Die Verklärungskathedrale wurde erst 2003 rekonstruiert.
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Es ist ein Krieg mit allen Mitteln, der seit eineinhalb Jahren in der Ukraine tobt. Zur russischen Aggression gehört dabei seit Anbeginn auch, Kulturstätten und Kunstwerke zu plündern, gezielt zu zerstören oder Schäden zumindest billigend in Kauf zu nehmen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde nun bei einem Luftangriff auf die südukrainische Hafenstadt Odessa das historische Zentrum getroffen. Erst im Jänner war dieses von der Unesco ins Weltkulturerbe aufgenommen worden.

In Schutt und Asche gelegt wurde die größte ukrainisch-orthodoxe Kirche, die 1794 unter der Stadtgründerin Zarin Katharina der Großen errichtete Verklärungskathedrale. Schon einmal, 1936, wurde diese von der Sowjetunion auf Befehl Josef Stalins zerstört, erst 2003 rekonstruierte die Ukraine den Sakralbau.

Wenngleich Russland einen gezielten Beschuss der Kirche bestreitet und vielmehr eine verirrte ukrainische Luftabwehrrakete ins Treffen führt, liegt ein vorsätzlicher Akt mit Symbolwirkung nahe: Die ukrainisch-orthodoxe Kirche hatte sich zuletzt vom russisch-orthodoxen Patriarchat losgesagt.

Kriegsverbrechen

Das Fest der Verklärung Christi, bei der Jesus sich seinen Jüngern als Erleuchteter offenbarte, wird in den christlichen Kirchen am 6. oder am 19. August gefeiert. Der russische Patriarch Kirill, von Anfang an Unterstützer des Angriffskriegs Wladimir Putins, hatte die Verklärungskathedrale 2010 selbst besucht.

Die Unesco, die die Luftschläge, bei denen zwei Menschen getötet wurden, umgehend verurteilte, teilte weiters mit, dass zudem das Archäologische Museum, das Flottenmuseum und das Literaturmuseum der Stadt getroffen wurden.

Zu Beginn des Krieges kam es zu Schäden an der Kiewer Gedenkstätte für das NS-Massaker von Babyn Jar. Das bislang schlimmste Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit einer Kulturstätte wurde am 16. März 2022 bei der Bombardierung Mariupols verübt. Damals wurde ein Theater getroffen, in dem Zivilisten Schutz suchten – geschätzt 300 bis 600 Menschen sollen dabei ums Leben gekommen sein. (Stefan Weiss, 24.7.2023)