Man muss Dornbirn oder das Rheintal nicht einmal besucht haben, um ihn zu kennen: Der türkis-graue Klotz, auf dem in roter Schrift "Messepark" steht, ist auch von der Autobahn A14 aus gut zu sehen. Das größte Vorarlberger Einkaufszentrum ist mittlerweile 36 Jahre alt – und will wachsen, und zwar schon seit längerem.

Grüne Kritik

Letzte Woche informierte das Land Vorarlberg, dass nun einen Monat lang Zeit ist, um Stellungnahmen zu den Ausbauplänen abzugeben. Derzeit werden 16.900 Quadratmeter Verkaufsflächen genutzt, künftig sollen 5300 dazukommen. Von den 22.200 Quadratmetern sollen dann maximal 5000 für den Lebensmittelhandel verfügbar sein. Die Handelsflächenzunahme würde demnach bei 31,4 Prozent liegen.

Weil es einerseits zu einer Verkehrszunahme (plus 23 Prozent) in einem Gebiet kommen würde, das jetzt schon von Überlastung gekennzeichnet ist, aber auch weil sich das prognostizierte Plus für den größeren Messepark hauptsächlich aus dem Minus für andere Städte und Gemeinden in Vorarlberg speisen würde, übt die grüne Nationalratsabgeordnete Nina Tomaselli heftige Kritik. Das Thema ist für sie ein altbekanntes, denn als zum letzten Mal ein Ausbau diskutiert wurde, war Tomaselli in Vorarlberg Raumplanungssprecherin. "Immer noch größere Einkaufszentren an den Ortsrändern entsprechen dem alten Denken", sagt Tomaselli. Nur 30 Prozent aller Handelsflächen im Ländle sind in den Ortszentren zu finden.

Wer das Projekt bewertet

All diese Prognosen hat die Firma Cima Beratung und Management GmbH errechnet. Das Unternehmen, das neben Orts-, Stadt- und Regionalentwicklung bzw. Marketing auch in der Handelsforschung tätig ist, blickt auf eine lange Geschichte und daher viel Expertise im Ländle zurück. Seit 2001 sei man im und für das Land Vorarlberg tätig, sagt Geschäftsführer Roland Murauer.

Im Vergleich zu anderen Bundesländern seien das Raumplanungsgesetz bzw. die raumordnerischen Rahmenbedingungen in Hinblick auf die Beurteilung von Einzelhandelsgroßprojekten wesentlich klarer strukturiert und optimaler, sagt Murauer. Denn vor einigen Jahren habe es ein Umdenken gegeben: Statt bei jedem Projekt Gutachten mit unterschiedlichen Parametern und somit wenig Vergleichbarkeit zu haben, wollte die Raumplanungsbehörde ein einheitliches Kriterienset, nach dem alle Bauvorhaben geprüft werden. Und damit seien die Ausbauwünsche des Messeparks dieses Mal und vor sechs Jahren geprüft worden. Die Ausgangsbedingungen: Das Kaufkraftniveau im Ländle sei hoch, die Konkurrenz durch die angrenzende Schweiz, Liechtenstein und Süddeutschland aber stark. Und der Messepark sei im Vergleich mit anderen Shoppingcentern definitiv klein.

Zara als Zugpferd

Dass Cima 2016 eine Erweiterung der Verkaufsfläche im Messepark auf 19.000 Quadratmeter – ein Plus von 1500 Quadratmetern – als gerade noch strukturverträglich beschrieb und heute einen Ausbau von mehr als 5000 Quadratmetern befürwortet, sei kein Widerspruch, sagt Murauer. "Wir haben immer gesagt: Wenn es neue Anbieter gibt, die qualitativ hochwertig sind, dann kann man einen größer angelegten Ausbau sehr wohl vertreten." Was das konkret heißt? "Ein bekanntes Outlet, das Massenkonsumkraft anzieht." Im konkreten Fall ist das sehr wahrscheinlich das spanische Bekleidungsgeschäft Zara des Inditex-Konzerns. Eine solche Filiale könnte auch kaufkraftstarke Besucher aus der Schweiz und aus Liechtenstein zurückholen, sagt der Experte. Viele von ihnen seien in den letzten Jahren verlorengegangen, vor allem in den Onlinehandel.

Und was ist mit den sinkenden Umsätzen in anderen Orten? In Vorarlberg seien vier bis sechs Prozent Abzug von Kaufkraft durchaus noch strukturverträglich, meint Murauer. Außerdem sei es auch so, dass es in Hohenems, Lauterach oder Wolfurt eben keine ähnlichen Anbieter gebe, man könne Zara nun einmal nicht mit einem Kik vergleichen. Auch Bregenz werde ein größerer, modernerer Messepark nicht nachhaltig schädigen, die Landeshauptstadt sei ganz anders aufgestellt. Und auch die Dornbirner Innenstadt sieht Murauer nicht gefährdet.

Was es zu verhindern gelte

Die Debatte, ob man das stärkste Einkaufszentrum noch zusätzlich stärkt, verstehe Murauer zwar. Führen hätte man diese laut ihm aber vor 30 Jahren müssen. "Der Messepark ist für die Gesamt-Einkaufsattraktivität in Vorarlberg von eminenter Bedeutung." Er sei derzeit noch eine Cashcow, erfülle aber die qualitätsvollen Anforderungen nicht mehr, etwa was Erreichbarkeit oder das Aufenthaltserlebnis betreffe. Murauer zufolge braucht der Messepark daher dringend ein "Facelift".

Einem internationalen Trend erteilt Murauer eine klare Absage: Multi-Use gelte es vertraglich zu verhindern. Das Anbieten von zusätzlichen Leistungen, etwa Arztpraxen oder Kinderbetreuung, weil der stationäre Handel stetig abnehme, würden derzeit viele Entwickler forcieren. "Das wäre für die anderen Gemeinden dann tatsächlich nicht mehr verträglich."

Ländle-Gemeinden noch zurückhaltend

Die umliegenden Ortschaften reagieren vorerst nicht auf die Ausbaupläne. Aus Hohenems und Feldkirch heißt es etwa, dass die Stellungnahme direkt an die zuständige Behörde gehe. Aber: "Wir möchten festhalten, dass die Stadt Feldkirch in den vergangenen Jahren intensiv an einer attraktiven Innenstadtausgestaltung gearbeitet hat. Das Flair der mittelalterlichen Altstadt in Kombination mit den Fußgängerzonen und Grünelementen kann der Messepark in dieser Form nicht bieten." (Lara Hagen, 25.7.2023)