht

Khaled El Masri schweigt nicht. Im Gegenteil. Ein Jahr nach der Entführung berichten Medien in aller Welt über seinen Fall – von der New York Times bis hin zu vielen deutschen Zeitungen. Die renommierte US-amerikanische NGO American Civil Liberties Union (ACLU) nimmt El Masri als Mandanten und klagt den damaligen CIA-Chef wegen Menschenrechtsverstößen. In Deutschland ermitteln die Behörden. 2007 erlässt das Amtsgericht München Haftbefehle gegen ein Dutzend CIA-Agenten, die mutmaßlich an der Entführung beteiligt waren.

El Masri wird für kurze Zeit zum medialen Star, zum Symbol des Unrechts, das im Namen des War on Terror der USA geschehen ist. Nach und nach gelangt ein weltweites Foltersystem an die Öffentlichkeit, ein Netz an Geheimgefängnissen, etwa in Polen, Rumänien, Irak und Thailand. Die CIA entführt Terrorverdächtige zu diesen "Black Sites", vernimmt und misshandelt sie – ohne jegliche richterliche Kontrolle. Wie viele solche Überstellungen es insgesamt gab, ist bis heute unklar. 1.245 CIA-Flüge fanden zwischen 2002 und 2005 statt - einige davon Gefangenentransporte.

Kurzzeitig wurde El Masri ein Symbol des Unrechts, das im Zuge des "War on Terror" geschah. Eine Entschuldigung bekam er weder von den USA noch von Deutschland.
J. J. Kucek

Die Öffentlichkeit allein bringt El Masri wenig. Denn vor deutschen und amerikanischen Gerichten laufen seine Eingaben ins Leere. Der Strafbefehl Deutschlands gegen die Agenten der CIA wird nie vollzogen. In den USA wird der Fall aus Gründen der "nationalen Sicherheit" erst gar nicht verhandelt.

Einzig Mazedonien wird für seine Rolle bei der Übergabe El Masris 2012 vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt. Ihm reicht das nicht: "Mazedonien schuldet mir kein Geld", sagt er im Kaffeehaus in Graz. "Mazedonien schuldet mir Antworten." Seine Stimme wird lauter, er klopft mit den Fingern auf den Tisch. "Seit wann wussten die deutschen Behörden davon? Von wem hatte die CIA den Tipp, mich zu verhaften?", fragt er.

Die Rolle Deutschlands wird bis heute nicht abschließend geklärt, vor allem nicht die von "Sam": El Masri identifiziert den deutschsprachigen Agenten in Afghanistan als den Beamten des deutschen Bundeskriminalamts Gerhard L. Dieser dementiert und versichert, damals in Berlin gewesen zu sein. Die Behörden geben L. recht. Doch El Masri ist bis heute sicher, dass L. "Sam" war. Ein Untersuchungsausschuss in Berlin kommt zu dem Schluss, dass Deutschland nicht an dem Geschehenen beteiligt war. Jahre später bemerkt der Journalist Stefan Eberlein: Das Datum, für das L. ein Alibi hat, ist offenbar ein anderes als das, an dem El Masri angibt, ihn getroffen zu haben. Aber der Fall scheint heute aus dem Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit wie weggewischt zu sein.

"Ich hatte immer volles Vertrauen in diesen Staat, dass er einem schlimmen Verbrechen auch nachgeht", sagt El Masris ehemaliger Anwalt in Deutschland, Manfred Gnijdic. "Heute stehe ich am Rande und staune, was neben offizieller Politik so alles an inoffizieller Politik läuft."

Ob El Masri bereut, das Geschehene öffentlich gemacht zu haben? "Gott sei Dank habe ich nie ihrem Wunsch nachgegeben. Trotz all des Drucks", sagt er. Aber verbessert habe es seine Situation nicht. "Irgendwo ist immer alles schiefgelaufen."

Das Interesse an El Masri und seinem persönlichen Schicksal verebbte im Laufe der Jahre. Weder die USA noch Deutschland entschuldigten sich jemals für das, was ihm passiert ist.

3. Unendliches Trauma

El Masri wird nie längerfristig psychologisch betreut. Als er nach mehreren Anläufen Psychotherapie bekommt, streiten bald seine Therapeutin und sein Anwalt.

El Masri müsse raus aus der Öffentlichkeit, sagt die Therapeutin. Die ständige Konfrontation mit seinen Traumata schade ihm.

El Masri brauche so viel Öffentlichkeit wie möglich, sagt der Anwalt. Er brauche den Rückhalt, sonst sei der Fall verloren.

Der Deutsche entscheidet sich für seinen Anwalt und gegen die Therapie. Weitergebracht habe sie ihn nicht: "Wenn es einem schlecht geht, helfen schöne Worte nicht. Die Realität ist so scheiße, da bringen Affirmationen und gute Ratschläge nichts."

In den Jahren nach der Entführung lebt er in Angst. Die CIA – oder die deutschen Behörden – könnte ihm Böses wollen, fürchtet er. Er hat sich nicht an ihre Forderung nach Stillschweigen gehalten, er hat der Welt seine Geschichte erzählt.

Gleichzeitig plagen El Masri immer wieder Wutanfälle. 2007 verprügelt er im Streit den Mitarbeiter eines Lkw-Unternehmens. Monate später versucht er, einen Brand in einem Großhandelsmarkt zu legen – aufgrund eines Streits um einen defekten Musikplayer. Er wird verurteilt, auf Bewährung. 2009 gerät er in einen Konflikt mit dem örtlichen Autohändler und bedroht ihn. Der ruft die Polizei, die El Masri zu Hause festnimmt und in eine psychiatrische Anstalt bringt. Der Psychiater hält ihn für gesund und lässt ihn gehen.

Doch für El Masri sind alle Stricke gerissen. "Wenn sie unter die Gürtellinie treten, kann ich das auch. Schikanieren lasse ich mich nicht, vor meinen Kindern und meiner Frau", lautet seine Begründung.

Er will Rache. Und verprügelt den Oberbürgermeister von Neu-Ulm. Was der mit alldem zu tun hat? "Sie haben mich vor meiner Familie gedemütigt. Hätte ich jemanden Wichtigeren gefunden, hätte ich ihn auch verprügelt." Auch sei der Bürgermeister dafür mit verantwortlich gewesen, dass die Moschee, in der El Masri damals betete, besonders ins Visier der Behörden geriet – und so er, El Masri, zum Beschuldigten der CIA wurde. Tatsächlich war Neu-Ulm zu dem Zeitpunkt ein Tummelplatz für Islamisten in Deutschland.

Die Psychotherapeutin Nora Ramirez Castillo arbeitet in der Beratungsstelle Hemayat für Folter- und Kriegsüberlebende. Sie sagt, dass Traumatisierungen wie El Masris Entführung eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung auslösen können. Eine nähere Einschätzung von El Masris Situation sei aus der Ferne freilich nicht möglich.

Allgemein wisse man aber, dass Extrembelastungen wie jene zu einer "misstrauischen Haltung gegenüber der Welt" führen könnten. Betroffene hätten Schwierigkeiten, Emotionen zu regulieren. Sie ziehen sich sozial zurück, empfinden ein "Gefühl der Leere oder Hoffnungslosigkeit, eine chronische Anspannung, als wären sie ständig bedroht, und ein Entfremdungsgefühl", sagt die Therapeutin.

Khaled El Masri wurde plötzlich vorgeworfen, der Terrororganisation Al-Kaida anzugehören.
J.J. Kucek

El Masri wird verurteilt. Insgesamt muss er fünf Jahre in Haft. Seine Familie zieht in dieser Zeit in den Libanon, dem Heimatland der Eltern. Sie haben Angst, das Jugendamt könnte ihnen die Kinder wegnehmen. Als er freikommt, ist El Masri sicher: Er will "keine Sekunde mehr in Deutschland" bleiben.

4. Neuanfang in Österreich

"Hätten Sie mir früher erzählt, dass es einem in Deutschland so schlecht gehen kann, das hätte ich Ihnen nicht geglaubt", resümiert der Deutsche. Die Rolle Deutschlands bewegt ihn besonders: "Die sind offenbar stolz auf ihre Verbrechen." Die CIA habe "Scheiße gebaut, aber wenigstens haben die das erkannt. Sie schämten sich dafür. Deswegen haben sie mich im Wald rausgeschmissen." Seine Stimme bricht, seine Augen tränen.

Als er 2014 freikommt, kappt El Masri all seine Kontakte. "Ich wollte von niemandem mehr etwas wissen. Alles hing mir zum Hals raus." Was bringe ein Anwalt, fragt er sich, "wenn niemand auf ihn hört". Er verlässt Deutschland. Zu seiner Familie in den Libanon kann er nicht zurück. Dort wurde er einst politisch verfolgt. Also zieht er nach Wien, zunächst allein.

Das Geld geht ihm aus. "Ich hätte beim besten Willen die schlimmste Arbeit gemacht", sagt er. Er sucht, sucht – aber findet nichts. Er verliert die Wohnung. Zwei Wochen lebt er in einem Obdachlosenheim. Dann wird er weggeschickt: "Die Frau dort sagte, ich sei ein Schlawiner", erinnert er sich. Er sehe nicht so aus, als gehe es ihm schlecht. "Ich habe mich beschissen gefühlt." Er erzählt ihr von sich, schlägt vor, ihn im Internet zu recherchieren – und geht. El Masri schläft zunächst im Schlafsack am Bahnhof, später kommt er bei einem Bekannten unter, dann in einer Moschee. 2015 lehrt er syrische Geflüchtete Deutsch und darf dafür in einem Flüchtlingsheim wohnen.

In dieser Zeit erreicht ihn ein Anwalt aus den USA. Mazedonien musste 2012, während seiner Haft, 60.000 Euro Schadenersatz aufgrund der Rolle des Staates bei der Entführung zahlen. Mit dem Geld kann El Masri wieder sein Leben auf die Beine stellen. Er zieht nach Graz, sucht eine Wohnung, holt seine Familie, erkennt seine Söhne zunächst nicht mehr – so groß sind sie geworden.

Gemeinsam mit seiner Frau und seinen sechs Kindern eröffnet El Masri ein Geschäft für orientalische Lebensmittel in Graz – erfolglos. Er jobbt weiter, findet eine Stelle als Kraftfahrer. El Masri, zeit seines Lebens Freiberufler, mag die feste Anstellung.

5. Armut und Krankheit

Zwei Jahre später, im Oktober 2022, plagt ihn eine Polyneuropathie. Die Krankheit kann zu Lähmungen führen, meist betrifft sie Diabetiker. Doch El Masri ist keiner. Die Ärzte vermuten, dass die Erkrankung eine Folge seiner Folter ist. Sicher wissen sie es nicht.

El Masri bekam nie längerfristig Psychotherapie. Heute ist er bettlägerig.
J.J. Kucek

Seine Beine schmerzen, er kann nicht arbeiten und verliert den Job. Die Familie lebt fortan von 43,31 Euro Krankengeld täglich und 600 Euro Familienbeihilfe monatlich. Und dem Lohn der Kinder.

Pandemie, Ukrainekrieg, Inflation. Die Energiekosten sind nicht zu stemmen. Kurze Abhilfe verschafft der Wohnschirm, ein staatlicher Sonderfonds für Menschen mit geringem Einkommen.

Die Teuerung trifft die Familie mit voller Wucht. Wieder geht das Geld aus. Wieder häufen sich die Schulden. Wieder droht der Wohnungsverlust.

Die meiste Zeit verbringt El Masri im Bett. Wie damals, vielleicht sogar wegen damals, als man ihn verwechselt hatte. "Ich erlebe das Geschehene fast jeden Tag", sagt er. "In der Arbeit konnte man sich zumindest ablenken. Aber jetzt bin ich zu Hause, wie gelähmt."

Die Wohnung verlasse er nur für wichtige Termine. Besuch habe er kaum. In der Familienwohnung "sieht es so aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen". Ist er einsam? "Ja. Ich bin nicht einmal mit meiner Frau zusammen", sagt er.

Sie muss im Kinderzimmer schlafen. Auch sie ist mittlerweile schwerkrank, leidet an einer Darmentzündung und an Migräne. Das Geräusch der Klimaanlage, mit der er seine Beine kühlt, hält sie nicht aus.

"Mein Körper macht nicht mehr mit. Ich liege im Bett wie eine Mumie." Khaled El Masri

Marlene Moss, eine Aktivistin aus Kiel, scheint die Einzige zu sein, die sich noch für sein Schicksal interessiert. Die 72-jährige Pädagogin fordert die deutsche Regierung zu finanzieller Unterstützung auf, einen Sonderfonds. El Masri brauche Hilfe vor Ort, Sozialarbeiter, Rehabilitation, Psychotherapie. Sie hat eine Bedarfsliste erstellt. "Man geht davon aus, dass es keine Folter in Deutschland gibt, deswegen gibt es auch keine Gesetze, um Folteropfer zu entschädigen", sagt sie.

Seit über einem Monat ist Moss im Sitzstreik, protestiert vor dem Büro der Menschenrechtsbeauftragten der deutschen Grünen, Luise Amtsberg. Wie Deutschland mit El Masri umgehe, sei "ein Verbrechen", sagt sie. "Sie haben ihn zugunsten der Beziehungen zu den USA geopfert."

El Masri selbst ist resigniert. "Ich habe nicht mehr die Kraft, diese Sache weiterzuverfolgen", sagt er. "Mein Körper macht nicht mehr mit. Ich liege im Bett wie eine Mumie."

Gibt es etwas, das ihm noch Kraft gibt?

Er lacht bitter auf. "Ich habe keine", sagt er. "Ich warte, bis ich den Löffel abgeben kann." (Muzayen Al-Youssef, Martin Knobbe 15.7.2023)