Es gab einmal eine Zeit, da war man in Österreich stolz auf sein Gesundheitssystem. Das ist lange her, wie sehr sich die Situation insgesamt verändert hat, davon können Patienten ein Lied singen. Wie verfahren die Situation ist, davon konnte man sich Donnerstagabend in der "ZiB 2" ein Bild machen. Zu Gast bei Marie-Claire Zimmermann war Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), dessen Botschaft in dem Gespräch eine klare war: Alles nicht wahr.

Gesundheitsstadtrat Hacker in der
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker in der "ZiB 2".
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Die OECD veröffentlicht Zahlen, wonach es mit dem österreichischen Gesundheitswesen gar nicht so schlecht steht. In Österreich kommen auf 1.000 Patientinnen und Patienten statistisch gesehen 5,4 Ärzte, im EU-Schnitt sind es weniger, nämlich vier. Gar nicht wahr, sagt Hacker. In der Statistik würde Österreich auch Pensionistinnen und Pensionisten sowie Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung melden. Österreich sei "eines der wenigen Länder, die die eigenen Zahlen nach oben schrauben".

Haus mit 2.000 Mitarbeitern

Ein Oberarzt in der Klinik Ottakring schreibt per E-Mail, heute, Freitag, sei der erste Tag, an dem zwischen acht und zwanzig Uhr kein Oberarzt für die Notaufnahme gefunden werden konnte. Er kenne die E-Mail nicht, was solle er jetzt damit anfangen, antwortete Hacker. Er sei sich "ganz sicher, dass der ärztliche Direktor eine Lösung finden wird". In einem "Haus mit 2.000 Mitarbeitern" werde sich wohl jemand finden.

ZIB 2: Stadtrat Hacker zu Wiens Ärzteproblem
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Höhere Bezahlung für Ärzte und Pflegekräfte? "Geld ist immer eine Möglichkeit", sagt Hacker, "aber es ist nicht die einzige Möglichkeit. Es macht deswegen nicht mehr Menschen in einem Gesundheitssystem."

Ob er mit der Ärztekammer zerstritten sei, fragte sich Hacker dann selbst und gab gleich die Antwort: "Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Es gibt eine ganze Reihe von Funktionären der Kammer, die sich schon beklagen über den Stil, den eine kleine Gruppe im Augenblick führt."

ZIB 2: Stadtrat Hacker zu Wiens Ärzteproblem
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) kontert die von Ärztekammer und dem mittlerweile entlassenen Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer vorgebrachte Kritik, Wien verteile Ärzte ineffizient. Grund für die Misere in Wiens Spitälern ist seiner Ansicht nach der Ärztemangel.
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Gegen die Ärztekammer holte Hacker schließlich dann doch aus: Stefan Konrad von der Klinik Ottakring, Vizepräsident der Ärztekammer, sei "im Moment nicht an der Klinik Ottakring, sondern in einem anderen Spital", er sei "weiters kein Oberarzt, und vor allem ist er ein Funktionär der Ärztekammer". Dieser habe "bis zum heutigen Tag nie um einen Termin angefragt, nicht ein einziges Mal. So gesehen: eine Falschaussage."* Um Lösungen ging es an dem Abend nur wenig. Um den Pflegemangel auch nicht. Verfahrener könnte die Situation kaum sein.* Um Lösungen ging es an dem Abend nur wenig. Um den Pflegemangel auch nicht. Verfahrener könnte die Situation kaum sein. (Doris Priesching, 21.7.2023)

Update 21.7.2023, 10:30: Die Ärztekammer nennt den Beitrag in einer Reaktion gegenüber dem STANDARD "sehr verkürzend zusammengeschnitten" und weist auf einen Fehler hin: "Das erste Statement hat aber tatsächlich Dr. Stefan Konrad als Vizepräsident der Wiener Ärztekammer gemacht und war auch so richtig untertitelt. Danach wurde der Streiksprecher interviewed, Dr. Severin Ehrengruber, auf den sich Hacker bezogen hat." Ehrenberger antwortete auf Instagram mit einem Posting, in dem er darlegt, am 26. Juni Hacker kontaktiert zu haben. (red)

Streiksprecher Severin Ehrenberger auf Instagram
Streiksprecher Severin Ehrenberger auf Instagram
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