Verdorrte Fichtenwälder, stärkere Attacken durch Borkenkäfer: Die Erderhitzung macht den Umbau der Wälder notwendig. Sie müssen an die massiven Veränderungen angepasst werden – doch das kostet Arbeit wie Geld. Es ist eine Herausforderung, vor der alle Waldbesitzenden stehen – die großen wie die kleinen.

Ein Fonds, den die Bundesregierung 2020 aufgesetzt hat, soll helfen. Mit 350 Millionen Euro bis 2027 soll er Geld bereitstellen für Maßnahmen zur, unter anderem, Wiederaufforstung nach Schadereignissen, zur Waldbrandprävention oder zur Förderung der Biodiversität im Wald. Der Fonds hat möglicherweise allerdings einen Schönheitsfehler: Vor allem die großen Betriebe profitieren.

Das vermutet zumindest die SPÖ. Sie hat eine parlamentarische Anfrage dazu gestellt, wer die Förderungen erhält. Denn anders als im Fall der Agrarförderungen, die vollständig einsehbar sind, veröffentlicht das Landwirtschaftsministerium nicht, wer die Mittel aus dem Waldfonds erhält.

Dürre und Borkenkäferbefall zerstören einen Fichtenwald in Sachsen-Anhalt.
IMAGO/Frank Drechsler

Das Ergebnis der Anfrage: Bislang wurden rund 180 Millionen Euro für 13.000 private Fördernehmende bewilligt. Hundert von ihnen erhielten knapp die Hälfte der Mittel. Der größte private Fördernehmer bekam zwölf Millionen Euro, die Top 100 im Schnitt 860.000 Euro. Die restlichen 12.900 Fördernehmenden wurden im Schnitt mit 7.300 Euro gefördert.

"Vom Waldfonds sollten alle profitieren, die den Wald bewirtschaften. Die Realität schaut leider anders aus", kritisiert SPÖ-Umweltsprecherin Julia Herr. Der Waldfonds erreiche nur einen Bruchteil aller Waldbesitzenden. Der Waldfonds sei wichtig, um die Wälder klimafit zu machen. Dazu müsse er transparent agieren.

Seitens des Landwirtschaftsministeriums (BML) heißt es: Die Kriterien für die Vergabe seien transparent und für alle einsehbar. Außerdem werde der Fonds regelmäßig durch unabhängige Expertinnen evaluiert.

Jedenfalls seien unter den Top 100 seien auch Anträge, für die sich mehrere kleine Betriebe zusammengeschlossen haben, so das BML weiter. Einer der Gründe: Kleinere Betriebe haben oft gar nicht die Kapazitäten für die aufwendigen Anträge. Die Empfängerliste könne wegen des Datenschutzes jedoch nicht veröffentlicht werden.

Teure Mischwälder

Einer der Wissenschafter, der an der aktuellen Evaluierung arbeitete, ist Dietmar Jäger vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW). Er erwartet aufgrund der bisherigen Ergebnisse positive Auswirkungen des Fonds, wenngleich viele Projekte noch nicht abgeschlossen seien.Wichtig sei vor allem, dass mit den Förderungen vermehrt Laub- und Mischwälder entstehen – statt Fichten-Monokulturen, die heute mehr als die Hälfte des österreichischen Waldes ausmachen, und deutlich weniger klimaresilient sind.

Doch die Aufforstung eines Laub- oder Mischwaldes ist teuer. Im Vergleich zu einer Fichtenkultur sind die Kosten je nach Baumartenmischung in etwa zwei bis fünf Mal höher, erklärt Harald Vacik vom Institut für Waldbau an der Universität für Bodenkultur Wien. Nadelholz sei in weiterer Folge auch pflegeleichter, Laubholzbäume müssen stärker gepflegt werden, um qualitativ hochwertiges Holz zu produzieren. Bei der Anpflanzung von Mischwäldern brauche es zudem Schutzvorkehrungen gegen den Verbiss durch Wild. "Wenn Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer diese Investition machen, rechnet sich das erst sehr viel später.Sie selbst erleben das vielleicht gar nicht mehr", so Vacik.

Doch ob die Mittel den Umbau tatsächlich antreiben? Das werden die nächsten Evaluierungsberichte zeigen müssen. (Alicia Prager, 19.7.2023)