NBA-Star Jakob Pöltl könnte Österreich helfen, darf aber nicht.
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Österreich ist auf der weltweiten Basketball-Landkarte nicht Malta. Die Alpenrepublik hat mit Jakob Pöltl einen NBA-Spieler, sogar in den USA weiß man jetzt, wo Austria ist. Bleibt Pöltl eine Jahrhundertausnahme? Und gibt es noch ein Nationalteam? Zur zweiten Frage: Ja, gibt es. Mit einem souveränen 85:66 (49:27) gegen Norwegen gab es den ersten Sieg in der letzten Phase der Vor-Qualifikation für die Europameisterschaft 2025. Bogic Vujosevic (21) und Erol Ersek (17) waren in Schwechat die erfolgreichsten Werfer. Gegen Bulgarien gab es in Gruppe J am Samstag auswärts eine Auftaktniederlage (71:83). "Der Fokus liegt voll auf dem Umbruch und eine zukünftige goldene Generation", sagt Johannes Wiesmann, General Manager des Verbands (Basketball Austria). Heißt: Das Ergebnis der Herren-Quali ist nicht ausschlaggebend, der Blick geht Richtung Nachwuchs. Wieder einmal. Bei der U18-EM in Portugal zeigen die Gebrüder Suljanovic (Omer und Imran) sowie Aleksej Kostic auf, bei der U20-EM in Mazedonien Nordin Kapic.

Der 2,01 Meter große Omer Suljanovic und sein jüngerer Bruder Imran spielen im Nachwuchs des italienischen Erstligisten Pallacanestro Reggiana, Kapic verbuchte in der vergangenen Saison für die Lynn University im US-Bundesstaat Florida (Division II) in 25 Partien 19,3 Punkte und 10,3 Rebounds. Mit dem 18-jährigen Benjamin Schuch gibt es erstmals einen heimischen Spielmacher, der mehr als zwei Meter groß ist.

Alles hat irgendwann ein Ende, auch die Durststrecke

Österreich fehlt noch Größe unter dem Korb, das wird sich in den kommenden Jahren ändern. Gegen Norwegen spielt man quasi mit einer Zwergentruppe. Der 2,13 Meter große Pöltl fehlt dem Team immer. Die NBA nimmt während der Saison keine Rücksicht auf EM- und WM-Qualifikationen. Im Sommer oder Herbst, wenn die beste Liga der Welt ruht, wäre es aber grundsätzlich möglich für Pöltl für Österreich zu spielen. Alles Konjunktiv. Sein neuer Klub, die Toronto Raptors, müssten eine Freigabe erteilen. Die Versicherungssumme für den Verband, damit Pöltl überhaupt international spielen darf, belief sich in der Vergangenheit auf etwa 15.000 US-Dollar.

Jozo Rados (BC Vienna) hat einen Bandscheibenvorfall, Luka Brajkovic (zuletzt CB Breogan in Spanien) tut der Knöchel weh, die Ära von Aushängeschild Rasid Mahalbasic ist vorbei.

Sollte sich Österreich dennoch für die Hauptphase der Quali für die EM 2025 qualifizieren, stünden die Erfolgschancen nicht besonders hoch. Die Euroleague, die Champions League des Basketballs, pausiert nächstes Jahr erstmals für die Nationalteams, die in acht Vierergruppen um EM-Tickets raufen. Das heißt, alle Euro-League-Spieler von Madrid bis nach Istanbul stehen der Konkurrenz zur Verfügung. Österreich hat (noch) keinen Spieler in der Königsklasse.

Erol Ersek setzt zum Wurf an. 
Österreich schafft es seit Jahren nicht, seine besten Spieler zum Nationalteam zu bringen.
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Der Blick geht mit dem Fernglas Richtung EM 2029. Österreichs mit Abstand bester Mann an der Seitenlinie, Raoul Korner, wird auf dieser Mission vorerst fehlen. Der Wiener hatte sein Amt als Teamchef Ende Juni 2019 angetreten und die Nationalmannschaft bis Sommer 2022 in 14 Spielen betreut. Weil ihn sein damaliger Verein Hamburg Towers, von dem er Anfang Jänner beurlaubt wurde, eine Doppelfunktion nicht erlaubte, musste der Wiener sein Engagement beenden. Das bleibe aufrecht, weil auch ein neuer Arbeitgeber "nicht begeistert" wäre, wenn er in der Vorbereitungszeit auf die Saison nur eingeschränkt zur Verfügung stünde. Korner sprach von einer "Entscheidung des Verstands, nicht des Herzens", hat bis dato keinen neuen Job.

Sei's drum. Österreich will endlich zu einer EM. Sportlich kann das Ziel nicht so weit weg sein, auch wenn Berufssuderanten immer wieder Gegenteiliges behaupten. Großbritannien, Belgien, Niederlande, Ungarn: Bei der letzten Endrunde 2022 spielten gleich mehrere Teams mit, die Österreich in der Quali-Vergangenheit bereits geschlagen hat. 1977 starb der King of Rock 'n' Roll, da ist gefühlt ein Jahrhundert her. 1977 war Österreich das letzte Mal bei einer EM dabei. Die Hoffnung ist, dass alle Puzzlesteine irgendwann zusammenpassen, Österreich seine besten Spieler auch zur Verfügung hat, wenn es zählt. Wiesmann: "So viel Talente wie im jetzigen U18-Team gab es noch nie." (Florian Vetter, 26.7.2023)

Vorquali zur Basketball-Europameisterschaft 2025

Gruppe J in Schwechat im Multiversum

Österreich – Norwegen 85:66 (49:27)

Scorer Österreich: Bogic Vujosevic 21, Erol Ersek 17, Daniel Köppel und Renato Poljak je 13, Edi Patekar 6, Sebastian Käferle und Timo Lanmüller je 5, Benedikt Güttl 3, Jakob Lohr 2