Christian Lorenz sieht sich mit Vorwürfen sexueller Übergriffigkeit konfrontiert.
Christian Lorenz sieht sich mit Vorwürfen sexueller Übergriffigkeit konfrontiert.
imago images/POP-EYE

Wenn man ihn in privater Aufmachung mit Hut und Brille sieht, könnte man meinen, einem in die Jahre gekommenen Geissenpeter gegenüberzustehen, dem Hirtenbuben aus den Heidi-Märchen. Tatsächlich ist Christian Lorenz im Brotberuf Musiker bei der deutschen Band Rammstein.

Nach Medienberichten der Süddeutschen Zeitung und des Norddeutschen Rundfunks werden ihm von zwei Frauen sexuelle Übergriffe vorgeworfen, die vor über 20 Jahren passiert sein sollen. Wie bei den Vorwürfen gegen den Rammstein-Sänger Till Lindemann sollen die Handlungen unter Alkoholeinfluss – oder etwas anderem – stattgefunden haben. Für die Musiker gilt die Unschuldsvermutung, Lorenz dementierte via Anwaltskanzlei.

Lorenz ist bei Rammstein der, der am wenigsten beschäftigt ist. Bei einer Metal-Band ist ein Keyboarder eigentlich fehl am Platz. Dementsprechend wandert der mit dem Spitznamen Flake bedachte Musiker gerne auf der Bühne herum oder lässt sich in einem Schlauchboot über den Köpfen des Publikums durch das Stadion treiben. Musikalisch betrachtet fehlt er nicht.

Zögerlicher Prozess

Geboren wurde er 1966 in Ostberlin und begann als Kind mit dem Klavierspiel. Er entdeckte die in der DDR schwer erhältliche Musik der Rolling Stones und hörte die Bluesplatten seines Vaters. Später begann er bei diversen Bands wie den DDR-Punks Feeling B zu spielen. Seine Aufnahme in die Band Rammstein beschreibt er als eher zögerlichen Prozess.

Im Bandgefüge wirkt der Oldtimer-Fan wie ein Komiker im Vergleich zum berufsgrimmigen Rest. Lorenz soll eine Reihe von Phobien haben, deshalb öffentliche Verkehrsmittel meiden, ebenso dunkle Räume, und er soll – eine Herausforderung für jemanden, der mit Rammstein Konzerte gibt – keine Menschenmassen mögen. Flugangst hat er obendrein.

Im Jahr 2015 erschien sein autobiografisches Buch Der Tastenficker, zwei Jahre später memorierte er in Heute hat die Welt Geburtstag seine Zeit mit Rammstein. Neben der Band betreibt der mehrfache Vater und passionierte Wanderer eine Sendung beim deutschen Sender Radio eins – wobei diese auf Eis liegt, seit die Vorwürfe gegen Till Lindemann bekannt geworden sind.

Über seine Beziehung zur Band sagte er vor zwei Jahren in einem STANDARD-Interview. "Scheidung ist definitiv kein Thema. Es ist wie bei einer ganz langen Ehe: Über Scheidung denkt man gar nicht mehr nach." (Karl Fluch, 17.7.2023)