BYD Dolphin
Vom Konzept her ähnelt der Dolphin am ehesten Typen wie VW ID.3, Cupra Born und Renault Mégane E-Tech. Ein bisschen bullig, aber geräumig und auch praktisch.
Foto: Werk

Die Silhouette kommt einem gleich einmal einigermaßen vertraut vor, wenn man das erste Mal vor dem Dolphin steht. Das ist nicht weit weg von VW ID.3 oder Renault Mégane E-Tech, mit denen er sich das Kompaktformat zwischen 4,20 und 4,30 Meter Länge teilt – und das elektrische Antriebskonzept natürlich.

Mit dem Dolphin versucht BYD – der Shootingstar aus Rotchina ist inzwischen der weltgrößte Elektroautoproduzent – aber auch, in massenverträglichere Preisdimensionen vorzustoßen. In allen drei möglichen Fällen bleibt der Neuzugang in Österreich unter der für Firmenkunden – auf die bei Elektroautos rund 85 Prozent aller Neuzulassungen gehen – relevanten 40.000er-Schwelle. 31.390 Euro: Als günstigstes Modell tritt der Dolphin Active an, mit 70-kW-Motor und der kleinen Batterie, jener mit 44,9 kWh Kapazität (Reichweite: rund 340 km); kommt allerdings erst im zweiten Quartal 2024 in den Handel. Die anderen beiden Versionen (Comfort und Design, 37.270 und 38.380 Euro) sind bereits ab Herbst verfügbar, beide mit 150-kW-Motor, 60,4-kWh-Akku und 427 km Reichweite.

Keine Lenkradheizung im BYD Dolphin.
Keine Lenkradheizung im BYD Dolphin.

Österreich-Paket

In diesen Preisen, erläutert BYD-Österreich-Sprecher Pascal Sperger bei der Fahrzeugpräsentation in Madrid, sei zusätzlich ein Österreich-Paket enthalten, das unter anderem Unterbodenschutz und sämtliche Ladekabel umfasst, und damit sehen wir uns kurz die Technologie an.

Plattform, Batterie, Antrieb, das sind die drei Kernpunkte. Das meiste davon teilt der Dolphin sich mit dem Atto 3, mit dem BYD unlängst bei uns debütierte. Beide basieren auf der E-Plattform 3.0, einer "hochskalierbaren Architektur, die auch 800-Volt-Technik kann", wenngleich Dolphin wie Atto 3 auf 403 Volt Spannung setzen.

Aus den drei Antriebsmöglichkeiten entscheidet BYD sich ebenfalls beide Male, wie Renault und anders als VW, für den an der Front. Die unterflur verbaute Blade-Batterie mit Lithium-Eisen-Phosphat als Kathodenmaterial sieht BYD als "Gamechanger", im schnellen Ladekapitel glaubt man sich mit 88 kW Ladeleistung auf der richtigen Seite. "Warum?", wollen wir von Europa-Sprecher Mike Belinfante wissen. "Weil wir die Ladekurve viel länger und konstant auf Topniveau halten können als andere, die mit 150 kW oder mehr reinfahren."

der Standard

Elektrische Kernkompetenz

Die Batterie ist Kernkompetenz des 1995 gegründeten Mischkonzerns, der stolz darauf ist, die Schlüsseltechnologien, als welche Batterie, E-Motor, elektrische Steuerung und Mikrochips definiert wurden, nicht bei Zulieferern zukaufen zu müssen, sondern selbst zu beherrschen und in Eigenregie herzustellen.

Mit dem "8 in 1"-Antrieb betreten wir dann auch zahlenmystischen Boden. Die Acht gilt in China Glückszahl, weil sie klingt wie das Wort für Glück und Erfolg: fa. Die Ingenieure werden geschwitzt haben, als sie die Vorgabe erhielten, Steuergerät, Batteriemanagement, Stromverteilungseinheit, Antriebsmotor, Motorsteuerung, Getriebe, Gleichstromwandler und Ladegerät unter einen Hut zu bringen als erster Massenhersteller der Welt, und damit im Telegrammstil noch erste Fahreindrücke.

Massenverträglichere Preisdimensionen lautet das Konzept des BYD Dolphin.
Massenverträglichere Preisdimensionen lautet das Konzept des BYD Dolphin.

Komfortables Fahrzeug

Der Frontantrieb macht sich als solcher bemerkbar, beim Fahrwerk notierten wir "Vanderhofknicks", weil der Wagen in flott gefahrenen Kurven gern etwas eintaucht, die erwähnten ID.3 und Mégane sind da doch noch ganz andere Kaliber. Prinzipiell lässt sich aber sagen: komfortables, agiles Fahrzeug, das die Verbrauchsversprechen löblich präzise im Alltag einlöst.

Überraschend angesichts des vorzüglichen Akku-Thermomanagements: Es gibt keine Lenkradheizung. Und was nervt, ist das Surren drinnen im niedrigen Tempobereich. Unterm Strich aber ist der Dolphin ein Auto, mit dem BYD sich rasch in Europa etablieren wird. (Andreas Stockinger, 20.7.2023)

Wang Chuanfu (rechts) gründete und leitet den Mischkonzern BYD, dessen Autosparte in China gerade alle Rekorde bricht. Im Sektor Batterien belegt BYD hinter CATL global Rang zwei.
Foto: IMAGO/VCG
Die Import-Agenden in Österreich liegen bei der Denzel-Tochter CCI Car Austria. Geschäftsführer Danijel Dzihic hat ehrgeizige Pläne mit der China-Marke.
Foto Alexander Seger
Die "E-Plattform 3.0", auf der auch der Dolphin basiert, erlaubt maximal flexible Auslegung: Darstellbar sind sowohl Front- als auch Hinterrad- und Allradantrieb.
Foto: Werk
Unter dem Siegel der Verschwiegenheit: Der Seal ist das nächste Modell, das heuer noch die BYD-Palette ergänzen soll. Elegante E-Limousine im 4,80-Meter-Format.
Foto: Werk