Junge Frau sitzt im Büro am Schreibtisch und starrt frustriert in die Luft. 
Wer den ersten Arbeitstag auf einen Donnerstag legt, hat nicht gleich die ganze Woche vor sich. So startet man automatisch langsamer in den Arbeitsalltag.
Getty Images/iStockphoto

Zuerst fiebert man ihm wochenlang entgegen. Man freut sich auf das Ausschlafen, auf gutes Essen, Sonne und das Meer. Ist es dann endlich so weit, vergeht der Urlaub meistens wie im Flug. Kaum ist man im Paradies angekommen, muss man auch schon wieder nach Hause. So fühlt es sich zumindest an. Ist man dann wieder zurück im Alltag, macht sich mit dem ersten Weckerklingeln zu Hause manchmal auch die Katerstimmung breit. Obwohl man im Urlaub eigentlich die Batterien wieder aufgeladen haben sollte, fühlt man sich schlapper als zuvor. Manche Menschen entwickeln in den ersten Tagen nach dem Urlaub Symptome, die denen einer Depression ähneln. Man hat schlechte Laune, schläft nicht gut, hat Kopfschmerzen, und das Konzentrieren fällt richtig schwer. Fachleute nennen das dann Post-Holiday-Syndrom.

Vor allem, wenn der Urlaub richtig schön war, kann es danach zum Durchhänger kommen. "Tolle Erlebnisse, gutes Essen und einfach tun, worauf man Lust hat, lässt den Körper viele Glückshormone wie Serotonin und Dopamin ausschütten", sagt Laura Stoiber, klinische Psychologin aus Wien. "Kommt man dann wieder im Alltag an, produziert der Körper weniger Glückshormone, und wir hängen im Alltag ganz schön durch." Das bedeutet natürlich nicht, dass man keinen schönen Urlaub mehr verbringen sollte. Besser ist es, das Zurückkommen und Wieder-Starten so angenehm wie möglich zu gestalten.

Gedanklich den nächsten Urlaub planen

Es empfiehlt sich, nicht gleich wieder mit Vollgas reinzufahren, sondern Schritt für Schritt in die Arbeit zu starten. Stoiber sagt: "Wer mit kleinen To-dos beginnt, steigert automatisch das Selbstwertgefühl. Man schafft, was man sich vorgenommen hat, das macht zufrieden und stolz." Auf keinen Fall sollte gleich zu Beginn ein Gefühl der Überforderung einsetzen. Damit das auch wirklich klappen kann, hat die Psychologin einen Trick: "Beim langsamen Starten hilft es, wenn man die Abwesenheitsnotiz im Mailprogramm noch ein oder zwei Tage länger aktiv lässt. So kann man in Ruhe Liegengebliebenes aufarbeiten, ohne gleich mit vielen neuen Aufgaben bombardiert zu werden." Es hilft außerdem beim sanften Einstieg, wenn man den Urlaub so legt, dass der erste Arbeitstag auf einen Donnerstag fällt und das Wochenende somit näher ist.

Und da Vorfreude ja bekanntlich die schönste Freude ist, sollte der nächste Urlaub schon in Planung sein. Zumindest gedanklich. "Wir haben wieder etwas, auf das wir uns freuen können, und stellen dem Gehirn damit ein paar neue Tankstellen in Aussicht", sagt die Expertin. Mehrere kleine Urlaube pro Jahr steigern nicht nur die Zeit der Vorfreude, es gibt auch wissenschaftliche Belege dafür, dass mehrere kürzere Erholungsphasen der Kreativität guttun. Der Neurowissenschafter David Strayer von der University of Utah zeigte dies in einer Studie, die er mit 26 Frauen und 30 Männern durchführte. Die Hälfte von ihnen schickte er für vier Tage in die Berge, während die andere Hälfte normal weiterarbeitete. Das Ergebnis: In mehreren folgenden Kreativitätstests schnitten die Ausflüglerinnen und Ausflügler um rund 50 Prozent besser ab. Stoiber sagt: "Ich leite daraus ab, dass mehrere kleine Reisen mehr Input geben und dadurch die Kreativität fördern."

Bitte nicht stören

Wer nach dem Urlaub dann noch eine kurze Social-Media-Pause einlegt, kann sich den Einstieg in den Alltag noch angenehmer machen. "Gerade im Sommer wimmelt es in den sozialen Medien geradezu vor Urlaubsbildern. Das sorgt nicht unbedingt für gute Stimmung, wenn der eigene Urlaub eben erst vorbei ist. Besser ist es, sich ein paar Urlaubssouvenirs auf den Schreibtisch zu stellen. So kann man sich das schöne Gefühl und die eigenen Erinnerungen an den Arbeitsplatz holen", empfiehlt Stoiber. Integriert man dann noch ein paar schöne Urlaubsrituale in den Alltag, verlängert das den Erholungsfaktor zusätzlich: "Wenn man im Urlaub abends immer noch spazieren war, kann man das zu Hause auch als Ritual in den Alltag einbauen. Das Gleiche gilt für Musik, die man in den Ferien gehört hat, oder auch das Eis, das man sich ganz genüsslich gegönnt hat. Wer diese besonders schönen Dinge auch nach dem Urlaub noch macht, lässt den Serotoninspiegel langsamer absinken. Es kommt nicht so schnell zum Post-Holiday-Syndrom", sagt die Psychologin.

Aber nicht nur für nach dem Urlaub gibt es ein paar Tricks, sondern auch für davor. Stoiber sagt: "Wer ein Diensthandy oder einen Laptop hat, sollte diese unbedingt ausgeschaltet zu Hause lassen. Nur so gelingt es, richtig abzuschalten. In diesem Fall sind auch die Führungskräfte gefordert. Nur wer seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglicht, im Urlaub nicht erreichbar zu sein, sorgt dafür, dass sie sich richtig erholen können."

Wer sich jedoch drei bis vier Wochen nach dem Urlaub immer noch müde und niedergeschlagen fühlt oder immer noch schlecht schläft, sollte sich überlegen, Hilfe zu suchen. Dann kann es sein, dass aus dem Syndrom eine Depression entsteht. Das Gleiche gilt auch, wenn jeder Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag von diesen Symptomen begleitet wird. "Der Körper setzt uns damit ernstzunehmende Grenzen. Wer ständig über seine Belastungsgrenze drübergeht, läuft Gefahr, ein Burn-out zu entwickeln", sagt die Expertin. "Das bedeutet nicht, dass es im Job nicht auch einmal fordernd sein darf. Das ist völlig okay. Aber dann muss es auch wieder eine Phase der Entspannung geben. Schließlich geht es im Leben immer genau darum, Anspannung und Entspannung. Und um die richtige Balance, die daraus entsteht." (Jasmin Altrock, 19.7.2023)