Mit Threads hat Meta (vormals Facebook Inc.) vor einer Woche eine neue Plattform gestartet. Das an Instagram angeknüpfte Netzwerk legt den Fokus auf Textkommunikation und gilt Konkurrenz für Twitter. Für Twitter-Chef Elon Musk sind die Ähnlichkeiten gar so frappierend, dass er Meta vorwarf, Firmengeheimnisse von ehemaligen Twitter-Mitarbeitern zu nutzen und juristische Schritte anzukündigen.

Ungeachtet der sich anbahnenden Kampfsportauseinandersetzung zwischen Meta-CEO Mark Zuckerberg und Musk legte Threads jedenfalls einen starken Start hin. Vier Tage nach der Eröffnung stand man bereits bei über 100 Millionen Nutzer. Das veranlasste manche Beobachter gar zur Prognose, dass Threads Twitter schon in ein bis zwei Jahren hinter sich lassen könnte.

Nun gibt es aber Unkenrufe für die gegenteilige Position. Denn, so zeigen Analysen, der erste Hype ist vorbei. Die Aktivität auf der Plattform ist aktuell rückläufig, fasst Gizmodo zusammen.

Meta Threads Logo
Ein paar Tage nach dem ersten Hype ist die Nutzeraktivität auf Threads deutlich rückläufig.
DER STANDARD/Pichler

Massiver Einbruch der Nutzungszeit

Sensortower etwa hat ermittelt, dass auf Threads am vergangenen Dienstag und Mittwoch um 20 Prozent weniger aktive Nutzer unterwegs waren, als noch am Samstag davor. Die Zeit, die User im Schnitt im Netzwerk verbringen, soll sich außerdem von 20 auf 10 Minuten halbiert haben. Auch die Auswertung von Similarweb ergibt ähnliche Zahlen. Zwischen dem bisherigen Aktivitäts-Höhepunkt am Freitag, den 7. Juli, und dem folgenden Montag sieht man hier einen Rückgang von 25 Prozent der aktiven Nutzer sowie eine Reduktion der Verweildauer von 20 auf nur noch 8 Minuten.

Ein Teil der Erklärung dürfte sein, dass Meta mittlerweile versucht, die Verwendung der Plattform via VPN aus Europa zu unterbinden. Aus datenschutzrechtlichen Gründen bietet man die App in der EU offiziell aktuell noch nicht an.

Auch die weltweiten Google-Suchtrends ist der Abfall sichtbar. Am Tag nach dem Start schlug Threads im Interest-Score noch Twitter mit einer Einstufung von 83 zu 69. Während jener von Twitter seitdem relativ stabil blieb, wird Threads heute nur noch eine einstellige Punktezahl ausgewiesen.

Am Tag nach dem Start stach Threads Twitter in den Google Trends aus, mittlerweile wird wieder viel seltener danach gesucht.
Screenshot: Google Trends


Perspektivische Unterschiede

Die Interpretationen über diese Entwicklung unterscheiden sich freilich deutlich, je nachdem wer sie verfasst. Einige Fans von Elon Musk zeigen sich auf Twitter sicher, dass Zuckerbergs Plattform den Kampf bereits verloren habe. Sie sehen voraus, dass Threads einen ähnlichen Weg einschlägt wie Mastodon. Letzteres ist eine Open Source-Alternative zu Twitter und verzeichnete reges Interesse, nachdem Musk Twitter übernommen hatte.

Nach dem anfänglichen Ansturm wurde es aber wieder relativ still um die Plattform. Allerdings verzeichnet sie laut Angaben aus dem April bereits über 10 Millionen User, was immerhin eine Vervierfachung seit dem vergangenen November darstellt. Sie setzt auf dem ActivityPub-Protokoll auf, das auch von Threads – wenn auch noch nicht vollständig – unterstützt wird.

Auf der anderen Seite stehen Beobachter, die hier eine völlig normale Entwicklung sehen. Der starke Zuwachs an Nutzern und Aktivität zum Start sei die logische Folge des großen öffentlichen Interesses gewesen. Dass sich nun alles etwas beruhigt und etwa Nutzer zumindest vorläufig abspringen, die nach ein paar Tagen zu der Meinung gekommen sind, dass Threads sie nicht anspricht, sei ebenfalls erwartbar.

O-Ton: Der Newcomer habe sich keinen Gefallen damit getan, weniger Features als Twitter zu bieten, doch ob man eine Chance hat, sich als Alternative zu Musks Netzwerk zu etablieren kann, komme darauf an, ob man in den kommenden Monaten ein gewisses Mindestaktivitätslevel halten und stabiles Wachstum zeigen kann. (gpi, 16.7.2023)