Das Schauspiel 'Jedermann' von Hugo von Hofmannsthal hatte am Samstag im Rahmen der Salzburger Festspiele Premiere.
APA/BARBARA GINDL

Salzburg – Bei der diesjährigen Inszenierung des Traditionsstücks Jedermann bei den Salzburger Festspielen setzt Regisseur Michael Sturminger auf apokalyptische Düsternis in einer von Klimawandel und Kapitalismus zersetzten Welt. Daher war es zunächst nicht ganz klar, ob die Störaktion zu Beginn des Fests, zu der sich die Letzte Generation nach der Premiere am Freitagabend auf Twitter bekannte, nicht vielleicht zur Inszenierung gehörte, die wetterbedingt vom Domplatz ins Festspielhaus verschoben wurde.

Schließlich hatte der zweistündige Abend bereits mit einer - inszenierten - Störaktion begonnen, in der Aktivisten mit Warnwesten auf die Bühne stürmten und die Fassade von Jedermanns Villa mit oranger Farbe besprühten. Etwa zur Hälfte des Stücks meldeten sich dann im Saal verteilte Aktivistinnen und Aktivisten mit Rufen wie "Wir alle sind die Letzte Generation!" zu Wort, bevor sie aus dem Saal eskortiert wurden und das Geschehen auf der Bühne nahtlos weiterging.

Was bleibt von einem Menschenleben?

In einer Aussendung betonen die Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten, dass "Jedermann" Verantwortung habe. Laut eigenen Angaben seien sie "mit einem Großaufgebot an Sicherheitskräften" aus dem Salzburger Festspielhaus gezerrt worden, weil sie jene Frage gestellt hätten, die auch schon den Schriftsteller Hugo von Hofmannstahl vor über 100 Jahren beschäftigte: "Was bleibt von einem Menschenleben?" Die Klimagruppe fordert unter anderem, die Lösungen, die der Klimarat im Juni letzten Jahres vorgelegt hatte, umzusetzen.

Offiziell eröffnet werden die Salzburger Festspiele am 27. Juli mit einem Festakt in der Felsenreitschule. Die Festrede hält der Quantenphysiker und Nobelpreisträger Anton Zeilinger. Das Hamlet-Zitat "Die Zeit ist aus den Fugen" steht in diesem Jahr als Motto über dem Programm. Bis 31. August gibt es 179 Aufführungen an 43 Tagen in 15 Spielstätten sowie 34 Vorstellungen im Jugendprogramm "jung & jede*r". Zu den Höhepunkten zählen Mozarts "Figaros Hochzeit" und die beiden Verdi-Opern "Macbeth" und "Falstaff" sowie Lessings "Nathan der Weise" und eine Bühnenfassung von Michael Hanekes Oscar-gekröntem Film "Amour". (APA, red, 22.7.2023)