Eirini-Marina und Anna-Maria Alexandri, Synchronschwimmen
Eirini-Marina Alexandri und Anna-Maria Alexandri präsentieren in Fukuoka ihre Goldmedaillen.
EPA/FRANCK ROBICHON

Anna-Maria und Eirini-Marina Alexandri sind auf dem vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere angekommen. Die österreichischen Synchronschwimmerinnen holten sich am Donnerstag in Fukuoka ihre erste WM-Goldmedaille und bugsierten sich in eine Mitfavoritenrolle auf den Olympiasieg in einem Jahr in Paris. Zwei Silbermedaillen durch Schwester Vasiliki-Pagona in den Solobewerben machten das Glück der in der Südstadt trainierenden Athletinnen perfekt.

In ihrer Karriere ging es mit den gebürtigen Griechinnen, die im Juni 2014 eingebürgert wurden, im Duett stetig bergauf. Bei der EM 2021 belohnten sich die Olympiasiebenten erstmals mit Bronze, 2022 gewannen sie zweimal Silber. Einen Tag nach dem Weltmeistertitel sprechen die beiden Schwestern über ihren Triumph.

STANDARD: Wie ist dieses WM-Gold vor einer Großmacht wie China einzuordnen?

Eirini-Marina Alexandri: Es ist unglaublich, wir können das kaum in Worte fassen, haben es noch immer nicht realisiert. Wir haben China erstmals geschlagen, ohne dass sie Punkteabzüge erhalten haben. Sogar die gegnerischen Trainerinnen haben uns gratuliert. China ist so eine große Nation, und wir gewinnen vor ihnen Gold. Die Chinesen sehen uns als Rivalinnen. Es herrscht höchster Respekt voreinander. Das motiviert uns auch extrem für die Zukunft.

STANDARD: Im Finale der Technik-Kür wurde Ihnen Gold von den Wertungsrichtern "gestohlen", wie Sie sagten. War das in der darauffolgenden freien Kür ein Wettkampf mit Wut im Bauch?

Anna-Maria Alexandri: Diese Enttäuschung hat uns nur noch mehr motiviert. Wir wollten einfach zeigen, dass wir sauber schwimmen können, also ohne Strafpunkte. Wir haben es allen gezeigt, auch den Wertungsrichtern. In der Technik-Kür wurden wir für einen Fehler bestraft, den wir in unseren Augen nicht begangen haben. Das hat uns auch die ganze Halle bestätigt. Es war eine ungerechte Entscheidung, aber wir wollen auf diesem Thema nicht mehr herumreiten. Wir haben die richtige Antwort im Wasser gegeben.

STANDARD: Worauf kommt es beim Synchronschwimmen an?

Anna-Maria Alexandri: Es geht um die Schwierigkeit der Choreografie, die Ausführung, den Ausdruck. Es geht darum, etwas Schwieriges leicht aussehen zu lassen. Sich elegant im Wasser zu bewegen, das muss man lernen.

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STANDARD: Was sind Ihre Stärken?

Eirini-Marina Alexandri: Wir haben eine sehr gute Technik, schwimmen sauber und haben einen hohen Stand im Wasser. Letzteres spielt in der Bewertung eine wichtige Rolle.

STANDARD: Wo können Sie sich noch verbessern?

Anna-Maria Alexandri: Wir können in allen Bereichen zulegen. Den Schwierigkeitsgrad der Kür noch einmal zu erhöhen, das ist das nächste Ziel. Wir werden das mit Videos genau analysieren, da geht es oft nur um kleine Veränderungen. Eine Drehung mit den Beinen hier, eine Paddelbewegung dort: Kleinigkeiten können entscheiden. Wir müssen noch exakter werden.

STANDARD: Ist es ein Nachteil für eine Sportart wie Synchronschwimmen, dass Benotungen für die Zuschauer nicht so einfach nachvollziehbar sind?

Eirini-Marina Alexandri: Natürlich. Aber hier bewerten Menschen einen Wettkampf, keine Computer. Das muss man bedenken. Das Regelwerk ist durchaus komplex, aber wenn man sich ein bisschen mit Synchronschwimmen beschäftigt, bekommt man schon ein Gefühl, ob eine Kür gut war oder ob Fehler passiert sind. Das neue Wertungssystem setzt andere Schwerpunkte. Ein Programm, das vor ein paar Jahren eine Medaille gebracht hat, reicht jetzt womöglich nicht einmal mehr für Platz zehn.

Eirini-Marina und Anna-Maria Alexandri, Synchronschwimmen
Verkehrte Welt.
AP/David J. Phillip

STANDARD: Sie befinden sich bei einer Kür oft mehr unter als ober Wasser. Wie lange können Sie die Luft anhalten?

Eirini-Marina Alexandri: Unsere Küren dauern im Schnitt zweieinhalb Minuten, davon sind wir zwei Minuten unter Wasser. Wir können die Luft während einer Choreografie aber auch länger anhalten, drei Minuten oder mehr. Wie lange wir unter Wasser bleiben können, entscheidet aber nicht allein über den Erfolg. Ursprünglich hat es geheißen, man bekommt Bonuspunkte, je länger die Unterwasserphasen dauern. Das wurde aber nicht ins Regelwerk aufgenommen.

STANDARD: Fotos vom Synchronschwimmen gehören jährlich zu den spektakulärsten im Sportkalender. Was begeistert Sie an Ihrer Sportart?

Anna-Maria Alexandri: Wir bewegen uns gerne im Wasser. Dazu kommt die Musik, die Akrobatik, die Verbindung von Eleganz und Stärke. Als Synchronschwimmerin musst du so viele Skills beherrschen.

STANDARD: Ihre Sportart findet im Wasser statt. Geht man da noch zum Spaß in der Freizeit schwimmen?

Eirini-Marina Alexandri: Auf jeden Fall. Im Sommer gehen wir in Griechenland im Meer baden, Abschalten vom Wettkampf. Das Training ist schon sehr hart und der Weg nach Paris noch weit.

STANDARD: Nach dem WM-Gold sind Sie nun auch Favoriten bei den olympischen Spielen 2024. Was sind Ihre Ziele für Paris?

Anna-Maria Alexandri: Unser Ziel ist eine Medaille in Paris, wir reden aber nicht über die Farbe. Das wird eine ganz schwere Aufgabe. Die Konkurrenz hat sich unser Programm von den European Games genau angeschaut, Elemente unserer Kür kopiert, um ihrerseits den Schwierigkeitsgrad zu steigern. China und Japan sind Großmächte im Synchronschwimmen, aber wir können sie fordern. Auch europäische Nationen wie Italien oder Spanien werden um Medaillen mitreden. (Florian Vetter, 21.7.2023)